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Iran: Frauen in konservativer Region fordern die Revolution

Auch im Südosten des Irans gehen jetzt Frauen auf die Straße und protestieren. Dabei gilt die Provinz Sistan-Balutschistan als besonders konservativ.

Frauen in der südostiranischen Provinz Sistan-Balutschistan haben sich am Freitag den landesweiten Protesten gegen die islamisch-konservative Führung im Land angeschlossen. Im Internet verbreitete Videos zeigten dutzende Frauen in den Straßen der Provinzhauptstadt Sahedan, die Transparente mit der Aufschrift "Frau, Leben, Freiheit" hochhielten – einer der bekanntesten Slogans der iranischen Protestbewegung. Die hauptsächlich von sunnitischen Muslimen bewohnte Region gilt als äußerst konservativ.

"Ob mit Hidschab oder ohne, vorwärts zur Revolution", riefen Frauen in langen, schwarzen Gewändern in Videos im Onlinedienst Twitter, die von der Nachrichtenagentur AFP verifiziert wurden.

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Im Iran dauern Proteste gegen die schiitische Führung in Teheran seit Wochen an. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini - sie war Mitte September von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Aktivisten erheben den Vorwurf, dass Amini von der Polizei misshandelt worden sei.

IHR: Bislang 448 Menschen getötet

Sicherheitskräfte haben nach Angaben der in Oslo ansässigen Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) seitdem mindestens 448 Demonstranten getötet, davon mindestens 128 in Sistan-Balutschistan an der Grenze zu Pakistan.

Die Proteste der Frauen in Sahedan seien "wirklich selten", sagte IHR-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam. In den vergangenen zwei Monaten waren nach dem Freitagsgebet die Männer auf die Straße gegangen. "Die andauernden Proteste im Iran sind der Beginn einer Revolution der Würde", sagte Amiry-Moghaddam. Frauen und Minderheiten, die jahrzehntelang als Bürger zweiter Klasse behandelt worden seien, forderten bei den Protesten nun ihre Grundrechte ein.

"Am meisten unterdrückte Minderheit"

Die Frauen der belutschischen Minderheit gehörten zu den "am meisten unterdrückten" im Iran, ihre Proteste seien die von ihnen bisher am besten organisierten seit Beginn der Demonstrationen im ganzen Land gewesen, fügte Amiry-Moghaddam hinzu.

Auch zahlreiche Männer gingen Aktivisten zufolge wieder auf die Straße und skandierten "Wir wollen keine kindermordende Regierung", wie online veröffentlichte Aufnahmen zeigten. In einem von IHR veröffentlichten Video sind Sicherheitskräfte zu sehen, die in Taftan, einem Ort in Sistan-Balutschistan, mit Schrot und Tränengas auf männliche Demonstranten feuern.

Die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete unterdessen, die Behörden hätten seit dem Beginn der Proteste zwölf Mal ausländische Diplomaten vorgeladen – "als Reaktion auf den beispiellosen Druck", den ihre Länder auf Teheran ausübten. Außenminister Hossein Amir-Abdollahian beschwerte sich laut Irna in einem Telefongespräch mit UN-Generalsekretär António Guterres über "die Aktionen der Vereinigten Staaten und anderer westlicher Länder, um Unruhen im Iran zu schüren".