Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Kaum Wachstum trotz Lockerungen: Chinas Corona-Wende kann Wirtschaft nicht retten

2022-01-18T000000Z_1670974447_RC2J1S9UJWK4_RTRMADP_3_HEALTH-CORONAVIRUS-CHINA.JPG

Die Immobilienkrise, die globale Rezession und strukturelle Probleme bleiben, auch wenn die Corona-Barrikaden abgebaut werden.

(Foto: via REUTERS)

Mit seiner harten Corona-Politik hat Chinas Führung die Bürger erzürnt und die Wirtschaft massiv geschwächt. Nun werden erste Lockerungen verkündet. Doch zahlreiche Probleme bleiben. Ein schneller Aufschwung zeichnet sich nicht ab.

Der stärkste Einbruch der chinesischen Exporte seit Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als zweieinhalb Jahren schürt die Sorge vor einem globalen Konjunkturabschwung. Die Ausfuhren sanken im November um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie aus Daten der Zollbehörde hervorgeht. Das ist der schärfste Rückgang seit Februar 2020. Bereits im Oktober hatte es einen Rückgang gegeben, der aber mit 0,3 Prozent wesentlich kleiner ausfiel.

Der Exportrückgang ist umso erstaunlicher, als dass eigentlich im November normalerweise der Außenhandel angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts floriert. Chinas Statistikbehörde macht die Corona-Pandemie für den Einbruch verantwortlich. Die Pandemie habe "negative Auswirkungen auf die Produktion und Tätigkeit einiger Unternehmen" gehabt, teilte das Statistikamt mit. Die Produktion habe sich verlangsamt und die Aufträge seien zurückgegangen. Experten zufolge ist dies aber nicht der Hauptgrund, weswegen die gerade angekündigten Lockerungen der chinesischen Corona-Politik auch nur wenig Anlass zur Hoffnung auf eine baldige Trendwende bieten dürften.

Die der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt steht zusätzlich zu den harten Corona-Lockdowns auch wegen einer Immobilienkrise unter Druck. Hinzu kommt ein schwächerer Welthandel, weil wichtige Kunden wie die USA und Deutschland unter der hohen Inflation leiden, weshalb Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben kürzen.

Chinas Wachstumspotenzial schrumpft

Peking hat inzwischen wegen des wachsenden Drucks aus der Bevölkerung einige der strengen Corona-Beschränkungen gelockert. Die neuen Richtlinien der Nationalen Gesundheitskommission (NHC) sehen unter anderem vor, dass Infizierte ohne oder mit milden Symptomen sich "generell zu Hause isolieren" können. Zudem will das Land den Umfang und die Häufigkeit von PCR-Tests reduzieren.

Die wirtschaftlichen Probleme Chinas sind damit aber keineswegs gelöst. Die Exporte dürften in den kommenden Quartalen sogar noch weiter schrumpfen, sagt Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics. "Sie werden durch die Lockerung der Virusbeschränkungen einen begrenzten Aufschwung erfahren, da diese nicht länger ein großes Hindernis für die Fähigkeit der Hersteller darstellen, Aufträge zu erfüllen", sagt Evans-Pritchard. "Von weitaus größerer Tragweite wird aber der Rückgang der weltweiten Nachfrage nach chinesischen Gütern sein."

Um die schwächelnde Konjunktur anzukurbeln, hat die Regierung auch massiv in Infrastruktur investiert, Zinsen gesenkt, Steuerrabatte gewährt und den Kauf von Immobilien erleichtert. Der Stimulus verpuffte aber durch die größte Corona-Infektionswelle, die China seit Beginn der Pandemie vor fast drei Jahren gleichzeitig überrollte, und die darauf folgenden weitgehenden Beschränkungen. Und auch nach den nun Änderungen der Corona-Maßnahmen bleiben Analysten skeptisch, dass die Konjunkturmaßnamen schnelle Ergebnisse erzielen werden, da es bis zur vollständigen Lockerung der Pandemiekontrollen noch dauern werde.

Chinas Wirtschaft ist in den ersten drei Quartalen dieses Jahres nur um drei Prozent gewachsen. Das liegt deutlich unter dem von der Regierung ausgegeben Jahresziel von rund 5,5 Prozent. Analysten erwarten für das Gesamtjahr ein Wachstum von knapp über drei Prozent. Wie Weltbank rechnet mit sogar nur noch mit 2,8 Prozent - nach einem satten Zuwachs von noch 8,1 Prozent im vergangenen Jahr.

"Mittelfristig ist Chinas Wirtschaft weiter mit einem strukturellen Abschwung konfrontiert", heißt es in einer Analyse der Bank. Die Weltbankexperten geben China auch langfristig kaum Chancen, zum jahrzehntelang gewohnten schnellen Wachstum zurückzukehren: "Das Potenzialwachstum befindet sich in einem rückläufigen Trend, der die ungünstige Demografie, das laue Produktionswachstum und steigende Einschränkungen eines schuldengetriebenen Wachstumsmodells widerspiegelt."