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iPhone-Fertiger auf Einkaufstour: Was will Foxconn mit schwäbischem Autozulieferer?

iPhone-Fertiger auf Einkaufstour Was will Foxconn mit schwäbischem Autozulieferer?

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Foxconn will den Elektro-Automarkt aufmischen. Die zuständige Firmentochter Foxtron ist ein Joint Venture mit der ebenfalls in Taiwan ansässigen Yulon Motor Group.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Mittelständler Prettl verkauft seine wichtigste Tochter nach Asien. Käufer ist der wegen seiner Arbeitsbedingungen umstrittene iPhone-Zulieferer Foxconn. Der taiwanesische Konzern verfolgt ambitionierte Ziele. Experten sind skeptisch.

Der weltweit größte Elektronikzulieferer Foxconn, der zuletzt wegen widriger Arbeitsbedingungen und Lieferschwierigkeiten in den Medien präsent war, drängt mit aller Macht in den Markt für E-Autos. Erste Modelle wurden bereits vergangenes Jahr präsentiert. Als Ziel gab das Unternehmen einen Marktanteil von fünf Prozent bis 2025 aus - ein ehrgeiziges Vorhaben.

Experten wie Martin Gehring von der Unternehmensberatung Simon Kucher und Partner bezeichnen das anvisierte Wachstum als "überambitioniert" und "unrealistisch". Tesla habe Jahre gebraucht, um sich seinen Marktanteil aufzubauen. Außerdem würden neben den mittlerweile erfolgreichen etablierten Herstellern in den nächsten Jahren bis zu 20 neue Unternehmen in den Automarkt drängen - für einen engen Markt wie diesen eine große Zahl. Das zeigt sich bereits am fallenden Tesla-Marktanteil, der innerhalb von zwei Jahren von knapp 80 auf 65 Prozent gesunken ist. "Bis 2030 wären fünf Prozent vielleicht möglich, wenn man richtig und extrem investiert", sagte Gehring dem Wirtschaftsmagazin "Capital".

Ein Baustein für die Wachstumsstrategie in den E-Auto-Markt soll nun der Zukauf von Prettl SWH sein. Der Käufer FIT, spezialisiert auf Kommunikationssoftware, Sensoren und Highspeed-Verbindungen für Elektroautos, wirkt selbst als Zulieferer für die eigene Konzernmutter. Man glaube an die Foxconn-Pläne, so FIT-Sprecherin Jing-Han Yang gegenüber "Capital", als Unternehmen verfolge man aber eine eigene Strategie. "Prettl und FIT haben vieles gemeinsam", verspricht Yang. "Ihre Expertise mit Sensorkabeln und Verbindungen passt zu unseren eigenen Kernbereichen." Bereits 2021 habe man begonnen, über eine Übernahme zu sprechen.

FIT kauft mit SWH die "Spinne im Netz"

Das Interesse an Prettl SWH überrascht Automobilexperte Gehring nicht. "Wenn man Verkabelung als Kernstück seiner Strategie identifiziert hat, ist es durchaus sinnvoll, das Know-how einzukaufen", sagt Gehring. "Prettl ist ein renommierter Anbieter in dem Bereich und hat eine solide Technik für E-Mobilität. Dazu sind sie zukunftsorientiert und wissen, wie ein Auto vernetzt wird." Kabeltechnik wird laut Gehring in Zukunft noch wichtiger werden. Ein Kabelbaum sei wie eine "Spinne im Netz" und zentral für die ganze Architektur des Autos und der Datenübertragung.

Für das 1953 gegründete Familienunternehmen bedeutet der Verkauf allerdings einen massiven Einschnitt. Der überwiegende Teil der insgesamt etwa 10.000 Mitarbeiter war bislang bei der Unternehmenseinheit Prettl SWH mit ihrem Fokus auf Sensoren und Spezialkabel beschäftigt, übrig bleiben nun weitere Töchter in Geschäftsfeldern wie Kunststofffertigung, Elektroniksysteme, Energieversorgung und Automotive, wo weitere Expertise etwa in der Metall- und Lichttechnik existiert. Prettl SWH machte 2021 mit 351 Millionen Euro auch den Löwenanteil des Umsatzes der gesamten Unternehmensgruppe aus.

Private-Equity-Firma als Treiber?

In einer Mitteilung heißt es, Prettl sehe sich für die Zukunft gut aufgestellt und werde sich "auf die Spezialmärkte Bahn und Bus, Schwerlast, Landwirtschaft, Ladetechnik und neue Energie konzentrieren". Weitergehende Fragen wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht beantworten.

Prettl SWH wurde 2015 als Spin-Off aus dem bestehenden Unternehmen ausgegliedert und operiert heute in 13 Ländern, vor allem in Asien und Europa. Seit 2015 ist das Private Equity-Unternehmen Trinity bei SWH investiert, das nach nun acht Jahren seine Anteile ebenfalls an FIT veräußert - und von dem vermutet werden kann, dass es eine aktive Rolle bei den Verkaufsplänen gespielt haben dürfte.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Capital.de