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Jetzt ist der Westen bereit, auch tödliche Waffen in die Ukraine zu liefern

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Während Russland im Ukraine-Krieg seine Truppen im Osten und Süden des Landes zusammenzieht, sollen die Nato-Länder nach Ansicht von Generalsekretär Jens Stoltenberg die Zeit der Neugruppierung von russischen Kräften nutzen, um Kiew mit neuen Waffen im großen Stil zu versorgen. Laut Stoltenberg gibt es einen „dringenden Bedarf“ an Waffen. Dazu gehörten etwa Anti-Schiffsraketen, schwere Luftabwehrsysteme wie die S-300, Flugzeuge und gepanzerte Fahrzeuge.

Der Appell des früheren norwegischen Ministerpräsidenten dürfte nicht ungehört verhallen. Beim Treffen der Nato-Außenminister in Brüssel zeichnete sich ab, dass die große Mehrheit der 30 Nato-Länder bereit ist zu einem Kurswechsel in ihrer Waffenpolitik. Konkret: Man wird künftig auch verstärkt schwere, tödliche Waffen an die Ukraine liefern.

Krieg könnte noch „viele Monate oder sogar Jahre“ andauern

„Die Alliierten sind bereit, mehr zu tun“, stellte Stoltenberg nach dem Treffen zufrieden fest. So hat Tschechien bereits mehrere Kampfpanzer vom Typ T-72 und auch Schützenpanzer vom Typ BVP-1 an Kiew übergeben. Gründe für diesen Kurswechsel sind die Massaker russischer Truppen an Zivilisten wie in Butscha, die überraschend hohe Durchhaltefähigkeit der ukrainischen Soldaten und die damit verbundene Einschätzung der Allianz, dass der Krieg noch „viele Monate oder sogar Jahre“ andauern könnte. Berichte, wonach Moskau in absehbarer Zeit Material und Truppen ausgehen könnten, wurden in Nato-Kreisen als „Unsinn“ bezeichnet.

U.S. Secretary of State Antony Blinken, French Foreign Minister Jean-Yves Le Drian, German Foreign Minister Annalena Baerbock, Italian Foreign Minister Luigi Di Maio and British Foreign Secretary Liz Truss pose for a photo at NATO headquarters in Brussels, Belgium April 6, 2022. REUTERS/Evelyn Hockstein/Pool

Die Außenminister Antony Blinken (USA), Jean-Yves Le Drian (Frankreich), Annalena Baerbock (Deutschland), Luigi Di Maio (Italien) und Liz Truss (Großbritannien) beim Nato-Treffen i...n Brüssel

Quelle: REUTERS

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte am Donnerstag, Deutschland werde die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine weiter unterstützen. Was sie damit genau meinte, blieb unklar. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Berlin der Ukraine künftig deutlich mehr Waffen als bisher und dazu auch letale Waffen liefern wird, wie beispielsweise den Schützenpanzer „Marder“, ist mittlerweile sehr hoch. Das wäre eine Umkehr früherer Positionen. Baerbock hatte bereits Ende Februar gesagt: „Und wenn die Welt eine andere ist, dann muss auch die Politik eine andere sein.“

Vor dem Hintergrund der befürchteten Großoffensive im Osten und Süden des Landes forderte der Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, der als Gast bei den Nato-Außenministern zugegen war, vor allem „Waffen, Waffen und Waffen“. Auch Deutschland müsse mehr tun. „Während Berlin Zeit hat, hat Kiew sie nicht“, sagte er. Konkret hat die Ukraine von Berlin bereits 100 Marder-Schützenpanzer gefordert.

Denkbar ist nun offenbar, dass ausgemusterte Marder-Panzer, die derzeit im Besitz des Unternehmens Rheinmetall sind, wieder flott gemacht werden. Das braucht aber Zeit. Es gibt aber noch ein weiteres Problem: Die ukrainischen Richtschützen, Fahrer und Kommandanten müssten zur Nutzung der „Marder“ auch noch ausgebildet werden, ebenso wie ein sogenanntes Instandsetzungsteam.

Beim Treffen der Nato-Außenminister in dieser Woche, aber auch schon beim G-7-Treffen Ende März, wurde nach WELT-Informationen bereits intensiv beraten, ob und wie ukrainische Soldaten im Westen an modernen und hochpräzisen Waffen ausgebildet werden könnten. Die Gefahr, dass Putin dies als Eingreifen des Westens in den Krieg ansehen könnte und daraus einen Vorwand für einen Angriff auf ein Nato-Land konstruieren könnte, wird mittlerweile in Kreisen des Bündnisses, nicht zuletzt wegen der bisherigen starken russischen Verluste, als gering angesehen.