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Fallende Energiepreise: Entlastungspakete werden wohl billiger als gedacht

Fallende Energiepreise Entlastungspakete werden wohl billiger als gedacht

Die Bundesregierung plante ein drittes Entlastungspaket mit 200 Mrd. Euro 

Die Bundesregierung plante ein drittes Entlastungspaket mit 200 Mrd. Euro 

© IMAGO / Jochen Tack

200 Mrd. Euro – mit diesem Betrag rechnete die Bundesregierung für ein drittes Entlastungspaket. Nun wird es wohl kleiner ausfallen als gedacht, denn die Energiepreise sinken 

Seit 1. Januar ist sie in Kraft, die deutsche Gas- und Strompreisbremse. Auch wenn die monatlichen Entlastungsbeträge für private Gaskunden erst ab März ausgezahlt werden, können Haushalte und kleinere Gewerbetreibende damit rechnen, dass sie ab Anfang dieses Jahres für 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs auf Kosten von höchstens zwölf Cent pro Kilowattstunde (kWh) sitzen bleiben werden. Beim Strom sind es höchstens 40 Cent pro kWh. Für Januar und Februar wird der Unterschied zwischen diesen und den tatsächlich bezahlten Preisen rückwirkend erstattet. Für die Bundesregierung läuft damit die Kostenuhr - und zwar erheblich langsamer als erwartet. Aufgrund sinkender Energiepreise dürfte die Rechnung für die Preisbremsen um viele Milliarden Euro niedriger ausfallen, als bei der Planung des als „Doppelwumms“ bekannt gewordenen Entlastungspakets vorherzusehen war.

Im Spätsommer war an der Börse der Gaspreis zeitweise auf mehr als 300 Euro pro Megawattstunde emporgeschossen, für den Strompreis ging es bis auf über 700 Euro pro Megawattstunde hinauf. Die Befürchtung: Sollte sich dieses Rekordpreisniveau verstetigen oder gar noch steigen und an die Verbraucher weitergereicht werden, würden sich die Energiekosten für Haushalte wie Unternehmen vervielfachen. Also beschloss die Bundesregierung auf Vorschlag einer Expertenkommission, die Kosten für einen Basisverbrauch auf 12 beziehungsweise 40 Cent pro Kilowattstunde zu deckeln. Für große industrielle Verbraucher gibt es eigene Konditionen. 

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Für das gesamte damals bereits dritte Entlastungspaket plante die Bundesregierung 200 Mrd. Euro ein. Mehr als 50 Mrd. dafür sind allein für die Gaspreisbremse vorgesehen. Angesichts der aktuellen Preisentwicklung dürfte der tatsächliche Aufwand nur einen Bruchteil davon betragen. Zwar gibt es Gaskunden, die aktuell tatsächlich mehr als 20 Cent oder sogar 30 Cent pro Kilowattstunde bezahlen müssen. Das betrifft jedoch nur eine Minderheit, die in hohen Grundversorgungstarifen steckt oder zum ungünstigsten Zeitpunkt neue Verträge mit Gasversorgern meist für ein Jahr abgeschlossen hat. Derzeit werden Neuverträge laut den Vergleichsportalen Verivox und Check24 wieder ab rund 14 Cent angeboten, also nur 2 Cent über dem Preisdeckelniveau. 

Wind- und Kernkraft helfen

Energieexperte Marco Wünsch vom Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos rechnet damit, dass der durchschnittliche Erstattungsbetrag im Rahmen der Gaspreisbremse bei 2 bis 4 Cent pro Kilowattstunde liegen wird – für einen Verbrauch von etwa 240 Terawattstunden. Das entspräche Kosten von 7 bis 15 Mrd. Euro für den Geltungszeitraum der Preisbremsen bis kommenden April, wie Wünsch im Gespräch vorrechnet. Der Rest des Gasverbrauchs von Haushalten und Gewerbetreibenden ist laut Wünsch noch von günstigen Altverträgen aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg gedeckt, mit Preisen von deutlich unter 12 Cent pro Kilowattstunde. Da greift die Gaspreisbremse also nicht.

Bleiben die großen Industrieverbraucher. Die decken ihren Gasbedarf laut Wünsch meist kurzfristig. Das heißt, dass sie bald wieder von den deutlich gesunkenen Börsenpreisen profitieren und nur wenig oder gar keine Förderung aus der Gaspreisbremse erhalten dürften. Auch bei der Strompreisbremse dürften die Kosten gering bleiben. „Die Grenze wurde mit 40 Cent sehr hoch eingezogen“, sagt Wünsch. Der Großteil der Verbraucher zahle weniger. 

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Zu verdanken haben Verbraucher und Steuerzahler die unerwartet niedrigen Kosten für die Entlastungsmaßnahmen mehreren Entwicklungen, die nicht absehbar waren, als das Paket im September ausgearbeitet wurde. Vor allem sei der Winter bislang ungewöhnlich mild, erklärt Wünsch. Zudem sei zuletzt die Stromerzeugung aus Windkraftanlagen wieder deutlich gestiegen, und französischen Kernkraftwerke, von denen im Sommer und Herbst viele ausgefallen waren, seien schneller wieder ans Netz gebracht worden als befürchtet. Das habe nicht nur auf dem Strommarkt, sondern auch auf dem Gasmarkt für Entspannung gesorgt. Denn dadurch werde weniger Erdgas zur Stromerzeugung benötigt.

Dieser Artikel ist zuerst auf ntv.de erschienen. 

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