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Highlights der WM-Achtelfinals: Ronaldos verzweifelter Kampf und das große Löwenfressen

Highlights der WM-Achtelfinals Ronaldos verzweifelter Kampf und das große Löwenfressen

Ohne die deutsche Fußball-Nationalmannschaft startet die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar an diesem Samstag in die K.-o.-Runde. Den Auftakt machen die Niederlande im Duell mit den jungen Amerikanern (16 Uhr, im Liveticker bei ntv.de). Große Dramen sind vorprogrammiert, ebenso das Ende von herausragenden Karrieren auf der größten Bühne der Welt. Wir verraten, auf was Sie in den Achtelfinals achten müssen.

Niederlande - USA, Samstag, 16 Uhr: Louis van Gaal stößt mit seinem Beamtenfußball nicht überall auf Anerkennung. Aber wenn der Trainer-Legende etwas egal ist, dann ist die Anerkennung auf dem Weg zu einem Ziel. Zum ersten Mal will die Elftal den Titel ins deutsche Nachbarland bringen. Und dafür braucht es nicht unbedingt große Stars, nicht unbedingt spektakuläre Spiele, sondern einfach nur Ergebnisse. Die fährt unter anderem Cody Gakpo ein. Der Stern des Spielers von PSV Eindhoven geht über dem Emirat auf und dürfte ihn bereits in diesem Winter zu einem der begehrtesten Spieler Europas machen. Problematisch für die Elftal könnte der Kampf gegen eine Grippewelle sein. "Wenn es sich ausbreitet, könnte das zu einem Problem werden", gesteht van Gaal am Tag vor dem Spiel. "Wir reden hier jetzt nicht von 15 Spielern, und grundsätzlich kann jeder spielen." Deswegen sagt van Gaal das Abschlusstraining ab und hofft auf Blitzheilung.

"It's called soccer", rufen die in Doha überraschend sichtbaren Fans der Vereinigten Staaten zu jeder passenden und unpassende Gelegenheit. Der Co-Gastgeber der WM 2026 kommt gut durch die Vorrunde. Ein unglückliches 1:1 gegen Wales, ein starkes 0:0 gegen England, in einem Spiel, in dem die Zuschauer beinahe wegdämmern. Es ist die kürzeste Partie der bisherigen WM mit einer Gesamtspielzeit von nur 95 Minuten und 58 Sekunden und somit 22 Minuten und 22 Sekunden kürzer als das Spiel zwischen England und Iran. Auch das Spiel der Staaten gegen den Iran dauert ewig, beinahe 108 Minuten. Am Ende steht es 1:0 durch den Treffer des Ex-Dortmunders Christian Pulisic. Die Minimalisten aus Übersee können sich dabei aber vor allen Dingen auf ihr wunderbares Mittelfeld-Trio Tyler Adams, Weston McKennie und Yunus Musah verlassen. Der Ex-Leipziger Adams, der Kapitän, schält sich zum Star der Mannschaft heraus. Kaum Spielzeit gibt es bislang für Gio Reyna vom BVB.

Argentinien - Australien, Samstag, 20 Uhr: Lionel Messis Traum von der Krönung seiner Karriere lebt. Er lebt, trotz einer 1:2-Auftaktpleite gegen Saudi-Arabien. Er lebt, trotz seines verschossenen Elfmeters gegen Polen. Er lebt, weil Messi seine Argentinier im Spiel gegen Mexiko mit einem typischen Messi aus der Bedrängnis befreit. Sein Treffer zum 1:0 im zweiten Gruppenspiel ist der Türöffner für die Südamerikaner. Die sind weiter einer der großen Favoriten auf den WM-Titel und werden sich von Australien nicht aufhalten lassen. Zu stark und souverän zeigen sie sich schon gegen Polen (2:0). Argentinien kommt langsam ins Rollen, nachdem sie dem deutschen Schicksal, dem Vorrunden-Aus, nur knapp entgehen. Beim zweiten Treffer gegen Polen zeigen sie zudem, dass sie mehr als nur Messi sind. Julian Alvarez steht am Ende einer Kombination von 37 Pässen. Geduldig spielen sie den Ball, bis sich eine Lücke öffnet. In die stößt Enzo Fernandez und bereitet vor.

