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Heilig's Blechle! - Ich kaufe meinen Autos eine Kirche

Gelsenkirchen (NRW) – Schöne Fahrzeuge findet Jörg Künzel (59) zum Niederknien. Seine Oldtimer sind dem Herner heilig. Für sie schafft er sich sogar ein Gotteshaus als Garage an.

„Ich hatte einfach irgendwann keinen Platz mehr, um meine Sammlung unterzustellen und suchte was Größeres“, erzählt der Baumaschinen-Händler. 27 historische Motorräder und zwölf Raritäten auf vier Rädern nennt er sein Eigen. „Ich trinke nicht, rauche nicht – aber irgendeine Leidenschaft muss man ja haben. Das ist meine.“

Die markante St. Ludgerus-Kirche in Buer ist denkmalgeschützt

Foto: Stefano Laura

Seit 35 Jahren karrt er Oldies zusammen, restauriert sie und fährt sie bei schönem Sommerwetter auch aus. Darunter so Schätzchen wie den weltweit ersten Feuerwehr-Chemielöschtruck, einen Mercedes-Benz L3500 von 1952, oder einen Datsun Z260-Prototypen von 1975 und einen 95 Jahre alten Chevrolet Stanley. Doch das Haben allein reichte dem umtriebigen Geschäftsmann nicht mehr, er will seine Oldtimer auch zeigen!

Noch steht der Spartan vor dem Tor, nächstes Jahr soll er in der Kirche ausgestellt werden

Foto: Privat

Er baut sich nun sein eigenes Oldtimer-Museum – in einer katholischen Kirche in Gelsenkirchen-Buer, mitten im Ruhrgebiet! Dank guter Beziehungen zur Denkmalschutzbehörde stieß Künzel bei seiner Recherche auf St. Ludgerus – gebaut um 1915 für die Bergarbeiter der Zeche Hugo.

Mit diesem Plan überzeugte Künzel Pfarrei und Stadt

Foto: Privat

Doch in den vergangenen Jahren ging die Zahl der Gottesdienstbesucher in der Pfarrei St. Urbanus stetig zurück. Öffentlichkeitsreferent Ludger Klingeberg: „Im Prozess der pastoralen Umgestaltung haben wir uns entschieden, uns von der Kirche zu trennen.“

Ein echter Hingucker: ACC Coupé Chevrolet von 1930

Foto: Privat

Mit seinem Konzept eines kostenlosen Automuseums für jedermann rannte Künzel dann beim Gemeinderat offene Türen ein. „Wir hatten die Sorge eines langen Leerstands. Denn durch den Denkmalschutz ist eine Neunutzung ja nicht einfach“, sagt Klingeberg. „Dass hier aber neues Leben einkehren soll, finden wir positiv.“

Roter Renner: auch diesen Ford Mustang, Baujahr 1967, nennt Künzel sein Eigen

Foto: Privat

Noch bis zum 26. November gehen aber Gläubige in St. Ludgerus zur Messe. Künzels Bauantrag ist indes inzwischen sowohl beim Bauordnungsamt als auch bei der Denkmalbehörde auf einem guten Weg. Stadtsprecher Martin Schulmann: „Wenn alles so abläuft wie besprochen, stehen wir dem Vorhaben sehr wohlgesonnen gegenüber.“

Künzel will übrigens auch selbst in die alten Gemäuer einziehen, den hinteren Teil der Kirche mithilfe eines Designers zur Wohnung umbauen. Das große Kirchenschiff will er restaurieren. „Alles bleibt wie gehabt – nur neu gestrichen und poliert. Einzig eine Mauer müssen wir öffnen, um eine Rampe für die Autos zu schaffen.“ Die Schlüssel zu seiner neuen Herberge hat er bereits, offiziell geht der Kauf im Juli über die Bühne. Kaufpreis? „Da haben wir Stillschweigen vereinbart.“

Was ein Schätzchen: ein Stanley von 1928

Foto: Privat

Um aber die laufenden Kosten zu decken, will Künzel einen Anbau als Café vermieten und das Kirchenschiff für Veranstaltungen aus Kunst und Kultur vermieten, die hölzernen Sitzbänke dafür zwischenlagern. Seinen Baumaschinen-Handel verkauft der gebürtige Hattinger zum Jahresende, um sich dann im Ruhestand seinem Motor-Hobby ganz und gar widmen zu können. Schon im Advent 2024 sollen die ersten Auto-Jünger die heiligen Hallen betreten können.