Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Kamikaze-Vorbild für WM-Traum: Weidle bestaunt Goggias "Gnadenlosigkeit"

Kam beim Weltcup in St. Moritz auf den dritten Rang: Kira Weidle.

Kira Weidle sucht bei der WM nach der Medaillenspur.

(Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dp)

Der Chef wünscht sich mehr "Killerinstinkt" von seiner Mannschaft, Kira Weidle will ihn zeigen - und bei der alpinen Ski-WM bereits im Super-G für eine Medaille sorgen. Als Vorbild soll die gnadenlose Fahrweise der italienischen "Speed Queen" Sofia Goggia dienen.

Die Laune im Hotel Les Flocons oben in Courchevel scheint gut zu sein. Wolfgang Maier jedenfalls hat neben gewohnt ernsten und nachdenklichen Worten auch immer einen lockeren Spruch drauf - Lachen inklusive. "Sonnenschein", rief der Sportvorstand des Deutschen Skiverbandes kurz nach seiner Rede zur Lage seiner alpinen Mannschaft Kira Weidle im Vorbeigehen zu, "lass ja keine dunkle Wolke aufziehen."

Weidle, vor zwei Jahren sensationell WM-Zweite in der Abfahrt, hat das offensichtlich nicht vor. Im Super-G am Mittwoch (11.30 Uhr/ZDF, Eurosport) drüben auf der anderen Seite des Berges in Meribel, "bin ich sicher nicht die große Favoritin", meint sie. Aber: Das war sie 2021 in Cortina d'Ampezzo auch nicht, nicht im Super-G, auch nicht in der Abfahrt. Und deshalb sagt sie selbstbewusst: "Ich habe schon gezeigt, dass Überraschungen möglich sind."

"Uns fehlen ab und zu ein bisschen die Killer"

Maier wird das gerne hören. Seit der WM 2021, wo es überraschend dreimal Silber und einmal Bronze für die Deutschen gab, hat er Defizite ausgemacht. "Uns fehlen ab und zu ein bisschen die Killer", beklagt er. Um ganz vorne mitzufahren, also um Medaillen, "brauchst du die, die das Risiko verdrängen können", heißt: Nur wer bereit ist, voll fokussiert auf das Skifahren ans Limit zu gehen, kann gewinnen.

Weidle hat verstanden. Der Super-G ist nicht ihre Paradisziplin, auch wenn sie dort in den vergangenen drei Weltcup-Rennen jeweils unter die ersten Zehn fuhr. Aber zumindest verbal lässt sie den von Maier eingeforderten "Killerinstinkt" selbstbewusst erkennen. "Das ist ein WM-Rennen, da gibt's Medaillen, und dafür bin ich da", sagt die 26-Jährige, und deshalb ist ihr Plan simpel: "Ohne Gnade da runter, immer voll auf Zug."

Bloß nicht schon wieder Tränen

Mutig sind derartige Ankündigungen allemal. Im Weltcup ist Weidle seit dem Silbertag in Cortina viermal aufs Podest gefahren, immer in der Abfahrt und zu selten für ihr Können - und ihren Anspruch. Bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr schien eine Medaille für sie bereit zu liegen, nach zwei zweiten Plätzen im Training gehörte sie zu den Anwärterinnen. Im Rennen wurde Weidle Vierte, es flossen Tränen.

Wenn es um den "Killerinstinkt" geht, dann ist Sofia Goggia die Messlatte. Bei Olympia in Peking fuhr die Italienerin mit angerissenem Kreuzband zu Silber und war wütend, dass es nicht Gold wurde. "Diese Gnadenlosigkeit, diese Kompromisslosigkeit, das ist, was sie ausmacht - weil so viel besser Ski fahren tut sie nicht", sagt Weidle. "Speed Queen" Goggia landet aber mit ihrer Kamikaze-Mentalität auch oft im Fangzaun. "Gesund unten ankommen" wäre schon wichtig, betont Weidle mit einem Lächeln. Sonst könne sie ihrem Anspruch ja nicht gerecht werden: "Bei so einer WM will ich ganz oben stehen."