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Intelligente Stromzähler: Smart Meter: Wie viel Geld und Energie man wirklich sparen kann

Smart Meter sollen für mehr Energieeffizienz in Privathaushalten sorgen. Deshalb will die Bundesregierung den Einbau der intelligenten Stromzähler nun fördern. Einen Stromspareffekt haben sie bisher aber kaum

Bisher sind sie noch eine kleine Minderheit: 133.500 Smart Meter zählen in ganz Deutschland den Strom, bei 53 Millionen Stromzählern insgesamt. Die Smart Meter, auch intelligente Stromzähler genannt, melden den Stromverbrauch von Verbrauchern via Internet dem Stromversorger und Netzbetreiber. In der Theorie soll damit Energie gespart werden, doch in der Praxis klappt das bisher kaum. Trotzdem will die Bundesregierung den Einbau der Smart Meter attraktiver machen und hat dazu einen Gesetzentwurf im Kabinett verabschiedet.

Wie funktionieren Smart Meter?

Ein Smart Meter besteht aus einem digitalen Stromzähler und einem sogenannten Gateway, einer Art Verbindungsknoten, der die vom Stromzähler erfassten Daten an Dritte überträgt. Das intelligente Messsystem kann aber nicht nur Daten senden, sondern auch empfangen. Ziel soll nämlich sein, dass sich Haushaltsgeräte in einem Smart Home mit ihm verbinden. Je nachdem zu welcher Tages- oder Nachtzeit der Strom gerade günstig ist, könnten die Geräte dann automatisch an- und ausgeschaltet werden. Der Smart Meter speichert die Daten und kann sekündlich, minütlich und stündlich genau abrechnen. Das soll für günstigere Kosten und mehr Energieeffizienz sorgen.

Wer muss einen Smart Meter einbauen?

Der Einbau von Smart Metern ist und bleibt für die meisten freiwillig. Pflicht sind sie allerdings jetzt schon für Haushalte, die einen hohen Stromverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden pro Jahr haben. Ebenfalls einbauen müssen es Verbraucher, die Strom erzeugende oder steuerbare Anlagen betreiben – zum Beispiel Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von mehr als sieben Kilowatt oder neue Wärmepumpen und Nachtspeicherheizungen.

Die Bundesregierung plante ein drittes Entlastungspaket mit 200 Mrd. Euro 

200 Mrd. Euro – mit diesem Betrag rechnete die Bundesregierung für ein drittes Entlastungspaket. Nun wird es wohl kleiner ausfallen als gedacht, denn die Energiepreise sinken 

Ein sogenannter Messstellenbetreiber baut den Smart Meter ein. Häufig ist der Messselltenbetreiber auch der örtliche Netzbetreiber. Die Information zum Messstellenbetreiber lässt sich laut Verbraucherzentrale in der Stromrechnung finden. Dazu gibt es weitere Firmen auf dem Markt, die Stromtracker anbieten, etwa der Anbieter Tibber.

Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass der Messstellenbetreiber die Verbraucher mindestens drei Monate vor dem Einbau informieren und dabei auf die Wechselmöglichkeit zu einem anderen Betreiber hinweisen muss. „Zwei Wochen vor dem Einbau müssen Sie zudem schriftlich auf den konkreten Einbautermin hingewiesen werden – unter Angabe von mindestens einem zweiten möglichen Termin.“

Was soll sich mit einem neuen Gesetz ändern?

Schon jetzt gibt es den gesetzlich festgelegten Plan, bis 2032 den kompletten Roll-out – also die flächendeckende Einführung – von Smart Metern zu schaffen. Allerdings geht die Umrüstung der Stromzähler bisher nur langsam und „nicht mit der Geschwindigkeit voran, die für die Energiewende notwendig ist“, heißt es im Gesetzentwurf der Bundesregierung.  Deshalb soll ein neues Gesetz das Verfahren nun beschleunigen: Die Roll-out-Frist soll von 2032 auf 2030 vorgezogen werden. Laut Verbraucherzentrale kann man sich als Verbraucherin oder Verbraucher nicht gegen den Einbau wehren.

