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Inflationsausgleich: Hohe Lohnforderungen: Worum es beim großen Warnstreik geht

Deutschland liegt lahm: Beschäftigte bei Bahn und im öffentlichen Dienst verleihen mit einem 24-stündigen Warnstreik ihren Lohnforderungen Nachdruck. Capital zeigt, wer wie viel fordert und was die letzten Abschlüsse schon ergeben haben

Am Montag geht nichts mehr – weder mit der Bahn noch mit dem Flugzeug. Die Eisenbahnergewerkschaft EVG und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi legen gemeinsam den öffentlichen Verkehr für 24 Stunden lahm. Damit wollen sie ihren Lohnforderungen Nachdruck verleihen. 

Die Hauptforderung der Streikenden im Öffentlichen Dienst ist auf Straßenplakaten zu lesen: „10,5 Prozent mehr Lohn“. Doch sie wirkt trotz ihrer Höhe nicht abgehoben. Denn nachdem im vergangenen Jahr die Inflation die Kaufkraft des Euros in Deutschland um 6,9 Prozent geschmälert hat und die Inflation hoch bleibt, ist es nach Meinung vieler Beschäftigten höchste Zeit für einen Lohnausgleich.

Wegen der Teuerung fordern auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anderer Branchen saftige Lohnerhöhungen. Capital zeigt, mit welchen Forderungen die Gewerkschaften in die Tarifverhandlungen gehen:

Für die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen fordert Verdi 10,5 Prozent mehr Lohn mindestens 500 Euro pro Monat. Das Arbeitgeberangebot sieht eine zweistufige Entgelterhöhung von insgesamt 5,0 Prozent vor verbunden mit zwei Inflationsausgleichsprämien von zusammen 2500 Euro. Verdi lehnte das Angebot ab. 

Die Eisenbahnergewerkschaft EVG fordert für 130.000 Beschäftigte eine Gehaltserhöhung um 12 Prozent, mindestens aber 650 Euro pro Monat. Die Bahn hat Lohnsteigerungen von insgesamt 5 Prozent angeboten verbunden mit Einmalzahlungen in Höhe von 2500 Euro. Die Arbeitnehmervertreter haben das Angebot abgelehnt.

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten 8,5 Prozent mehr Gehalt verbunden mit einer sozialen Komponente, die zum Beispiel in Form eines Inflationsausgleichs gezahlt werden könnte. Die Verhandlungen blieben bisher ohne Ergebnis.

Verdi verlangt für die 71.000 Beschäftigten 10,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber haben eine Lohnsteigerung von 4,1 Prozent angeboten plus zwei Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 3000 Euro. Die Verhandlungen brachten bislang kein Ergebnis.

Für die 70.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie fordert die IG Metall acht Prozent mehr Lohn, mindestens 200 Euro pro Monat. Die Arbeitgeber haben eine Lohnerhöhung in zwei Schritten angeboten: 4,0 Prozent zum Oktober 2023 und 2,5 Prozent ab Oktober 2024. Hinzu kommt eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 1500 Euro, die in zwei Schritten ausgezahlt werden soll. Eine Einigung ist bisher nicht in Sicht.

Streikende stehen mit einem Schild mit der Aufschrift "87% Inflation - Wo bleibt der Ausgleich" auf einem Platz

Die EZB erhöht die Zinsen, die Regierung senkt Steuern und bezuschusst Energie. Doch die hohe Inflation bleibt zunächst. Ab März könnte sie aber sinken

Tatsächlich bekommen werden sie wohl weniger. Die letzten großen Lohnabschlüsse zeigen, dass Arbeitnehmer mehrerer Branchen zuletzt zwar starke Gehaltserhöhungen durchsetzen konnten. Die hohe Inflation glichen die meisten Lohnerhöhungen aber nicht aus. Das waren sie:

Deutsche Post

Eine Lohnsteigerung von 15 Prozent forderte Verdi für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten der Deutschen Post AG. Nach schwierigen Verhandlungen einigten sich die Tarifpartner auf eine Lohnerhöhung von durchschnittlich 11,5 Prozent über alle Einkommensgruppen hinweg. Das Paket besteht aus Sonderzahlungen von insgesamt 3000 Euro bis März 2024. Ab April 2024 wird der Lohn aller Tarifbeschäftigten der Post um 340 Euro angehoben.

Volkswagen

Die Volkswagen-Mitarbeiter forderten acht Prozent mehr Lohn. Ende November kam die Zusage für eine Erhöhung in zwei Stufen. Ab Juni 2023 gibt es 5,2 Prozent mehr, im Mai 2024 nochmal 3,3 Prozent zusätzlich. Volkswagen zahlte außerdem einen Inflationsausgleich in Höhe von 2000 Euro zum Februar 2023 und zahlt noch einmal einen Inflationsausgleich in Höhe von 1000 Euro zum Januar 2024. Auszubildende bekommen die Hälfte.

Metall- und Elektroindustrie

Acht Prozent mehr Lohn forderte die IG Metall auch für Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie. 5,2 Prozent sind es geworden. So viel mehr Gehalt bekommen die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche ab Juni 2023. Zusätzlich gibt es noch einmal 3,3 Prozent ab Mai 2024. Dazu einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter auf Einmalzahlungen in Höhe von 3000 Euro.  

Chemieindustrie

Die etwa 580.000 Beschäftigten der Chemieindustrie erstritten sich im November 2022 höhere Löhne. Im Januar 2023 steigen diese zunächst um 3,25 Prozent, ab 2024 gibt es eine zweite Erhöhung in gleicher Höhe. Dazu einigten sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf ein Inflationsgeld von 1500 Euro bis Ende Januar 2023 und 1500 Euro bis Ende Januar 2024. Die Arbeitnehmer hatten im April 2022 eine Gehaltserhöhung gefordert, die Kaufkraftsteigerungen sicherstellt.

Zeitarbeit

Im Januar einigten sich der Gewerkschaftsbund DGB und Arbeitgeberverbände der Zeitarbeitsunternehmen. Für die 735.000 Arbeitnehmer bei Zeitarbeitsfirmen gibt es je nach Entgeltgruppen ab April 2023 bis zu 7,7  Prozent mehr Lohn, ab Januar 2024 noch einmal 3,2 Prozent.

Eisen- und Stahlindustrie Nordwest, Ost

Mitte Juni 2022 erstritt die IG Metall eine Lohnerhöhung von 6,5 Prozent. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den unteren Entgeltgruppen und die Auszubildenden bekamen zudem eine Pauschalzahlung von 200 bis 500 Euro. Die Arbeitnehmer hatten eine Lohnerhöhung von 8,2 Prozent gefordert.

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