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Konflikt zwischen Israel und Iran: Droht im Nahen Osten der nächste Krieg?

Israel und Iran befinden sich in einem Schattenkrieg. Lange fand der Konflikt wenig Beachtung – doch jetzt könnte er eskalieren. Das steckt dahinter.

Das Wichtigste im Überblick

Atomdrohungen, Mordanschläge, Cyberattacken: Israel und Iran sind seit Jahrzehnten Erzfeinde. Jetzt sorgt ein Drohnenangriff auf eine militärische Anlage im Iran für eine erneute Eskalation. Was steckt hinter dem Zwist im Nahen Osten – und inwieweit sind westliche Staaten involviert? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was genau ist im Iran gerade passiert?

Für die jüngste Eskalation im Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist ein Drohnenangriff verantwortlich: Am Wochenende berichtete Irans staatliche Nachrichtenagentur Irna von einem entsprechenden Vorfall in einer Munitionsfabrik des Verteidigungsministeriums nahe der Metropole Isfahan.

Nach Angaben des iranischen Verteidigungsministeriums handelte es sich dabei um einen militärischen Angriff. Drei der Drohnen seien von der iranischen Flugabwehr zerstört worden. Mehr dazu lesen Sie hier.

Das amerikanische "Wall Street Journal" berichtete am Sonntag unter Berufung auf mit der Operation vertraute Personen, dass Israel hinter den Angriffen stehe. Eine Stellungnahme lehnte Israel bisher ab. Nun will die iranische Regierung ein Expertenteam in die Stadt Isfahan schicken, um die Hintergründe der Angriffe zu untersuchen. Neben Militärexperten sollen demnach auch Abgeordnete des Sicherheitsausschusses an den Untersuchungen teilnehmen und danach mitteilen, welche Konsequenzen die politische Führung daraus ziehen soll.

Was steckt überhaupt hinter dem Konflikt zwischen Iran und Israel?

Israel gilt seit der Islamischen Revolution im Iran 1979 als Erzfeind des Landes – und umgekehrt. Dem iranisch-deutschen Schriftsteller und Journalisten Bahman Nirumand zufolge habe der Iran damals die diplomatischen Beziehungen zu Tel Aviv abgebrochen, weil die neuen Machthaber Israel als eine Besatzungsmacht betrachteten, die ungeachtet des internationalen Rechts die Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben hätten.

Obwohl beide Länder keine gemeinsame Grenze haben, halten die Spannungen bis heute an: "Es ist ein Schattenkrieg, der zwischen den beiden Ländern stattfindet", sagt der Nahost-Experte Eckart Woertz im Gespräch mit t-online.

Was den Konflikt in diesen Tagen befeuert: Israels Angst vor einer nuklearen Bewaffnung des Iran. Als Reaktion auf eine "existenzielle Bedrohung" schreckte Israel auch nicht davor zurück, dem Iran indirekt mit einem Angriff auf Atomanlagen zu drohen.

Immer wieder Zwischenfälle

Die Drohnenattacke nahe Isfahan ist nicht der erste Angriff: In den vergangenen Jahren hatte Teheran Israel mehrere verdeckte Aktionen auf iranischem Boden vorgeworfen, darunter die Tötung des Wissenschaftlers Mohsen Fachrisadeh.

Der Kernphysiker war im November 2020 bei einem Attentat auf sein Auto nahe Teheran getötet worden. Die USA hatten Fachrisadeh wegen seiner Rolle im iranischen Atomprogramm mit Sanktionen belegt. Israel hat sich in der Vergangenheit nicht zu konkreten Einzelfällen geäußert.

Immer wieder berichten iranische Staatsmedien über Festnahmen, Verhaftungen und auch Hinrichtungen von iranischen Agenten, die angeblich für den israelischen Geheimdienst Mossad oder den US-Geheimdienst CIA gearbeitet haben. Die iranischen Angaben lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.

Wie groß ist das Risiko, dass der Konflikt jetzt eskaliert?

Der jüngste Drohnenangriff lasse sich durchaus als eine Eskalation in dem bestehenden Konflikt betrachten. So jedenfalls sieht es Experte Eckart Woertz im Gespräch mit t-online. Grund dafür sei aber weniger der Angriff selbst als vielmehr der Zeitpunkt: "Die Attacke fand während umfangreicher US-israelischer Manöver statt, das Wiener Nuklearabkommen (JCPoA) ist tot und Iran auf dem Weg zum nuklearen Schwellenstaat."

Die Verhandlungen über das internationale Atomabkommen mit dem Iran sind seit Monaten festgefahren. Die 2015 beschlossene Vereinbarung sollte das iranische Nuklearprogramm begrenzen und sicherstellen, dass das Land keine Atomwaffen baut. Ausgehandelt hatten es die USA, China, Russland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Iran. 2018 kündigten die USA unter Ex-Präsident Donald Trump das Abkommen auf. Seither hat der Iran seine Verpflichtungen schrittweise zurückgenommen.