Der Gesetzentwurf sieht außerdem Preisobergrenzen für Smart Meter vor. Bisher kosten sie in der Regel noch zwischen 23 und 100 Euro im Jahr, je nach Stromverbrauch. Künftig sollen Verbraucherinnen jährlich nicht mehr als 20 Euro zahlen müssen. Auch das soll ein Anreiz für den Einbau sein. Im Gegenzug werden die Netzbetreiber stärker an den Kosten beteiligt. Außerdem soll jeder Stromanbieter laut dem Gesetzesentwurf ab 2025 verpflichtet sein, den Kunden dynamische Tarife anzubieten.

Astrid Aretz vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) hält den Effekt des neuen Gesetzes für begrenzt – auch weil der Einbau für die meisten weiterhin freiwillig bleibt. „Ich sehe nicht, dass dadurch ein flächendeckender Roll-out schnell passiert“, sagt die Forscherin gegenüber Capital. Es komme allenfalls mehr Dynamik in das Thema. Die Preisobergrenze von 20 Euro jährlich bewertet sie positiv.

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Warum braucht es dynamische Stromtarife?

Bisherige Nutzerinnen und Nutzer von Smart Metern berichten, dass ihre Geräte derzeit kaum einen Effekt auf den Strom- oder Wärmeverbrauch haben. Das liegt daran, dass bislang nur wenige Versorger flexible Stromtarife anbieten. „Variable Tarife, bei denen der Strom etwa nachts günstiger ist und das intelligente Messsystem die Spülmaschine deshalb erst am späten Abend aktiviert, gibt es bislang kaum“, schreibt die Verbraucherzentrale.

Beim dynamische Stromtarif werden die Schwankungen am Energiemarkt an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben. Sie können so von günstigeren Beschaffungskosten der Anbieter an der Strombörse profitieren. Der Strompreis ändert sich in der Regel mehrfach am Tag. Wenn Verbraucher Strom zu günstigen Tages- oder Nachtzeiten nutzen würden, müssten sie weniger zahlen.

Wie viel Energie und Geld kann man mit Smart Metern wirklich sparen?

IÖW-Forscherin Aretz sagt: „Mit Smart Metern sparen Verbraucher:innen erst einmal nichts.“ In einer Studie mit 1600 Haushalten, die einen Smart Meter nutzen, hat das IÖW herausgefunden, dass die intelligenten Stromzähler bisher kaum einen Einfluss auf den Stromverbrauch haben: Bei einem Drittel der Probanden blieb der Verbrauch konstant, bei einem Drittel stieg er sogar und bei einem Drittel sank er.

Dass der Effekt überschaubar bleibt, liegt auch daran, dass der digitale bzw. intelligente Stromzähler keine Angaben dazu liefert, wo Strom eingespart werden könnte. Um den eigenen Energieverbrauch tatsächlich senken zu können, braucht man eine zusätzliche App, die den Stromverbrauch live sichtbar macht. Nur so wird nachvollziehbar, welche Geräte Stromfresser sind. Solche Apps bieten freie Wettbewerber an aber in der Regel keine Netzbetreiber.

Ein Nachteil von Smart Metern ist außerdem, dass sie selbst deutlich mehr Strom verbrauchen als die alten Ferraris-Stromzähler. Aretz schätzt, dass der Betrieb eines Smart Meters etwa 20 bis 25 Kilowatt mehr im Jahr verbrauchen als bisherige Zähler. Demnach müssten Verbraucher 40 Kilowattstunden einsparen, damit sich Einbau und Betrieb des intelligenten Stromzählers rechnen.

Trotzdem plädiert das IÖW für die Nutzung der Smart Meter. „Man muss die Kröte schlucken, weil die Technik für die Energiewende notwendig ist“, sagt Aretz. Da künftig mehr Erneuerbare Energien in die Stromnetze eingespeist würden, sei Flexibilität wichtig. Energie aus Sonne und Wind sind schwankungsanfällig. Smart Meter können bei zeitvariablen Stromtarifen günstige Zeitpunkte für den Stromverbrauch abpassen. Außerdem könne mit der Technik eine Netzentlastung herbeigeführt werden, wenn zu bestimmen Zeiten weniger verbraucht wird.

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