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"Haben uns Mohsen weggenommen": Hinrichtung von 23-Jährigem entfacht Wut der Iraner

"Haben uns Mohsen weggenommen" Hinrichtung von 23-Jährigem entfacht Wut der Iraner

Mit Parolen wie "Tod dem Diktator" gehen im Iran nach der Hinrichtung eines 23-jährigen Demonstranten etliche Menschen auf die Straße. Das Regime behauptet, mit "großer Zurückhaltung" auf die Unruhen zu reagieren. Gleichzeitig beharrt Irans Präsident Raisi auf seinem harten Kurs gegen die Demonstranten.

Im Iran ist es nach der Hinrichtung eines jungen Mannes wegen seiner Teilnahme an regierungskritischen Protesten zu wütenden Demonstrationen gekommen. In der Hauptstadt Teheran gingen in der Nacht zu Freitag Protestierende auf die Straße und riefen, "Sie haben uns Mohsen weggenommen und seine Leiche zurückgebracht", wie aus einem Video des Onlinekanals 1500tasvir hervorgeht. Die iranische Regierung erklärte indes, sie reagiere mit "größter Zurückhaltung auf die Unruhen" im Land.

Die iranischen Behörden hatten am Donnerstag den 23-jährigen Mohsen Schekari hingerichtet, der bei einer Straßenblockade in Teheran ein Mitglied der paramilitärischen Basidsch-Milizen verletzt haben soll. Westliche Regierungen kritisierten die Vollstreckung des Todesurteils scharf. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warf der Führung in Teheran "Menschenverachtung" vor. Das Auswärtige Amt in Berlin kündigte die Einbestellung des iranischen Botschafters an.

Schekaris Leiche wurde laut dem Onlinekanal 1500tasvir 24 Stunden nach seiner Hinrichtung im Beisein einiger Angehöriger und Sicherheitskräfte auf dem Teheraner Friedhof Behescht-e Sahra beigesetzt. Seine Hinrichtung sei so überstürzt erfolgt, dass seine Familie zum Zeitpunkt der Vollstreckung noch auf das Ergebnis eines Berufungsverfahrens gewartet habe, berichtete 1500tasvir.

Steinmeier kritisiert iranische Führung

Schekaris Tod löste wütende Proteste aus. Demonstranten versammelten sich in der Straße, in der Schekari festgenommen worden war. Andernorts in Teheran wurden Slogans gerufen wie "Tod dem Diktator". Auch für das Wochenende sind neue Demonstrationen angekündigt. "Unabhängig von Glauben und Ideologie sollten wir uns den Kundgebungen anschließen, um gegen die brutale Hinrichtung von Mohsen Schekari zu protestieren", forderte der kanadisch-iranische Aktivist Hamed Esmaeilion, der viele Auslandsproteste etwa in Berlin oder Paris gegen die Führung in Teheran organisiert hat.

Irans Präsident Ebrahim Raisi hat den harten Kurs der politischen Führung gegen Teilnehmer der bald drei Monate andauernden systemkritischen Proteste im Land bekräftigt. "Unruhestifter" und für den Tod von Sicherheitskräften Verantwortliche würden "mit Entschlossenheit" identifiziert und verfolgt, erklärte Raisi, wie die Tageszeitung "Shargh" schreibt. Kritiker der politischen Führung sehen in den Worten auch eine Verteidigung des vollstreckten Todesurteils.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verurteilte das gewaltsame Vorgehen der iranischen Führung und zollte den Demonstrantinnen und Demonstranten seinen Respekt. "Ich bewundere ihren Mut", sagte Steinmeier in Berlin. Die politische und religiöse Regierung in Teheran gehe "mit maßloser Gewalt" gegen "unschuldige" Menschen vor, die sich "nach einer Zukunft in Freiheit" sehnten und "keine Untertanen" mehr sein wollten.

An die iranische Führung richte er den dringenden Appell, die Gewalt gegen friedlich demonstrierende Kinder, Frauen und Männer zu stoppen. "Die Menschenrechte sind keine Erfindung des Westens, sondern eine zivilisatorische Errungenschaft der Menschheit", sagte Steinmeier. Die Sehnsucht nach Freiheit lasse sich "nirgendwo ersticken". Deutschland und die internationale Gemeinschaft hätten die Pflicht, das Geschehen im Iran weiter genau zu beobachten und "die Stimme" zu erheben.

Iran nennt Gerichtsverfahren "gerecht"

Das iranische Außenministerium wies Kritik aus dem Westen am Vorgehen der Behörden zurück. Anders als viele westliche Regierungen, "die selbst friedliche Demonstranten gewaltsam unterdrücken, hat der Iran maßvolle Methoden zur Aufstandsbekämpfung angewandt", teilte das Außenministerium am Donnerstagabend mit. Das Gleiche gelte für Gerichtsverfahren, diese seien "gerecht". Die öffentliche Sicherheit sei bei den Protesten jedoch "eine rote Linie", betonte das Ministerium.

"Anstatt politisch motivierte Lügen zu verbreiten, sollte der Westen aufhören, Terroristen zu beherbergen, zu unterstützen und zu ermutigen", hieß es in der Erklärung weiter. Teheran wirft den USA und deren westlichen Verbündeten immer wieder vor, Drahtzieher der beispiellosen Proteste im Iran zu sein.

Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September. Die 22-Jährige war nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines nicht ordnungsgemäß getragenen Kopftuchs gestorben. Aktivisten werfen der Polizei vor, die junge Frau misshandelt zu haben.