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Kiew im Kriegs-Winter - Kein Strom, keine Russen

Von: Paul Ronzheimer, zzt. in Kiew

Stellen Sie sich vor, Sie leben alleinerziehend mit Baby im 16. Stock eines Hochhauses, das Wasser ist ausgefallen, die Stromleitung funktioniert nicht und es gibt keine Heizung. Wie lange würden Sie das aushalten?

Die Ukrainer, die ich in dieser Woche in Kiew bei Minustemperaturen getroffen habe, als die russische Armee das Land und insbesondere die Hauptstadt kalt und dunkel gebombt hat, haben mir alle eine klare Antwort gegeben: Sie wollen bleiben, egal was passiert!

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44, Mitte) inspiziert am Freitag in Wyschhorod bei Kiew die Schäden nach den russischen Attacken

Foto: HANDOUT/AFP

Die ganze Welt hat den Mut und den Widerstandswillen der Ukrainer bewundert, als die russische Armee am 24. Februar auf Kiew zurollte. Jetzt bewundert die Welt den Durchhaltewillen nach neun Monaten Krieg.

Um Mitternacht sahen wir am Mittwoch Hunderte Menschen vor einem öffentlichen Brunnen, die ihre Wasserflaschen auffüllten, um sich mit Gas einen Tee zu kochen, sich zu waschen oder die Toilette bedienen zu können.

Zerstörte Gebäude in Wyschhorod nach einem russischen Angriff: Bewohner retten ihre Habseligkeiten

Foto: Efrem Lukatsky/AP

Valeria (16), die mit in der Schlange stand, sagte: „Es ist eine schwierige Situation für alle, nicht nur in Kiew, sondern im ganzen Land. Mein Land ist mir wichtiger, als ins Ausland zu gehen. Ich werde mich nicht Putin beugen, der will, dass wir sterben oder fliehen!“

Der eiserne Willen der Ukrainer sorgt dafür, dass Putins Kriegstaktik erneut nicht aufgehen könnte. An der Front im Süden und Osten kommt er nicht voran, deshalb terrorisiert seine Armee mit Raketen und Kamikaze-Drohnen die Menschen.

Bei jedem Treffer auf ein Kraftwerk jubelt der Kreml. Zynischer und schmutziger kann ein Krieg kaum sein. Tatsächlich braucht die Ukraine dringend weitere Flugabwehr, weil bei neuen Treffern die Kraftwerke immer schwerer wiederherzustellen sind. Und es immer länger dunkel und kalt bleiben könnte.

Bürgermeister Vitali Klitschko (51), der am Samstag von Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) kritisiert wurde, dass die Stadt Kiew nicht genügend vorbereitet sei, sagte BILD am SONNTAG: „Die Stadt hat wieder Wasser und 95 Prozent haben Heizung. Wir arbeiten weiter 24/7 für die Menschen.“

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschkoim Gespräch mit BILD am SONNTAG-Reporter Paul Ronzheimer

Foto: Giorgos Moutafis

Beobachter in Kiew gehen davon aus, dass Selenskyjs Angriff auf Klitschko auch damit zu tun haben könnte, dass dessen Beliebtheitswerte steigen und der Ex-Boxweltmeister ein Konkurrent um die Präsidentschaft werden könnte.

Klitschko zu BILD am SONNTAG: „Der Schlüssel des Erfolgs der Ukraine nach dem Angriff Russlands auf unser Land ist der Zusammenhalt, sowohl national als auch international.“

Foto:

Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.