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"Ich war sofort überall bekannt": Das unglücklichste Tor der Bundesliga-Geschichte

"Ich war sofort überall bekannt" Das unglücklichste Tor der Bundesliga-Geschichte

Dieses Tor aus der Saison 1982/83 darf bei keiner Fußball-Pannenshow fehlen. Bayerns neuer Keeper Jean-Marie Pfaff ist der Unglücksrabe - und kann der Sache dennoch viel Positives abgewinnen. Derweil lässt der deutsche Meister HSV einen Flugkapitän eine Runde über das Stadion des Erzrivalen drehen.

Die Saison startete mit einem der kuriosesten und unglücklichsten Treffer der Bundesligageschichte. Bayerns neuer belgischer Keeper Jean-Marie Pfaff wusste damals offensichtlich noch nicht alles über den Mann, der da an der Außenlinie stand und Anstalten machte, den Ball per Hand direkt in den Strafraum zu befördern. Und genau das machte dieser Spieler mit den schwungvollen Oberarmen, der Bremer Uwe Reinders, in der 44. Minute am ersten Spieltag im Weserstadion. Er nahm ein paar Meter Anlauf und warf das Leder dann Richtung Bayern-Tor. Pfaff stürmte irritiert aus seinem Kasten, berührte den Ball am Fünfmeterraum leicht mit den Fingerspitzen und lenkte die Kugel so ins eigene Tor. Das 1:0 für Werder war gleichzeitig auch der Endstand an diesem Tag.

Uwe Reinders wurde von seinem Nationalmannschaftskollegen Paul Breitner argwöhnisch gelobt: "Klasse, Uwe! Das war schon ein Bombentor. Allerdings gelingt so eines nur gegen uns!" Reinders sah die Sache mit einem Schmunzeln im Gesicht eher pragmatisch: "Ich war durch eine Knieverletzung stark gehandicapt. Da musste ich das Tor mit der Hand machen." Und auch Unglücksrabe Pfaff konnte dem spektakulären Treffer schon recht bald etwas Gutes abgewinnen: "Das Tor war positiv für mich. Ich war sofort überall bekannt. Vom Fernsehen wurde es zehnmal wiederholt." Und dass Bayerns Neuverpflichtung tatsächlich keine Gelegenheit ausließ, in den Medien präsent zu sein, offenbarte auch einmal sein Nachbar. Als ein Fotograf damals seinen Garten ablichten wollte, sagte der gute Mann mit einem verzweifelten Lächeln im Gesicht: "Das muss aber ganz schnell gehen. Wenn nämlich der Pfaff uns sieht, will der sofort mit aufs Bild!"

Breitner verschafft sich kuriosen Abschied

Nachdem zur Halbserie der Spielzeit HSV-Trainer Ernst Happel trotz eines 6:2-Siegs gegen Schalke noch gegrantelt hatte: "Heute Herbstmeister, morgen Hausmeister. Dafür kann ich mir nichts kaufen", war er am Ende der Saison mit seinem Team sehr zufrieden. In einem packenden Bundesligafinish gegen Werder Bremen gewann der HSV die Meisterschaft aufgrund des besseren Torverhältnisses. Am letzten Spieltag siegten beide Teams. Werder Bremen schlug zu Hause den VfL Bochum relativ sicher mit 3:2, und der HSV spielte beim Absteiger FC Schalke 04. Dort erlöste Wolfgang Rolff den Meister mit seinem Treffer in der 52. Minute zum 2:1. Auf dem Rückflug aus Gelsenkirchen flog der Kapitän des Flugzeuges - auf besonderen Wunsch der Mannschaft - eine Ehrenrunde über das Bremer Weserstadion.

Einen besonderen Abschied verschaffte sich ein langjähriger Nationalspieler und Weltmeister höchstpersönlich. Am 33. Spieltag wurde Paul Breitner bei der 0:1-Niederlage gegen den FC Schalke 04 in der 72. Minute zum letzten Mal in einer Bundesliga-Partie eingewechselt. Den Schlusspunkt seiner Karriere setzte Breitner dann allerdings erst richtig nach der Saison bei einem Freundschaftsspiel in Asien. Ohne sich abzumelden, ging er in der 70. Minute vom Platz, wurde vom Linienrichter zurückgehalten und nach einer Beleidigung vom Schiedsrichter gefragt: "Wollen Sie die Rote Karte?" Breitner antwortet lächelnd: "Jawoll, ich will sie!" Und später: "So ist es richtig, die Rote Karte war ein Symbol. Jetzt ist endgültig Schluss!" Einer seiner Gründe für den Abschied war der Ansehensverlust der Bundesliga. Breitner: "Ich habe keine Lust mehr, mich von Achtjährigen ein Arschloch nennen zu lassen."

