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Fed bekämpft Inflation geduldig: Powell spricht schon vom nächsten Zinsschritt

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"Dieser Prozess wird Zeit in Anspruch nehmen", sagt Jerome Powell.

(Foto: picture alliance / Kyodo)

Die größten Befürchtungen bewahrheiten sich beim Interview von Jerome Powell im Economic Club of Washington nicht, aber die Aussichten für Börsianer sind trübe. Denn die hohe Inflation macht dem Fed-Chef nach wie vor zu schaffen. Er stellt klar, dass er weitere Zinsschritte für sehr wahrscheinlich hält.

Der unerwartet starke US-Arbeitsmarkts belegt in den Augen der US-Notenbank, warum weitere Zinserhöhungen nötig sind, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Im laufenden Jahr sei mit einem "signifikanten" Rückgang der Inflationsrate zu rechnen, sagte Fed-Chairman Jerome Powell in einem Interview im Economic Club of Washington. Es dürfte aber noch bis 2024 dauern, bis diese wieder das anvisierte Ziel von zwei Prozent erreichen werde.

"Dieser Prozess wird Zeit in Anspruch nehmen", sagte Powell. Der Prozess werde aber nicht nur Zeit brauchen, sondern auch holprig verlaufen. "Wir müssen geduldig sein", fügte er hinzu.

Arbeitsmarkt läuft heiß

Die US-Notenbank hatte das Tempo ihrer Zinserhöhungen in der vergangenen Woche zum zweiten Mal in Folge verlangsamt und den Zielsatz um 25 Basispunkte auf 4,50 bis 4,75 Prozent angehoben - ein deutlicher Rückschritt im Vergleich mit dem Jahresende: Im Dezember betrug der Zinsschritt 50 Basispunkte und im November 75 Basispunkte.

Das vor dem Jahreswechsel ausgerufene Leitzins-Niveau von 5,1 Prozent wäre mit einer weiteren Erhöhung um 25 Basispunkte beinahe erreicht. Allerdings hatte das US-Arbeitsministerium am Freitag mitgeteilt, dass die Zahl der Beschäftigten im Januar um 517.000 gestiegen und die Arbeitslosenquote auf 3,4 Prozent gefallen ist - das ist niedrigste Stand seit 1969. Der US-Arbeitsmarkt ist also trotz steigender Zinsen und flauer Weltkonjunktur auf Hochtouren ins neue Jahr gestartet und könnte weitere Preissteigerungen fördern. Das würde für einen härteren Kurs der Fed sprechen.

Powell hatte unmittelbar nach der letzten Zinserhöhung bereits deutlich gemacht, dass es geldpolitisch "noch mehr zu tun" gibt. Die derzeitigen Aussichten ließen ein schwächeres Wachstum, einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit und einen allmählichen Rückgang der Inflation erwarten. Wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen im Einklang mit diesen Erwartungen entwickele, sei es nicht angebracht, die Zinsen in diesem Jahr zu senken, betonte er. Sollte die Inflation dagegen schneller zurückweichen, werde dies in der Geldpolitik berücksichtigt.

Wall Street nicht überzeugt

An den Börsen war die Furcht umgegangen, dass Powell seinen Auftritt beim Economic Club nutzen könnte, um Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte eine klare Absage zu erteilen. Solche Hinweise blieben jedoch aus.

Dennoch überzeugten die Aussagen Powells die Anleger an der Wall Street nicht: Der Dow-Jones-Index notierte am zwischenzeitlich 0,6 Prozent tiefer bei 33.677 Punkten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,3 Prozent auf 11.858 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 notierte 0,4 Prozent tiefer bei 4095 Punkten.