Von: Bastian Ludwig
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Ein Möbeltransporter nach dem anderen rollt derzeit in Richtung Hauptbahnhof. Bis Ende der Woche soll der Umzug des Fraunhofer-Institutes für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) abgeschlossen sein.
Kassel - 2017 hatten die Bauarbeiten auf der Fläche des ehemaligen Güterbahnhofes begonnen. Durch Corona und weitere Unwägbarkeiten hat sich die ursprünglich für 2020 geplante Fertigstellung um zwei Jahre verzögert. Die offizielle Eröffnung ist erst im Herbst geplant.
Die veranschlagten Baukosten von 60 Millionen Euro seien trotz der Verzögerungen nicht aus dem Ruder gelaufen, versichert IEE-Verwaltungsleiter Ralf-Rüdiger Hoßbach. Es handele sich lediglich um „übliche Baupreissteigerungen“. Die Abrechnung stehe aber noch aus.
320 Arbeitsplätze stehen für die Forscherinnen und Forscher im architektonisch wie technisch ambitionierten Neubau zur Verfügung, der von HHS Planer und Architekten aus Kassel entworfen wurde. Zwar arbeiten mittlerweile 450 Menschen für die Forschungseinrichtung in Kassel, durch Desksharing – sprich das Teilen von Arbeitsplätzen – und Homeoffice-Regelungen müssen aber nicht für alle Mitarbeiter auch Büroflächen bereitgestellt werden. Zudem werde wegen der Corona-Pandemie zunächst nur jeder zweite Arbeitsplatz besetzt, sagt Institutsleiter Reinhard Mackensen.
Mit dem Bezug des Neubaus gibt das IEE mehrere Standorte im Stadtgebiet auf. Die Büros gegenüber des Wilhelmshöher Bahnhofes und kleinere Flächen an der Goethestraße 29 werden aber als Reserve behalten, wie Hoßbach erläutert.
Während die fast 150 Doppelbüros sowie ergänzende Großraumbüros erst in den nächsten Tagen bezogen werden, herrscht in einigen der fünf Labore, die ebenfalls zum Gebäudekomplex gehören, bereits Alltagsbetrieb. Hier wird an Batteriespeichern, großen Trafos sowie Gasen und Wasserstoff experimentiert. Weil die Arbeit teilweise gefährlich ist, stehen für die Versuche hinter Panzerglas geschützte Bereiche zur Verfügung.
Im Foyer laufen derweil noch die letzten Handwerkerarbeiten. Hier fällt der Blick auf die große Sitztreppe, auf der bis zu 200 Menschen bei Veranstaltungen Platz finden. Auf einem großen Monitor, der noch montiert wird, können Präsentationen gezeigt werden.
Vielfältige Präsentationsmöglichkeiten für Wissenschaft und Wirtschaft bietet auch das „Hybrid Conference and Collaboration Center“ in der Gebäudespitze des viergeschossigen Institutsneubaus, so Mackensen. Dort sollen Konferenzen stattfinden und Forschungsdaten präsentiert werden.
Neben den bereits entstandenen Laboren soll in diesem Jahr noch mit dem Bau eines Wärmelabors (District Lab) begonnen werden, zu dem ein Leitungsnetz aus Fernwärmerohren gehört. Dort soll die Fernwärmetechnik weiterentwickelt werden.
Die Energieversorgung des Gebäudes mit seinen 7500 Quadratmetern Nutzfläche läuft über regenerative Quellen wie einen großen Eisspeicher und Wärmepumpen. Der Eisspeicher, der Wärme und Kälte erzeugt, verbirgt sich unter einer kleinen Parkanlage. Für Spitzenlasten gibt es aber auch eine Gastherme. Auf dem Parkplatz stehen 16 E-Ladesäulen für Mitarbeiter zur Verfügung, aber auch öffentlich nutzbare.
Für den geplanten 40 Millionen Euro teuren zweiten Bauabschnitt laufen die Planungen. Ursprünglich sollte direkt nach Abschluss des ersten Abschnitts mit dem Bau auf der angrenzenden Freifläche begonnen werden. Dies ist nun nicht der Fall. „Für den zweiten Abschnitt sind wir in der Ideenphase“, sagt Mackensen. So gebe es Konzepte für ein Innovations- und Gründerzentrum. „Das ist aber noch nicht spruchreif“, so der Institutsleiter. (Bastian Ludwig)