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Frank Arnold: Wie lässt sich Innovation leicht fördern?

Unternehmen, die sich Innovationen verschließen, werden leicht abgehängt. Daher ist es wichtig, eine Innovationskultur zu etablieren, die von Vertrauen, Freiheit und Offenheit geprägt ist. Frank Arnold erklärt, was dazu nötig ist

„Die Schwierigkeit liegt nicht darin, die neuen Ideen zu finden, sondern darin, die alten loszuwerden.“ John Maynard Keynes (1883-1946)

Es war „nur“ eine einzelne Innovation. Niemand hätte gedacht, dass sie eine gesamte Branche revolutioniert: Die neue MP3-Technik, entwickelt von Karlheinz Brandenburg, wurde wegen ihrer anfänglichen Mängel von der Musikindustrie und Tonträgerbranche lange Zeit nicht ernst genommen. Kurze Zeit später war ein gesamter Industriezweig in arger Bedrängnis, weil das MP3-Verfahren Musikdaten so komprimieren kann, dass jeder die Möglichkeit hat, sie schnell aus dem Internet zu laden.

Dieses Phänomen, mit dem meistens etablierte Unternehmen konfrontiert werden, heißt Durchbruchinnovation, auch disruptive Innovation genannt. Es handelt sich dabei um Produkte und Technologien, die bisher übliches Konsum- und Nutzungsverhalten abrupt und meist überraschend ändern.

Solche Innovationen, die vor allem von kleinen Unternehmen, Neu- oder Quereinsteigern ausgehen, werden anfangs oft falsch eingeschätzt beziehungsweise unterschätzt. So winkten viele Musikfirmen ab, als es um die Produktion und Markteinführung der MP3-Player ging: „Wir haben ja unsere CDs!“ Sie glaubten, mit deren Umsatz ihre Geschäfte auf Jahrzehnte hinaus gesichert zu haben, und waren unfähig, die digitale Musikrevolution zu erkennen. 1998 kamen die ersten MP3-Player auf den Markt, und der CD-Umsatz brach massiv ein.

„Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich, dann gewinnst du!“ Ghandi (1869-1948)

Da etablierte Unternehmen dazu neigen, sich bei der Jagd nach immer höherer technischer Perfektion und Leistungsfähigkeit zu verzetteln, übersehen sie häufig die Chancen solcher disruptiven Innovationen, die in der Regel einfacher, billiger und komfortabler sind. Oft bedeutet das eine Gefährdung der eigenen Position, wenn ein Massenprodukt den Vorgänger schlicht überrollt und ein bis dato bewährtes Geschäftsmodell plötzlich abgelöst wird.

Durch die Coronapandemie wurden nicht nur Lieferketten gestört und Ressourcenengpässe befördert, auch alternative Arbeitsmodelle wie hybrides Arbeiten und Homeoffice haben rasant an Bedeutung gewonnen. Technologische Innovationen werden die Aufmerksamkeit weiter in Richtung Heimarbeit lenken. Nach einer aktuellen Studie von Statista und Yougov glauben 43 Prozent der Deutschen, dass sich die Büroarbeit in Zukunft zu Teilen in das Metaverse verschieben könnte. Dass ein Viertel der Befragten zum Zeitpunkt der Befragung noch keine explizite Meinung zu dem Thema hatte, deutet darauf hin, dass das Metaverse und die damit verbundenen Konzepte noch nicht wirklich hierzulande angekommen sind.

Frank Arnold: Wie lässt sich Innovation leicht fördern?

Vertrauen, Freiheit und Offenheit als grundlegende Geisteshaltung

Wirksame Führungskräfte wissen, wie wichtig die eigene Aufnahmebereitschaft für neue Ideen ist. Für sie ist es oberstes Gebot, im eigenen Umfeld eine offene und innovative Atmosphäre zu schaffen. Die Mitarbeiter dürfen vieles ausprobieren und dabei auch Fehler machen. Hans-Jörg Bullinger, ehemaliger Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, drückte das mit folgenden Worten aus: „Zu einer guten Innovationskultur gehören Vertrauen, Freiheit und Offenheit.“ Das sind die Voraussetzungen für Innovationen, die heute wichtiger sind als je zuvor. Ohne Vertrauen, Freiheit und Offenheit kann Heimarbeit nicht funktionieren.

Daher prüfen auch innovative Führungskräfte alle neuen Chancen auf ihre Potenziale. Kunden, Lieferanten und andere Unternehmen – sie alle werden genauestens unter die Lupe genommen, um zukünftige Trends zu erkennen, bevor es zu spät ist. Wer Vertrauen, Freiheit und Offenheit nicht gibt, wird schneller abgehängt sein, als er oder sie sich vorstellen kann.

Denkanstoß für heute:

Dr. Frank Arnold ist Bestsellerautor sowie Berater für Unternehmens- und Führungskräfteentwicklung. Arnold beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Frage: Was ist gute Führung? Seine gleichnamige Kolumne erscheint wöchentlich an dieser Stelle und kann auch als Newsletter abonniert werden. Von Frank Arnold erschien bei Capital bereits die Artikelserie „Mein bester Rat“.

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