Die Socceroos erreichen erst zum zweiten Mal nach 2006 die K.-o.-Phase einer WM. Damals scheiden sie in Kaiserslautern mehr als unglücklich gegen den späteren Weltmeister Italien aus. Die neue Generation um St. Pauli-Rebell Jackson Irvine genießt in Australien bereits Legenden-Status. Vor dem Turnier reisen sie nach mühevollster Qualifikation beinahe schon unter Beschimpfungen der heimischen Presse an. Sie stoppen nur kurz vor "das schlechteste Australien aller Zeiten" und müssen nun andere Schlagzeilen auf ihre Zeitungen pappen. Sie machen es mit Freude und hoffen auf das größte Spiel ihrer Verbandsgeschichte. Der Underdog des Achtelfinals kann jetzt nicht mehr verlieren.

Frankreich - Polen, Sonntag, 16 Uhr: Der Weltmeister von 2018 hat in seiner Vorrundengruppe überhaupt keine Probleme und kann sich im letzten Spiel gegen Tunesien sogar eine Pause erlauben. Die Partie geht mit 0:1 verloren, ein Flitzer fordert die Befreiung Palästinas und die Franzosen legen Protest gegen die Wertung ein, weil ein später Treffer von Antoine Griezmann nach langer Video-Studie doch nicht zählt. Was vollkommen egal ist und immerhin ein wenig von der Frage ablenkt, ob der schillernde Star Kylian Mbappé irgendwann einmal reden wird. In der Heimat seines französischen Klubs Paris St.-Germain, in Katar, hat er das bislang noch nicht getan. Weil alle Fragen sich unweigerlich um seine Zukunft drehen würden. Vorerst lässt er Tore sprechen und ist auf dem besten Weg, der Star dieses Turniers zu werden.

Für Polen ist das dramatische Erreichen des Achtelfinals bereits ein riesiger Erfolg. Dazu langen den Biało-Czerwoni, den Weiß-Roten, wenige gute Minuten gegen Saudi-Arabien. Hoffnungslos unterlegen bereits gegen Argentinien, geht es für Polen sehr wahrscheinlich nur noch um einen ordentlichen Abschied aus Katar. Die Mannschaft ist mehr als nur abhängig von ihrem Star Robert Lewandowski. Die Bundesliga-Legende hat jetzt zwar einen Treffer, aber war sonst relativ unsichtbar. Anders als Keeper Wojciech Szczęsny, der mit einer spektakulären Leistung gegen Argentinien für das Weiterkommen verantwortlich zeichnet, und häufiger als jeder andere Keeper bei diesem Turnier einen Abstoß ausführen darf. Zu den 37 werden sich mit Sicherheit noch etliche weitere gesellen.

England - Senegal, Sonntag, 20 Uhr: Und wieder reden sie in England nur über die Elfmeter. Es ist und bleibt der ewige Murmeltiermoment in der Geschichte dieses ruhmreichen Verbands, die aber auf so tragische Weise mit dem Scheitern vom Punkt verbunden ist. WM 1990, EM 1996, WM 1998, EM 2004, WM 2006, EM 2012, EM 2021: Die Liste der Turniere, bei denen sich die "Three Lions" im nervenzerfetzenden Duell von all ihren großen Träumen verabschieden musste, ist unglaublich lang. Gerne würden sie sich das nächste Kapitel ersparen und die Dinge nach 90 (oder 100) Minuten klären. Hilfreich dabei wäre ein Tor von Kapitän und Starstürmer Harry Kane. Dessen verlorene Treffsicherheit ist das zweite große Thema auf der Insel - trotz drei Vorlagen, die bisweilen in die Kategorie zauberhaft fielen. Man kann das bislang verkraften, weil die jungen Leute übernommen haben. Marcus Rashford trifft, Jude Bellingham führt - und England träumt, wieder einmal.