Eschweiler bekommt kalte Dusche

Ein erinnerungswürdiges Ergebnis gab es in dieser Spielzeit im Westfalenstadion: 11:1 gewann Borussia Dortmund gegen Arminia Bielefeld. Das Besondere: Zur Halbzeit stand es noch 1:1, und Bielefelds Trainer Köppel machte seine Mannschaft heiß: "Jungs, wir können hier gewinnen." Doch das ging komplett in die Hose, wie BVB-Kicker Rolf Rüssmann aus der anderen Perspektive über die Arminen erzählte: "Die Elf war wie ein Punchingball, den man niederschlägt und der rechtzeitig zum nächsten Schlag wieder strammsteht." Nach der Partie war Bielefelds Coach verständlicherweise mit den Nerven runter. Das sahen auch die BVB-Offiziellen und schenkten Horst Köppel deshalb etwas ganz Besonderes: ein Fünf-Liter-Fässchen Bier! Das sollte eigentlich ein Journalist bekommen, der den richtigen Tipp abgegeben hatte, aber bei diesem Spielstand …! Köppel freute sich hörbar: "Am liebsten würde ich das Fässchen ansetzen und in einem Zug leeren!"

Apropos Dortmund. Schiedsrichter Walter Eschweiler hatte sich bei der Partie des VfL Bochum in Dortmund nicht nur Freunde gemacht. Einen hatte er besonders verärgert: Gustav Sträter, den Stadionverwalter der Borussia. Als der Schiedsrichter nach der Partie unter der Dusche stand, rächte sich der BVB-Fan auf seine Weise: Er stellte die Warmwasserzufuhr komplett aus. Eschweiler fluchte lautstark, Sträter freute sich, drehte wieder auf warm und hat seinen Trainer begeistert. Karl-Heinz Feldkamp: "Wenn der Sträter das mit allen Schiedsrichtern so macht, die hier schlecht pfeifen, dann lasse ich mir das gefallen!"

Auftragsmord der Stasi?

Ein Unglück erschütterte die Bundesliga tief: Der Braunschweiger Lutz Eigendorf soll "mit seinem PKW ins Schleudern geraten und frontal gegen einen Baum gefahren sein". Erst nach und nach wurde klar, dass es sich bei diesem Unfall um einen Auftragsmord der Stasi handeln könnte. Der ehemalige Star der DDR-Nationalmannschaft sollte ausgeschaltet werden. Seine Frau erzählte später: "Abends um neun sagte er zu mir: 'Komm doch mit auf ein Bier.' Ich blieb lieber bei unserem Sohn Julian. Gegen Mitternacht klingelte das Telefon. Ein Arzt war dran: 'Ihr Mann hatte kurz nach 23 Uhr einen schweren Autounfall. Er wird wahrscheinlich sterben.' Lutz hatte 2,3 Promille im Blut. Bei mir war er absolut nüchtern weggefahren, harte Sachen trank er nie. Für mich deutet bis heute alles auf Mord hin."

Und eine humorige Anekdote zum Schluss: In Bielefeld hatten sie seit Saisonbeginn einen Doktor der Kommunikationswissenschaften als Manager, der von sich selbst sagte, "nicht sehr viel Ahnung von Fußball zu haben". Dafür wurde sein Talent für Sprache schnell deutlich. Dr. Norbert Müller im O-Ton: "Die, die mir jetzt auf die Schulter klopfen, greifen in ihre eigene Spucke" und "Arminia muss ein Zuschauerpotenzial von 60.000 haben. 30.000, die mich am Anfang ausgepfiffen haben, und 30.000 andere, die mir heute Beifall zollen." Beliebt war er nicht gerade, der Herr Doktor, aber ein Vierjahresvertrag schützte ihn - und natürlich seine klugen Worte. Als der Name seines Schäferhundes plötzlich ins Gerede kam, reagierte er schnell: "Der 'Jupp' hat nichts mit Heynckes zu tun. Der Hund sollte nur einen rheinischen Namen haben." Die Ära des Herr Müller endete dann doch schneller als gedacht.