Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

In neuen Ländern aufgetaucht: Könnte sich das Marburgvirus weltweit ausbreiten?

In neuen Ländern aufgetaucht Könnte sich das Marburgvirus weltweit ausbreiten?

253523834.jpg

Zusammen mit den verwandten Ebolaviren gehört das Marburgvirus zu den größten bekannten RNA-Viren.

(Foto: picture alliance / BSIP)

Ein Verwandter des gefährlichen Ebolavirus taucht plötzlich in afrikanischen Ländern auf, wo er bisher unbekannt war: Das Marburgvirus gilt ebenfalls als besonders tödlich, mehr als ein Dutzend Opfer gibt es bei den aktuellen Ausbrüchen. Wie gefährlich ist der Erreger für Deutschland?

Das Marburgvirus ist eines der tödlichsten Viren, die bisher bekannt sind. Seinen Namen hat es von der deutschen Stadt Marburg in Hessen, wo es 1967 bei einem kleinen Ausbruch zum ersten Mal bestimmt wurde. Labormitarbeiter hatten damals Kontakt zu infizierten Affen aus Uganda. Seitdem taucht das Virus alle Jahre wieder auf, seitdem allerdings nur in Afrika. Dort zuletzt in Tansania und Äquatorialguinea - allerdings zwei Länder, in denen es zuvor noch nie festgestellt wurde.

Marburgviren sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) mit den ebenfalls gefürchteten Ebolaviren verwandt. Beide gehören zu den Filoviren und können bei Menschen zu schweren, fieberhaften Krankheitsverläufen mit Blutungen führen. Sie sind vor allem in Zentral- und Westafrika verbreitet. Die Sterblichkeitsrate bei bisherigen Ausbrüchen lag zwischen 30 und 90 Prozent. Zu Infektionen bei Menschen kommt es meist durch Kontakt zu Tieren, infizierten Menschenaffen oder Fledermäusen. Das Marburgfieber gilt daher als sogenannte Zoonose. Die Krankheit ist aber auch unter Menschen übertragbar, wahrscheinlich durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten.

Größere Ausbreitung in Äquatorialguinea

In Äquatorialguinea starben laut WHO alle der bisher neun bekannten Infizierten - einer im Krankenhaus, die anderen in ihren Wohnorten. 20 weitere Todesfälle waren vermutlich ebenfalls infiziert. In Äquatorialguinea scheint sich das Virus zudem über ein größeres Gebiet ausgebreitet zu haben, da Fälle in Entfernungen von bis zu 150 Kilometern voneinander festgestellt wurden.

Aufgrund der Nähe zu Kamerun und Gabun besteht laut WHO ein mittleres Risiko für die Region und ein hohes Risiko für das Land selbst, dessen Bewohner laut Vereinten Nationen zu den ärmsten Menschen der Welt zählen. Die Ansteckungskette müsse schnell unterbrochen werden, um "einen möglichen großflächigen Ausbruch und den Verlust von Menschenleben zu verhindern", sagte Matshidiso Moeti, der WHO-Regionaldirektor für Afrika, vergangene Woche. "Marburg ist sehr ansteckend, kann aber durch den sofortigen Einsatz einer Vielzahl von Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs effektiv kontrolliert und gestoppt werden."

Keine Ausbreitung über die Luft

Der Ausbruch in Tansania war vergangene Woche bekannt geworden. Acht Infektionen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher festgestellt, fünf Menschen starben. Der Ausbruch sei unter Kontrolle und auf die Region Kagera im Nordwesten des Landes begrenzt worden. Tansanias Regierung verkündete vergangene Woche Reisebeschränkungen und Maßnahmen zur Nachverfolgung von Kontakten für die betroffene Region. Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit beträgt laut WHO zwischen zwei und 21 Tagen.

Besteht die Gefahr, dass sich das Virus auch über Afrika hinaus ausbreitet? Die gute Nachricht: Anders als etwa das Coronavirus Sars-CoV-2 wird das Marburgvirus nicht über die Luft übertragen. "Fälschlicherweise wird oft angenommen, Ebola oder Marburg wären hoch ansteckend - sie werden aber 'nur' über Körperflüssigkeiten von Erkrankten übertragen", schrieb die deutsche Virologin Isabella Eckerle, die seit 2018 das Zentrum für neuartige Viruserkrankungen an der Universitätsklinik Genf leitet, auf Twitter.

Auftauchen "auffällig und beunruhigend"

"Auffällig und beunruhigend" sei laut Eckerle jedoch, dass das Virus seit 2021 bereits zum dritten Mal in Regionen auftrete, in denen noch nie zuvor Fälle festgestellt worden waren. "Irgendetwas scheint sich zu verändern: Verhalten der Flughunde oder Menschen? Oder mehr Aufmerksamkeit?" Allerdings betonte die Virologin, dass das Gefährdungspotenzial bisher gering ist: "Ein Risiko für Reisende oder Menschen in nicht-endemischen Regionen besteht durch diese Ausbrüche nicht", schrieb sie auf Twitter.

Wie sieht es mit einem möglichen Impfstoff aus? "Es gibt experimentelle Impfstoffe dagegen, die aber bisher nicht zur Anwendung kommen", schrieb Eckerle. Studien seien bei kleinen Fallzahlen schwierig durchführbar. Laut WHO stehen nach dem Ausbruch in Tansania jedoch Experten bereit, um dort vielversprechende Impfstoffe zu testen. "Die Entwickler sind an Bord, die Protokolle für die klinischen Versuche sind fertig, die Experten und Spender sind bereit, sobald die nationale Regierung und die Forscher grünes Licht geben", sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus vor einigen Tagen. Auch in Äquatorialguinea hatte die WHO dies angeboten.