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Krisen-Talk bei Maybrit Illner - Giffey in Erklärungsnot

Alles teurer, alles knapper, Rezession im Anflug! Der Doppel-Wumms laut, aber nicht klar, und um die Ecke lauert schon der Winter! Maybrit Illner hat Gänsehaut: „200 Milliarden Euro – bremsen wir so die Krise aus?“

► Franziska Giffey (44, SPD). Berlins Regierende Bürgermeisterin hat erst mal die üble Wahlpanne zu verdauen: Muss wiederholt werden oder lässt sich das noch irgendwie wegbügeln?

► Torsten Frei (49, CDU). Der Sous Chef der Unionsfraktion profiliert sich zunehmend als Gegenpol für Ampel-Köche.

► Prof. Karen Pittel (53). Die Ökonomin vom ifo-Institut misst seit Wochen alarmierende Wirtschaftszahlen und sitzt in der Energiekommission.

► Annabel Oelmann (44). Die Verbraucherschützerin warnt vor verheerenden Kurzschlussreaktionen nach unbezahlbaren Gas- und Stromrechnungen.

► Gerald Traufetter (50). Der Journalist („Spiegel“) twittert besorgt: „Wird die Gaspreisbremse schnell und schmutzig?“

Politik, Wissenschaft, Medien, der klassische Dreiklang. Das Zoff-o-Meter ist gespannt: Alle ziehen an einem Strang, aber an beiden Enden!

„Wie schön, dass wir mal alle wieder an diesem Tisch sitzen“, freut sich die Talkmasterin nach der langen Phase mit vielen Corona-Schalten ins Home-Office.

Verbraucherschützerin Oelmann hat eine weit weniger erfreuliche Botschaft: „Die Menschen sind wirklich verzweifelt“, meldet sie sichtlich betroffen. „Viele können nichts mehr einsparen.“

Ihre Warnung: „Auf keinen Fall in den Dispo gehen! Ich würde mich an die örtlichen Stadtwerke wenden und im Zweifel nur den Abschlag von davor bezahlen.“

Annabel Oelmann, Franziska Giffey und Karen Pittel (von links)

Foto: ZDF/Svea Pietschmann

Für den CDU-Politiker hat sich die Talkmasterin nach einer knappen Viertelstunde eine spezielle Anmoderation einfallen lassen: „Ich habe Sie nicht grundlos als letzten drangenommen, weil, keiner drängelt mehr als die Opposition“, erklärt sie.

Ihre provozierende Frage: „Ist Ihnen gerecht egal? Ist Ihnen sozial egal? Es soll nur schnell gehen?“

„Das Schlimme ist: Diesen Zeitdruck hätten wir nicht unbedingt nötig gehabt“, antwortet Frei unbeeindruckt. Die richtige Lösung sei bereits im Frühjahr vorgeschlagen worden, aber „die Bundesregierung hat ein Vierteljahr mit der Gasumlage verbraucht, die jetzt nicht kommt, Gott sei Dank.“

Dann macht der CDU-Mann die Bundesregierung nass: „Wenn man sieht, dass Frankreich bereits im Oktober letzten Jahres so etwas wie einen Gaspreis- und auch einen Strompreisdeckel hatte“, schimpft er. „Wir sind jetzt wahnsinnig spät ran. Wir können weder die Bürger noch die Industrie bis weit in den November warten lassen!“

Seine Kritik: „Die Bundesregierung hat einen Abwehrschirm ins Schaufenster gestellt, 200 Milliarden Euro, das hört sich gut an. Aber während die Bürger jetzt im Regen stehen, probiert die Regierung gerade, diesen Schirm aufzuspannen. Das ist zu spät, und deswegen ist die Geschwindigkeit jetzt wirklich ein großes Thema!“

Schon springt das Zoff-o-Meter an ...

Die Bürgermeisterin hat mit eisiger Miene zugehört. Sonst stets verständnisinnig wie im Vorschulkindergarten, ledert sie plötzlich im Wahlkampfmodus los.

Ihr Konter zielt auf die CDU und ihren Vorsitzenden: „Wenn es nach Ihnen gegangen wäre, dann wären die Gasspeicher jetzt leer gewesen!“ hält sie Frei vor.

„Das stimmt nicht, Frau Giffey!“, wehrt sich der CDU-Mann. „Sie müssen den Herrn Merz dann schon vollständig zitieren!“

Doch die SPD-Frau arbeitet lieber ihre einschlägigen Vorwürfe ab: „Wir haben ja viele Diskussionen auch um die erneuerbaren Energien, wer die befürwortet hat“, ätzt sie, um dann zu mahnen: „Ich glaube, den Leuten geht es nicht um parteipolitisches Gezänk.“ Heidewitzka!

Thorsten Frei, Karen Pittel und Annabel Oelmann (von links)

Foto: ZDF/Svea Pietschmann

Dann wechselt die Bürgermeisterin in versöhnlichere Töne: „Ich finde es gut, dass diese Gasumlage gefallen ist“, räumt sie ein. „Das hätte man sich sparen können!“

Doch Frey haut seinen Trumpf trotzdem und mit Schmackes noch mal auf den Tisch: „Das haben wir zweimal im Deutschen Bundestag beantragt“, erinnert er. „Die Koalition hat das zweimal abgelehnt. Im September noch!“ Stöhn…

Die Talkmasterin muss noch ein Versprechen einlösen: In ihrer letzten Sendung hatte auch sie – wie jetzt Giffey – behauptet, Merz habe nach Kriegsausbruch Putins Pipelines dichtmachen wollen und damit leere Gasspeicher riskiert. Doch der ZDF-Einspieler gab das nicht her. „Dann werden wir das noch mal überprüfen“, murrte Illner damals enttäuscht.

