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Iran | So foltert das Regime Demonstrierende in den Gefängnissen

Gefängniswärter sollen "kein Erbarmen" mit den Demonstrierenden im Iran zeigen. Sie werden laut Medienberichten brutal gefoltert – körperlich und psychisch.

Im Iran werden Protestierende in den Gefängnissen systematisch psychisch und körperlich gefoltert, berichten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" (SZ) nach einer wochenlangen Recherche. Mehr als ein Dutzend Iraner, die seit Beginn der Proteste verhaftet wurden, berichteten dem Rechercheverbund unter anderem von Knochenbrüchen und psychischer Gewalt.

Eine junge Frau erklärt, wie sogenannte Sicherheitskräfte sie gemeinsam mit einer Freundin festgenommen, ihr ihr Handy abgenommen und ihre Augen verbunden haben. Vermutlich mehrere Männer hätten auf die beiden jungen Frauen eingetreten und sie mit Elektroschockern verletzt. Ihr komplettes rechtes Bein sei blau angelaufen. Die junge Frau hatte in der Nacht zuvor Flugblätter vorbereitet, um Menschen zum Protest zu bewegen. Mitten in der Nacht konnte sie gemeinsam mit ihrer Freundin die Polizeistation wieder verlassen.

Iraner berichten von sexualisierter Gewalt als Foltermethode

Viele der Iraner berichten dem Rechercheverbund auch von Folter mit Elektroschockern und Peitschenhieben mit Wasserschläuchen. Auch von psychischer Gewalt sprechen viele von ihnen. Ihnen sei mit Vergewaltigungen, Todesstrafen oder Schlägen gedroht worden. Ein junger Mann erzählt NDR, WDR und SZ, dass er die Schreie der gefolterten Menschen gehört habe: "Das war, damit du Angst bekommst und alles zugibst." Auch der im Iran inhaftierte Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd erlebt Folter, berichtet seine Tochter im Gespräch mit t-online. Mehr dazu lesen Sie hier.

Drei der Iranerinnen und Iraner berichten zudem auch von sexualisierter Gewalt. Die Menschen sollen an Möbelstücken festgebunden und mit Gummiknüppeln vergewaltigt worden sein. Bereits Ende November veröffentlichte der US-amerikanische Fernsehsender CNN eine Recherche zu sexualisierter Gewalt in den iranischen Gefängnissen.

Geflüchteter Gefängniswärter bestätigt Berichte

CNN berichtete unter anderem von der 20-jährigen Armita Abbasi, die im Oktober kurz nach ihrer Verhaftung von Polizisten in ein Krankenhaus in Karadsch, etwa 40 Kilometer westlich von Teheran, eingeliefert wurde. Dem Bericht zufolge gab es Spuren von brutaler, mehrfacher Vergewaltigung. Zudem hätten die Polizisten die behandelnden Mediziner unter Druck gesetzt, die Verletzungen der Vergewaltigungen offiziell auf einen Zeitpunkt vor ihrer Verhaftung zurückzuführen.

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Ein geflüchteter Gefängniswärter bestätigte NDR, WDR und SZ die Foltervorwürfe. Über zehn Jahre habe er in verschiedenen iranischen Gefängnissen gearbeitet. Mehrmals täglich seien dort Menschen ausgepeitscht worden, bei den Protestierenden habe er die Anweisung bekommen, "kein Erbarmen" zu zeigen. Er habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten und sei geflohen, erzählt der Wärter.

Dem Rechercheverbund liegt ein vertraulicher Lagebericht des Auswärtigen Amtes von Ende November vor, der die Erkenntnisse der Recherchen bestätigt. Demnach gebe es "zahlreiche Berichte über durch Folter und psychischen Druck erzwungene Geständnisse".

Seit dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im September 2022 wird landesweit gegen die Regierung protestiert. Die Behörden gehen hart gegen die Demonstrierenden vor, bisher sind offiziell vier Todesurteile vollstreckt und über 19.000 Menschen festgenommen worden, berichtet die Human Rights Activists News Agency (HRANA).