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Iran-Superstar rechnet mit Mullahs ab - „Es ist die Zeit der Frauen gekommen“

Sie träumt immer noch davon, in einen freien Iran zurückzukehren …

21 Jahre lang war die Stimme von Faegheh Atashin (72) – bekannt als Googoosh oder „Tochter des Iran“, wie ihre Landsleute sie nennen – verstummt. Jetzt ist sie zurück – und hat eine starke Botschaft!

Faegheh Atashin (72) am Freitagaben bei ihrem Konzert in Hamburg

Foto: Martin Brinckmann

„Ich glaube, es ist die Zeit der Frauen gekommen, besonders der Frauen meiner Heimat“, sagt Atashin.

BILD hat die Künstlerin am Rand ihres Konzerts in Hamburg getroffen – einem Konzert zu Ehren Mahsa Aminis (22), der jungen Frau, die von der iranischen „Sittenpolizei“ verhaftet und totgeprügelt wurde, und aller Frauen im Iran.

Atashin zu BILD: „Die iranischen Frauen haben das Recht auf Freiheit, über das Tragen des Kopftuchs selbst zu entscheiden. Diese Bewegung ist ein Weg, den eine unschuldige 22-jährige Frau ermöglicht hat. Es ist ein religiös-diktatorisches Regime, das bereits jahrelang alle eingesperrt und eingeengt hat.“

Auch sie selbst wurde jahrelang von den Mullahs eingesperrt und eingeengt: Die Mullahs verboten dem iranischen Superstar das Singen. Sie verboten ihr, bunte Kleider zu tragen, und stellten sie unter Hausarrest.

„Da ich im Iran künstlerisch nicht aktiv sein durfte, habe ich mich entschlossen, Googoosh zu vergessen“, erinnert sich Atashin in BILD. „Für 21 Jahre habe ich alles zur Seite gelegt und habe auch nicht zu Hause gesungen. Ich hatte Angst.“ Aber als „Tochter des Iran“ wollte sie ihre Heimat nicht verlassen. Erst nach 21 Jahren entschließt sie sich, ins Exil zu gehen, spielt 2010 in Kanada wieder ein Konzert. Heute lebt Atashin in den USA.

Doch der aktuelle Protest der mutigen Frauen und Männer gegen die Mullahs geben ihr Hoffnung.

Überall im Land gehen mutige Männer und Frauen nach dem Tod von der 22-jährigen Amini auf die Straße, in mehr als 50 Städten gibt es Proteste gegen das Mullah-Regime. Doch die Sicherheitskräfte gehen immer wieder brutal gegen die Demonstranten vor, schießen auf die unbewaffneten Menschen. Menschenrechtsaktivisten der Organisation Iran Human Rights gehen davon aus, dass bislang mindestens 57 Menschen getötet wurden. Es gibt Tausende Festnahmen.

Widerstand in Teheran, Iran. Der Hauptslogan spricht Bände: „Frau, Leben, Freiheit“ („Jin, Jian, Azadai“ auf Kurdisch). Denn: Amini war Kurdin, ihr eigentlicher Vorname ist Jina, ein kurdischer Name, der im Iran verboten ist

Foto: @NatalieAmiri/Twitter

Die iranischen Justizbehörden hatten die Menschen am Sonntag gewarnt, weiter auf die Straße zu gehen. Ihr Leiter, Gholamhossein Mohseni Edschei, kündigte ein „entschlossenes Vorgehen ohne Nachsicht“ gegen die Verantwortlichen der „Unruhen“ an. Zuvor hatte auch Staatschef Ebrahim Raisi (61) die Sicherheitskräfte zu einem „entschiedenen Vorgehen“ gegen die Demonstrierenden aufgefordert – und trotzdem kam es auch am Sonntag zu zahlreichen Demonstrationen im Land!

Seit Tagen hat das Mullah-Regime auch das Internet massiv eingeschränkt. WhatsApp und Instagram sind gesperrt, mobile Internetdienste weitestgehend abgeschaltet. Facebook, Telegram, Twitter und Youtube sind im Iran bereits seit Langem blockiert.

BILD-Reporterin Shammi Haque mit Atashin (l.) in Hamburg

Foto: Martin Brinckmann

„Vor der Revolution hatten die Menschen ein Leben in Wohlstand. Das Leben von uns und allen Künstlern im Iran war ideal. Wir waren alle im Aufschwung und gehörten zu den modernsten Ländern der Region hinsichtlich der Lebensweise“, erklärt Atashin. Die Sängerin war auch Schauspielerin und Model. Viele Frauen im Iran kleideten sich ausgefallen wie sie, trugen Kurzhaarfrisuren wie ihr Idol.

Doch das alles endete nach 1979!

Seit der islamischen Revolution gelten im Iran strenge Kleidungsvorschriften nach der Scharia. Frauen sind verpflichtet, ihr Haar in der Öffentlichkeit zu bedecken. Es gilt ein striktes Gesangsverbot, die Mullahs haben die Musik verboten. Viele Künstler und Künstlerinnen mussten das Land verlassen.

Die aktuellen Proteste geben Atashin jetzt aber Anlass, auf eine freie Zukunft im Iran zu hoffen: „Ich freue mich und bin voller Hoffnung, dass sich für das iranische Volk – besonders die iranischen Frauen – alles zum Guten wendet.“

Aktuell ist Atashin in Deutschland, gibt drei Konzerte für ihr neues Album: Es heißt „21 Jahre“ und soll ihr letztes Album sein.