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Hier Pflicht, dort nicht - Die Mitteldeutsche Masken-Mauer

Leipzig/Halle – Seit Donnerstag durchfahren S-Bahn-Pendler zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt eine unsichtbare Grenze. Denn ab sofort trennt die Landesgrenze nicht mehr nur die zwei Bundesländer, sondern auch die unterschiedlichen Maßnahmen gegen das Coronavirus – und das scheint im Freistaat gefährlicher zu sein als ein paar Kilometer weiter westlich...

DIE MITTELDEUTSCHE MASKEN-MAUER!

Am Dienstag hatte sich die Regierung in Magdeburg von der Maskenpflicht im Nahverkehr nach zweieinhalb Jahren verabschiedet. Das Kabinett in Dresden dagegen will noch einen Monat abwarten und dann entscheiden. Solange gilt: Wer in Leipzig einsteigt, muss bis zum Schkeuditzer Kreuz die Maske tragen. Sonst drohen 60 Euro Bußgeld. Danach kann die Maske runter.

► 8.53 Uhr, Leipzig Hauptbahnhof: Die S5 fährt im Maskenland ab. Alle Fahrgäste halten sich an die Pflicht. Zehn Minuten später passiert die S-Bahn den Flughafen Leipzig/Halle, kurz danach das Autobahnkreuz. Die Masken dürften jetzt abgesetzt werden. Eine Durchsage? Fehlanzeige!

Eine Zugbegleiterin: „Wir haben keine Anweisung dafür bekommen.“ So bleiben die Masken im Gesicht.

In Halle (Saale) erzählt ein Lokführer, der gleich in den nicht maskenfreien Freistaat zurückfährt: „Das ist nur noch sinnlos. Man kann keinem Fahrgast mehr erklären, warum ab der Landesgrenze die Maskenpflicht wieder gilt, wo man Minuten zuvor noch dieselbe Luft geatmet hat.“

Trotzdem: 10.15 Uhr, in der S5X zurück nach Leipzig, wandern bei vielen zehn Minuten nach Abfahrt die Masken – ohne Hinweis – auf die Nase. Auf BILD-Nachfrage stellt eine Bahn-Sprecherin klar, dass man die Corona-Vorgaben von Bund und Ländern auch künftig umsetzen werde. Die Bahn selbst mache die Regeln ja nicht. „Neue Durchsagen, dass ab der Landesgrenze unterschiedliche Regelungen gelten, sind aber nicht geplant.“

Dafür sollen die bestehenden Hinweise in den Bahnen nur noch in den Bereichen durchgegeben werden, wo die Masken getragen werden müssen, so die DB-Sprecherin.

Übrigens: In Fernzügen gilt nach einem Beschluss des Bundes die Pflicht weiterhin, auch in Sachsen-Anhalt...

Saskia Lünse (22) pendelt nach Leipzig

Foto: Alexander Schumann

Saskia Lünse (22, angehende Grundschullehrerin) aus Halle: „Ich wusste gar nicht, dass das nicht mehr einheitlich ist. Man kann doch nicht immer auf die Stationen achten, da lass ich die Maske lieber auf. Es droht ja sonst ein Bußgeld! Durchsagen wären sinnvoll.“

Ulrike Rockenfeller (65) reist gerade durch Mitteldeutschland

Foto: Alexander Schumann

Ulrike Rockenfeller (65, Rentnerin) aus Leverkusen: „Als Touristin bin ich überfordert! Ich reise von NRW über Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt nach Leipzig. Man muss jetzt immer wissen, durch welches Land man gerade fährt, und wo es ohne Maske geht. Bayern kommt als nächstes. Das stresst mich.“

Aylin (26) studiert auf der Burg Giebichenstein (Sachsen-Anhalt)

Foto: Alexander Schumann

Aylin (26, Mode-Design-Studentin) aus Leipzig: „Es ist sehr komisch jetzt. Die Burg Giebichenstein, wo ich studiere, und Leipzig, wo ich wohne, liegen so nah beieinander. Aber ich trage die Maske meistens sowieso, wo viele Menschen sind.“

Sophie (19) und Florin (20) pendeln fast täglich über die Landesgrenze

Foto: Alexander Schumann

Florin (20) und Sophie (19) studieren in Halle. „Das Virus steigt nicht an der Grenze zu oder aus. Man sitzt die ganze Fahrt mit denselben Menschen zusammen. Es würde Sinn machen, die Pflicht auch in Sachsen abzuschaffen und jeden selbst entscheiden zu lassen.“