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In den letzten 600.000 Jahren: Studie: Klimastress trieb Entwicklung des Menschen voran

In den letzten 600.000 Jahren Studie: Klimastress trieb Entwicklung des Menschen voran

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Die Rekonstruktion eines Homo erectus im Neanderthal Museum in Mettmann - Klimaschwankungen könnten die Entwicklung der Urmenschen vorangetrieben haben.

(Foto: picture alliance/AP Photo)

Extreme Klimaveränderungen in der Urgeschichte könnten frühe Menschen zu technischen und sozialen Innovationen getrieben haben. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die Klimaveränderung in Afrika untersuchte. Auch die globale Ausbreitung des Homo sapiens könnte damit zusammenhängen.

Phasen von zum Teil dramatischen Klimaschwankungen im östlichen Afrika könnten die Entwicklung des modernen Menschen entscheidend beeinflusst haben. Zu diesem Schluss kommt die Studie eines internationalen Forschungsteams, die in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" erschienen ist. Die ermittelten Klimadaten stammen aus Seesedimenten im Süden Äthiopiens. Laut den Autoren gingen die darin ablsebaren extremen Klimaveränderungen mit technologischen Entwicklungsschüben früher Menschen einher.

Die Studie macht drei Schlüsselphasen aus. Die erste, von etwa 620.000 bis 275.000 Jahren vor heute, wies eine Phase lang anhaltender und relativ stabiler feuchter Bedingungen auf. Diese wurde jedoch durch eine Reihe kurzer, abrupter und extremer Trockenheitsschübe unterbrochen. Die Lebensräume der damaligen Hominiden wurden dadurch aufgespalten, die Populationsdynamik verschob sich und manche lokale Gruppen könnten sogar ausgestorben sein, vermuten die Forschenden. Kleine, isolierte Populationen mussten sich an die dramatisch veränderten Umgebungen anpassen, was zur Abspaltung unserer modernen menschlichen Vorfahren geführt haben könnte.

Darauf folgte etwa zwischen 275.000 und 60.000 Jahren vor heute eine Phase mit erheblichen Klimaschwankungen, die immer wieder zu Veränderungen der Lebensräume in diesem Gebiet führte. In dieser Phase gingen die Bevölkerungsgruppen allmählich von der Technologie des Acheuléen - ovale Handäxte aus Stein, die Vorfahren wie Homo erectus nutzten - zu höher entwickelten Technologien über. In dieser entscheidenden Phase entwickelte sich auch Homo sapiens in Ostafrika, heißt es in der Studie. Technische und soziale Innovationen hätten den modernen Menschen "enorm anpassungsfähig an den wiederholt stark veränderten Lebensraum gemacht", sagte Erstautorin Verena Förster von der Universität zu Köln laut einer Mitteilung.

In der dritten Phase von etwa 60.000 bis 10.000 Jahren vor der heutigen Zeit traten laut den Forschenden die extremsten Klimaschwankungen auf, darunter die trockenste Phase der gesamten Aufzeichnung. Diese Phase könnte den kontinuierlichen kulturellen Wandel der Bevölkerung beschleunigt haben. Das Forschungsteam geht davon aus, dass feuchte Phasen günstige Migrationsrouten aus Afrika heraus eröffneten, was die globale Ausbreitung des Homo sapiens ermöglicht haben könnte.

"Beziehung zwischen Klima und menschlicher Entwicklung"

Möglich machte die neuen Erkenntnisse ein internationales Tiefbohrprojekt im Chew-Bahir-Becken im Süden Äthiopiens. Daran beteiligt waren Forschende der Unis Köln, Potsdam, Aberystwyth und Addis Ababa - insgesamt waren es mehr als 22 Forschende aus 19 Einrichtungen in sechs Ländern. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Archäologie, Evolutionsbiologie und Evolutionsanthropologie identifizierten in den Sedimentkernen Phasen von Klimastress und Phasen mit günstigeren Bedingungen. Die untersuchten Sedimente stammen aus der unmittelbaren Nähe zu einer Region wichtiger paläoanthropologischer und archäologischer Fundstätten.

Die Forschungsarbeit ist Teil des Hominin Sites and Paleolakes Drilling Project (HSPDP), welches die Auswirkungen unterschiedlicher Zeitskalen und Größenordnungen von Klimaveränderungen auf die Lebensbedingungen der frühen Menschen untersucht und bewertet. "Angesichts der aktuellen Bedrohungen durch den Klimawandel und die Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen für den menschlichen Lebensraum ist es wichtiger denn je, die Beziehung zwischen Klima und menschlicher Entwicklung zu verstehen", so Erstautorin Förster.