Das haben sie mit ihrem nächsten Kontrahenten gemeinsam. Dabei hatte der Senegal alle Hoffnungen auf ein gutes Turnier begraben, nach dem die Schocknachricht vom Ausfall Sadio Manés verkündet worden war. Doch die "Löwen von Teranga" haben sich geschüttelt und brüllen in Katar auf beeindruckende Weise. Eine beachtliche Leistung von Trainer Aliou Cissé, der mit seinem grauen Kapuzen-Pulli und der Basecap, die schillerndste Trainergestalt des Turniers ist.

Japan - Kroatien, Montag, 16 Uhr: Japan, bei aller Hochachtung, ist die vielleicht seltsamste Mannschaft bei dieser WM. Deutschland geschlagen, Spanien besiegt - und gegen Costa Rica verloren. Als Tabellenerster geht es nun ins Achtelfinale und auch dort werden die leidenschaftlichen Söhne Nippons wieder bereitwillig den Ball hergeben, um dann überfallartig zu kontern. Gegen die Spanier hatte Japan, Obacht, 17 Prozent (!) Ballbesitz. Verrückt, dass man auf diese Weise ein Fußballspiel gewinnen kann. Ob die Kroaten das Angebot der Japaner annehmen und dann ebenfalls ins offene Messer laufen? So richtig schlau ist man bei diesem Turnier aus dem Vizeweltmeister von Russland noch nicht geworden. Vier Tore haben die Kroaten bisher geschossen. Alle gegen Kanada. Einen Treffer hat sich das Team gefangen. Gegen Kanada. Schon eine seltsame Bilanz. Defensiv wirkt das stabil, offensiv ausbaufähig, bei Tempo, Kreativität und Effizienz. Die Mannschaft ist auf vielen Positionen noch immer sehr begabt, allerdings auch zunehmend betagt. Und so wird sich das fußballerische Schicksal an der Genialität des mittlerweile 37-jährigen Luka Modrić entscheiden.

Südkorea - Brasilien, Montag, 20 Uhr: Eine Frage, die Südkoreas Nationaltrainer Paulo Bento nun beschäftigen muss, lautet: Auf welchen Gegner stelle ich meine Fußballer eigentlich ein? Er weiß zwar, dass es gegen Brasilien geht, aber mehr weiß er nicht. Diesen Mangel an Erkenntnis teilt er mit seinem Amtskollegen Tite, den quält nämlich ein absurdes Verletzungspech. Superstar Neymar, der Knöchel der Nation, wird nicht fit, hinter fünf weiteren Spielern steht ein Fragezeichen. Kleiner Spoiler: Ungeachtet der Ausfälle wird die Seleção eine Top-Mannschaft auf den Rasen schicken, Brasilien dürfte bei der WM über den stärksten Kader verfügen. Aber durchaus spannend: Das Team ist trotz prominenter Offensivkräfte wie Richarlison, der im ersten Spiel das vielleicht schönste Tor des Turniers erzielt hatte, oder Champions-League-Sieger Vini Junior, ohne seinen Superstar in eine aberwitzige Torflaute geschlittert. Trotz 54 Schüssen, davon 16 aufs Tor, standen nach der Vorrunde nur drei Treffer zu Buche - die schlechteste Ausbeute seit der WM 1978. In der ersten Halbzeit hat Brasilien inzwischen seit fünf WM-Spielen nicht mehr getroffen.

Bei den Südkoreanern ist die Sache so: Dort richten sich alle Augen auf die erstaunliche Auferstehung von Maskenmann. Als Heung-Min Son Anfang November mit einem vierfachen Bruch über dem linken Auge im Krankenhaus lag, hatte sich das Thema Fußball-WM für Südkoreas Superstar eigentlich erledigt. Doch, diesem Schicksal wollte er sich nicht beugen. Maske auf und raus ins Rampenlicht. Dort strahlte er bislang nicht - bis sein Kampf in Katar in letzter Minute beim furiosen Gruppenfinale gegen Portugal doch aufging. Er stürmte mit einem wilden Solo über den ganzen Platz und legte dann für Hee-Chan Hwang exzellent auf. "Jetzt haben wir höhere Ziele. Wir werden unser Bestes geben, um sie zu erreichen. Niemand weiß, was im Fußball passieren kann. Wir haben es bei Japan gesehen, das auch etwas Unglaubliches geleistet hat", sagte Son.

