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Frauen im Ukraine-Krieg: "Warum ich in der Armee bin? Um Russen zu töten"

Kämpfen, kochen, kommandieren: Auch 40.000 ukrainische Frauen kämpfen im Krieg gegen Russland. Was treibt sie an?

Die Frau, die sich "Lagherta" nennt, wie die schöne Kriegerin aus der Netflix-Serie Vikings, demonstriert, wie ihr Arbeitsgerät funktioniert.

Sie dreht das Rohr im Kaliber 73 Millimeter in die Vertikale, bis auf 15 Grad, mehr geht nicht. "In diesem Winkel könnte ich Russen in 5.000 Metern Entfernung treffen", sagt sie. "Das ist die maximale Reichweite des SPG-9."

Lagherta, 28, die mal Physik studiert hat, dann in Kiew als Fitnesstrainerin arbeitete, kommandiert heute eine vierköpfige Einheit, die mit dem Geschütz im Kampf operiert. Das SPG-9 stammt aus Sowjetzeiten und kann je nach Munition gegen unterschiedliche Ziele eingesetzt werden. "Gegen feindliche Panzer haben wir Hohlladungsgranaten, feindliche Infanterie bekämpfen wir mit Splittergranaten", sagt sie.

Während Lagharta in der Soldatenunterkunft in einem Waldstück nahe Charkiw die Vorzüge des SPG-9 erklärt, schleichen immer wieder männliche Kameraden durch den Raum. Die Hütte dient der Einheit als vorübergehender Rückzugsort. Lagherta hat ein paar Tage frei, bevor es zurück an die Front geht.

In der Ecke liegen Rucksäcke, auf dem Boden schmutzige Wäsche und Munitionskisten. Ein Dutzend Männer in olivgrünen Hemden und Flecktarnhosen fläzt auf Feldbetten, manche dösen, andere tippen auf ihrem Smartphone. In einer Kochnische dampft ein Topf, der dazugehörige Koch bestätigt die naheliegende Vermutung: "Es gibt Borschtsch (traditionelle ukrainische Rote-Beete-Suppe)!" Lagherta ist die einzige Frau hier.

Frauen seit 2018 den Männern gleichgestellt – offiziell

Doch sie ist nicht die einzige in der ukrainischen Armee: 40.000 Frauen dienen aktuell in den Streitkräften des Landes (5.000 davon an der Front) – knapp ein Zehntel der Gesamttruppenstärke von schätzungsweise 500.000 bis 700.000. Im Gegensatz zu ukrainischen Männern zwischen 18 und 60 Jahren, die jederzeit eingezogen werden können, hatten sie die Wahl: Sie haben sich freiwillig gemeldet.

Der Hauptgrund für den Zustrom Zehntausender Frauen ins Militär ist der im Februar 2022 begonnene russische Angriffskrieg. Doch es gibt große Unterschiede in der Frage, wie, warum und in welcher Rolle sie ihr Land verteidigen wollen.

Töten als "erfolgreiche Arbeit"

Für Lagherta, die von ihren Kameradinnen als "echte Kriegerin" bezeichnet wird, ist die Antwort klar: "Warum ich in der Armee kämpfe? Um Orks zu töten", sagt sie. "Orks" sind nichtmenschliche Monster im "Herr der Ringe"-Reich des britischen Schriftstellers J.R.R. Tolkien. In der Ukraine ist es eine abwertende Bezeichnung für die russischen Angreifer, auch Regierungsstellen verwenden den Begriff. "Sie kommen in Scharen, um uns zu töten, zu vergewaltigen und unsere Heimat zu vernichten. Wie soll ich sie sonst nennen?", sagt Lagherta.

Die 28-Jährige spricht von ihrem "Arbeitsplatz" und meint die Front, "arbeiten" ist schießen und "erfolgreich arbeiten" bedeutet russische Soldaten zu töten.

"Wie soll ich sie sonst nennen?"

Lagherta winkt ab. Sie hält sich mit solchen Fragen nicht auf. Vergnügt, fast euphorisch spricht sie über die Voraussetzungen für eine gute Feuerstellung oder zeigt Videos "erfolgreicher Arbeit". Der einzige Nachteil ihres Jobs sei es, nicht sehen zu können, wenn sie einen Treffer lande, sagt sie.

Lagherta winkt ab. Sie hält sich mit solchen Fragen nicht auf. Vergnügt, fast euphorisch spricht sie über die Voraussetzungen für eine gute Feuerstellung oder zeigt Videos "erfolgreicher Arbeit". Der einzige Nachteil ihres Jobs sei es, nicht sehen zu können, wenn sie einen Treffer lande, sagt sie.