Jetzt zeigte die Talkmasterin den Einspieler gar nicht mehr. „Friedrich Merz hat nie ein Embargo gefordert“, triumphiert Frey prompt. Illners kleinlautes Bekenntnis: „Er hat gesagt, wir haben andere Bezugsquellen. So war die korrekte Formulierung.“ Halali!

Der „Spiegel“-Mann sonnt sich in angeblichem Insiderwissen aus der vom Kanzler berufenen Energiekommission: Er habe da Schriftstücke gesehen…

„Sie scheinen sehr viele Einsichten zu haben, die mir schon leicht unheimlich sind, dass Sie Zettel gesehen haben und all so was“, bremst ihn Expertin Pittel aus. „Trotzdem waren Sie natürlich in den Sitzungen nicht dabei.“ Und tschüs!

Die Verbraucherschützerin bringt die Fachdiskussion um den richtigen Einsatz der Milliarden auf den Punkt: „Es wäre gerecht“, sagt sie kurz und knapp, „wenn wir denen, die es brauchen, mehr helfen als denen, die es wirklich nicht brauchen.“

Denn, so Oelmann weiter: „Die Menschen kommen jetzt schon nicht mehr zurecht. Wir haben in den Beratungen Suizidandrohungen von Menschen, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht!“

Verbraucherschützerin Annabel Oelmann warnt eindringlich

Foto: ZDF/Svea Pietschmann

„Auf der anderen Seite haben wir auch ganz viele, die noch gar nicht erkennen, wie schlimm es wirklich ist“, fügt sie hinzu und zählt die Gefahren auf: „Zinsen im Baufinanzierungsbereich. Die Anschlussfinanzierung im nächsten Jahr. Junge Familien, die hoch verschuldet sind.“

Danach macht sie ordentlich Druck: „Im Moment ist das Hauptproblem, dass die Menschen das Gefühl haben, hin, her, rechts, links - wir wissen nicht, wo es hingeht“, wettert sie. „Und die Verlässlichkeit fehlt! Viele haben das Gefühl: Selbst wenn etwas kommt, es ist zu spät.“

Gerald Traufetter und Karen Pittel

Foto: ZDF/Svea Pietschmann

„Die Rechnungen, die jetzt eingegangen sind: Was machen wir damit?“, rätselt Giffey. „Sind die dann obsolet, und man beachtet sie erst mal nicht? Oder bezahlen sie das, was sie immer bezahlt haben, und der Rest wird irgendwie ausgeglichen?“

„Nicht ignorieren, nicht weglegen, sondern sofort Rat suchen“, drängt die Verbraucherschützerin. „Viele haben aufgrund der einmaligen hohen Anforderung Anspruch auf staatliche Leistung, obwohl sie die nie vorher hatten. Das Zweite ist, dass man sofort mit dem Versorger oder Vermieter spricht.“

Der CDU-Mann weiß, womit er sich unbeliebt macht: „Ich kann’s Ihnen nicht ersparen“, sagt er, „aber man muss auch über eine längere Laufzeit von Kernkraftwerken reden.“

Huuuu, das Atomgespenst! „Machen wir hier nicht zum ersten Mal“, flüstert die Talkmasterin verschwörerisch. „Sie ersparen uns da nix. Das ist kein Grauen!“ Dann redet die Runde aber nur über Einsparungen, Rezession, Erneuerbare, Bioenergie, Flüssiggas, Liquiditätshilfen…

Die Talkmasterin blättert in ihren Spickzetteln und nimmt sich die Bürgermeisterin zur Brust: „Sie haben selbst für Verwirrung gesorgt, indem Sie beim Kollegen Markus Lanz von kontrollierten Stromabschaltungen sprachen.“

„Das habe ich so nicht gesagt“, verteidigt sich Giffey und schiebt ein Kurzreferat über Besonderheiten im Berliner Stromnetz hinterher.

Ihre Zusammenfassung: „Wenn wir eine Überlastung haben, weil alle gleichzeitig ihre Heizlüfter einschalten, müssen wir die Anlage an einer Stelle vom Netz nehmen. Aber nur als Schutz für die Anlage, nicht um Strom zu sparen.“ Uff!

Zehn Minuten nach Freis Vorstoß packt Illner das ungeliebte Thema doch noch auf ihre Agenda: In „dieser akuten Not“ sollen „eben auch wenigstens zwei Atomkraftwerke im Süden des Landes weiterlaufen“, meldet sie.

„Ich denke, es ist gut, dass wir das machen“, stimmt Prof.Pittel zu.

Und Frei setzt einen strammen Schlusspunkt: „Dass wir ein drittes Kernkraftwerk nicht weiterlaufen lassen und darauf hoffen, dass die Franzosen möglichst schnell ihre wieder ans Netz bekommen“, rüffelt er, „das macht doch gar keinen Sinn.“ Passt!

„Wir haben noch fünfzehn Minuten, wir reden alle ein bisschen schneller.“ Maybrit Illner

Viel vergossene Milch und parteitaktisches Klein-Klein, die Experten stocherten mit kurzen Stangen im Zukunftsnebel und die Politiker erschreckten sich mit der verblüfften Erkenntnis „Huch, die Leute haben die Heizung angemacht!“

Das war eine Show der Kategorie Bert Brecht: „Ja, mach nur einen Plan…“