Marokko - Spanien, Dienstag, 16 Uhr: Marokko, Gruppenerster, durchgesetzt gegen das rostige Belgien und das nicht einzuschätzende Kroatien (siehe oben), das ist schon eine erstaunliche Geschichte. Und sie sorgt für einen wilden Rausch im Land - und leider auch für Krawalle. "Wir sind sehr schwer zu schlagen, und wieso sollten wir nicht träumen, dass wir die Mannschaft sind, die die Trophäe in die Luft hebt? Wir afrikanischen Teams müssen diesen Glauben, dieses Ziel haben", sagte Nationaltrainer Walid Regragui nach Abschluss der Gruppenphase. Zum ersten Mal seit 36 Jahren steht die Nation wieder im Achtelfinale. Mit Spanien könnte die Aufgabe kaum unangenehmer sein, dachte man zumindest nach dem ersten Spiel der Iberer. Mit 7:0 war das Team von Luis Enrique über Costa Rica hinweggedonnert. Selbst der König schwärmte. Doch dann zogen die leidenschaftlichen Deutschen, die mittlerweile wieder daheim sind, und die Japaner die Entschwebten zurück in den Wüstensand. Und dort hat die Mannschaft nun was gut zu machen, die Niederlage gegen Japan kam daheim und in der Welt überhaupt nicht gut an, wilde Verschwörungstheorien wucherten, ob nicht Platz zwei der bessere sei - mit Blick auf den weiteren Turnierverlauf. Spanien muss liefern. Und so lautet die Frage: Wie wird's? Königlich-beeindruckend oder deutsch-frustrierend?

Schweiz - Portugal, Dienstag, 20 Uhr: Das letzte Achtelfinalspiel. Wieder zieht es Cristiano Ronaldo und seine Fan-Scharen in das Lusail. Das Finalstadion könnte schon am Dienstag das letzte WM-Spiel seiner Karriere erleben. So richtig stark zeigen sich die Portugiesen in keinem ihrer Spiele, in denen es ja doch eigentlich immer nur um CR7 geht. Der holt auf einer Pressekonferenz Essen aus seiner Hose, lässt in der Mixed Zone gestandene Reporter und Reporterinnen in Ohnmacht fallen und jagt dabei immer noch den Eusebio-Rekord. Mit einem weiteren Treffer, seinem insgesamt neunten dann bei einer WM, würde er mit der Portugal-Legende gleichziehen. CR7 sagt, dass ihn das nicht interessiere. Was dem eitlen Gockel niemand abnimmt. Seine Fans würden es ohnehin lieben. Die sind in großen Massen gekommen, aus allen Ländern der Welt. Teilweise schon vor langer Zeit. Der vereinslose Portugiese ist der Star des Turniers bislang. Nicht, weil er so gut ist, sondern weil er einfach da ist. Darauf ein "Siuuuuuuuuu"!

Cristiano Ronaldo wird die Schweiz nicht sonderlich interessieren. Einst neutral, vertreten sie gegen Serbien wieder einmal hochpolitische Standpunkte. Kraftwürfel Xherdan Shaqiri und Kapitän Granit Xhaka legen sich mit einer ganzen Nation an und sorgen beim entscheidenden 3:2-Erfolg für Becherwürfe im Stadion, für mehrere Rudelbildungen und ein Skandälchen im Anschluss. Sogar der Stadionsprecher sieht sich genötigt, die Lage zu kommentieren. Er bittet um Anstand auf den Tribünen. Anders stellt es sich auf dem Platz dar. Dort sind die Bundesliga-Allstars bislang durchaus erfrischend, vernachlässigen jedoch manchmal ihre Defensive. Aber wen interessiert das schon, wenn am Ende Xhaka, nur weil er Xhaka ist, Ronaldo aus dem Turnier nimmt. Sie sind zwar ohne Fans nach Doha gekommen, könnte jedoch trotzdem am Ende im Viertelfinale stehen. Alles riecht nach einer Top-Überraschung.