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Gastgeber ist historisch schwach: Senegal kommt für toten Fußball-Helden weiter

Gastgeber Katar holt erwartungsgemäß auch gegen die Niederlande nicht den ersten Punkt bei der Fußball-Weltmeisterschaft und scheidet punktlos aus. Im Gruppen-"Endspiel" fängt der Senegal Ecuador auf den letzten Metern noch ab - und widmet das Weiterkommen einem verstorbenen Fußball-Helden.

Dem Senegal ist auf emotionale Weise zum zweiten Mal nach 2002 der Einzug in ein WM-Achtelfinale gelungen. Das Team gewann in Al-Rajjan auch ohne den verletzten Top-Star Sadio Mané das entscheidende Gruppenspiel gegen Ecuador mit 2:1 (1:0). Am zweiten Todestag des WM-Helden von 2002, Papa Bouba Diop, verwandelte Ismaila Sarr (44. Minute) vom FC Watford einen Foulelfmeter, den Bayer Leverkusens Piero Hincapie durch allzu ungestümes Einsteigen verursacht hatte. Zudem traf Kapitän Kalidou Koulibaly (70.) vom FC Chelsea vor 44.569 Zuschauern nur 152 Sekunden nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich.

Für die diesmal enttäuschende ecuadorianische La Tri, der schon ein Punkt genügt hätte, reichte damit der Treffer von England-Pofi Moises Caicedo (68.) nicht zum Achtelfinal-Einzug. Das Team des Senegal widmete das Weiterkommen ihrem Idol Diop, der am 29. November 2020 im Alter von gerade einmal 42 Jahren an der Nervenkrankheit ALS gestorben war.

"Ruhe seine Seele in Frieden, er war uns immer wichtig. Ich hoffe, dass wir ihm die verdiente Ehre erweisen können. Er ist immer in unseren Gedanken", hatte Nationalcoach Aliou Cissé vor dem Spiel gesagt. Kapitän Koulibaly lief zudem mit einer Armbinde auf, auf der Diops frühere Nummer 19 abgebildet war. Diop hatte im WM-Eröffnungsspiel 2002 gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich den 1:0-Siegtreffer für den Senegal erzielt. Anschließend waren die Westafrikaner bis ins Viertelfinale gestürmt. Diop bestritt alle fünf Turnierspiele und erzielte dabei drei Tore. Cissé war damals Kapitän der senegalesischen Auswahl.

Nun kann er an einem ähnlichen Erfolg arbeiten. Seine Löwen von Teranga verdienten sich das Weiterkommen durch einen couragierten Auftritt. Ecuador hingegen wirkte seltsam gehemmt. Obwohl La Tri ein Punkt zum Weiterkommen genügt hätte, schickte Nationaltrainer Gustavo Alfaro sein Team diesmal nicht so kompakt wie beim 1:1 gegen die Niederlande aufs Feld und ließ mit einer Vierer-Abwehrkette spielen. Die Räume in der Offensive nutzte der Afrikameister zwar zu einigen Torchancen, tat sich ohne Superstar Mané vom FC Bayern München aber wie zuvor schon extrem schwer mit dem Toreschießen. Beste Möglichkeiten von Idrissa Gueye (3.) vom FC Everton, Boulaye Dia (8.) von US Salernitana und Sarr (24.) verfehlten ihr Ziel zunächst.

Es bedurfte eines ungestümen Remplers von Hincapie im Strafraum gegen Sarr, dass der Senegal doch noch vor der Pause in Führung ging. Der französische Schiedsrichter Clement Turpin entschied sogleich auf Elfmeter und der Gefoulte verwandelte sicher zur verdienten Führung. Ecuador hatte bis dahin gehemmt gewirkt, wenig erinnerte an die bis dahin guten Leistungen im Turnier. Selbst ein Torschuss brachte La Tri im ersten Durchgang nicht zustande.

Ecuador wurde erst nach dem Wechsel mutiger und wähnte sich nach dem Ausgleich schon in der K.o.-Runde. Ein verunglückter Abwehrversuch nach einem Freistoß nur gut zwei Minuten nach dem 1:1 ermöglichte Senegal aber wieder die Führung im Duell, das nun hektisch wurde.

Die Niederlande hat auch ihre zehnte Gruppenphase bei einer Fußball-WM erfolgreich gemeistert, Katar ist dagegen der schwächste Gastgeber in der WM-Geschichte. Im abschließenden Gruppenspiel kam die Oranje-Auswahl mit dem früheren Bayern-Trainer Louis van Gaal vor 66.784 Zuschauern zu einem glanzlosen und unspektakulären 2:0 (1:0) und beendete die Vorrunde mit sieben Punkten. Im Achtelfinale am Freitag geht es gegen England, die USA, den Iran oder Wales.

WM-Gastgeber Katar, dessen Aus schon vor dem Anpfiff feststand, verlor dagegen nach dem 0:2 gegen Ecuador und dem 1:3 gegen den Senegal auch das dritte Gruppenspiel und verabschiedete sich bei seiner ersten WM-Teilnahme ohne Punkt. Dabei war das Team als Asienmeister ins Turnier gegangen. Der Staat hatte seit der Vergabe der WM vor zwölf Jahren viel Geld in den Aufbau der Mannschaft investiert. Vor Katar war nur Südafrika im Jahr 2010 als Gastgeber in der Gruppenphase ausgeschieden. Die "Bafana bafana" hatte damals aber zumindest einen Sieg gelandet und vier Punkte geholt. Für die Niederlande erzielte Cody Gakpo von der PSV Eindhoven im dritten Spiel zum dritten Mal das 1:0 (26. Minute). Das war zuvor nur dem Italiener Alessandro Altobelli 1986 gelungen. Frenkie de Jong (49.) legte nach der Pause nach.

Zu Beginn entwickelte sich ein erstaunlich munteres Spiel, in dem sich auch die Gastgeber keineswegs versteckten und um einen ehrenvollen Abschied bemüht waren. Doch relativ schnell wurde es zäh. Die Niederländer hatten zwar die Spielkontrolle und in der überwiegenden Zeit den Ball, aber zu wenig Bewegung im Spiel und zu wenig Kreativität. Bezeichnend: Nach dem bis dahin besten Spielzug schoss de Jong aus 18 Metern Mitspieler Davy Klaassen an. Der anschließende Seitfallzieher von Depay war nett anzusehen, aber letztlich brotlose Kunst, weil der Stürmer viel zu hoch gezielt hatte.

Der Eisbrecher war dann wieder einmal Gakpo, der sich nach einem Doppelpass mit dem Ex-Bremer Klaassen gegen drei Gegenspieler behauptete. Der 23-Jährige ist damit der erste Niederländer, der in all seinen ersten drei WM-Spielen getroffen hat. Die Gastgeber hielten auch nach dem Wechsel im nicht ausverkauften Stadion Al Bayt tapfer dagegen. Dennoch war das Spiel schnell entschieden. Nach einer missglückten Kopfball-Abwehr scheiterte Depay an Katars gutem Torhüter Barsham Meshaal, doch de Jong spitzelte den Abpraller ins Netz. Das vermeintliche 3:0 durch den zwei Minuten zuvor eingewechselten Steven Berghuis wurde wegen eines vorherigen Handspiels von Gakpo aberkannt. In der Nachspielzeit traf Berghuis nur die Latte.