Mutiger Schwung aus Südkorea: Hyundai Ioniq 6 – Nr. 5, kultivierte Alternative

Die Mitglieder der Autofamilie sind sich meist sehr ähnlich, auch nach einem Modellwechsel. Mit dieser Faustregel bricht Hyundai nun und trifft mit dem Nachfolger des Ioniq 5 aufs Korn. Statt Ecken und Kanten gibt es dynamische Rundungen.

Ioniq5 hat diesen Tag erreicht. Die 2016 eingeführte Palette von Hyundai wird diesen Sommer verschwinden. Allerdings müssen neue Fahrzeuge mit gleichem Namen, aber mit dem Zusatz 6 auf dem Markt sein. Die Koreaner bauen bereits sehr seriennah Prototypen und geben Einblicke in Design und Innenleben zukünftiger 800-Volt-Elektrofahrzeuge. Wie das 2021 vorgestellte 5er-Modell verfügt auch das neue Ioniq-Modell über ein Design, das den Stil der Vergangenheit mit dem verbindet, was Designer „Retrofuturismus-Elemente“ nennen. 6 schlägt jedoch keine deutlich sichtbare Brücke zum Schwestermodell und schlägt eine deutlich andere Richtung ein. Die Techniken sind die gleichen, aber die Ioniq 5 und 6 sind sehr unterschiedliche Typen.

Hyundai hat bereits in einer prophetischen Studie vorausgesagt, dass 6 im Jahr 2020 anders sein wird als Ioniq 5. Reisfeld. Verantwortlich war Peter Schleier, als dieser noch für das Design verantwortlich war. Das aerodynamisch gestaltete Limousinen-Konzept ist in vielerlei Hinsicht eine praktischere Interpretation, findet sich aber auch in Serienmodellen wieder. Kein Wunder, dass das Design der Serie etwas zurückhaltender ist. Überraschend ist allerdings das konsequente Weglassen von Hinweisen auf Ioniq 5. Der 6er ist eindeutig keine Limousinenversion des Fließheck-5ers, sondern ein Statement für sich. Hyundai Global Design Boss Sangyup Lee spricht immer noch von der Ioniq-Familie, aber ihre Mitglieder können sehr unterschiedlich aussehen, wie das Werk eines Schachspiels. Auch wenn sich König, Dame, Springer oder Läufer deutlich voneinander unterscheiden (ähnlich wie beim Schach), bilden sie dennoch ein starkes Team.

Sehr dynamisch

Insofern gibt es natürlich Gemeinsamkeiten, die alle zukünftigen Mitglieder der Ioniq-Familie auszeichnen müssen. Dazu gehören ein langer Radstand mit E-GM-Plattform mit entsprechendem Platzangebot für die Passagiere, ein Interieur mit nachhaltigen Materialien und Cocoon-Effekten sowie parametrische Pixel im Front- und Heckbereich.

Ähnlich wie bei 5 erzeugt auch das kleine rechteckige Lichtelement von 6 eine große Wirkung. Die Stubria weist ein durchgehendes Lichtband auf, das aus zwei langen Reihen vieler kleiner Rechtecke besteht. Zusätzliche Lichtbänder zieren die Abrisskante des Heckspoilers, vertikal platzierte Heck- und Nebelscheinwerfer sind in eine diffusorartige Heckschürze integriert. Das kleine helle rechteckige Thema findet sich auch in den Scheinwerfern in Form einer Tagfahrlicht-Signatur wieder. Das Lichtdesign des Ioniq 6 ist nicht nur prägnant, sondern mit Hilfe vieler kleiner Lichtpunkte gibt es auch eine Vielzahl an animierter Lichtsequenzen.

Die Außenhaut ist sehr aerodynamisch, die Dachlinie wölbt sich in einem großen Bogen und zieht sich bis zu kurzen Heckfalten. Dazu kommen ein bündig mit der Blechhaut abschließender Türgriff und eine kleine Kamerahalterung an der Vordertür, die als schnittiger Ersatz für den Außenspiegel fungiert. Der Lohn für die Mühe ist ein Luftwiderstandsbeiwert von nur 0,21. Gegenüber der kantigen 5 von 0,29 hat die 6 einen klaren Vorteil. Der 6er ist übrigens weniger flach als der 1,50 Meter Prophezeiung, und die Türscheiben sind nicht rahmenlos. Das sind typische Zugeständnisse an das Rotstiftregime in der Massenproduktion. Die Höhe erhöht sich gegenüber der Prophezeiung, da der Batterieaufbau am Fahrzeugboden bei allen Ioniqs gleich ist. Laut Hyundai-Designer Simon Roasby kann es für Volumenmodelle wie den Ioniq 6 unverhältnismäßig teuer werden, wenn rahmenlose Türen auf der Autobahn nur sehr wenig Windgeräusche erzeugen.

Gemütliche und warme Atmosphäre im Innenraum

4,86 ​​Meter 6 ist mehr als 20 Zentimeter länger als 5, und der Radstand ist 2,95 Meter, aber 5 Zentimeter kürzer. Dennoch bleibt der Entwicklungsspielraum des Ioniq 6 vorne wie hinten großzügig. Das Dach fällt nach hinten ab, bietet aber im Fond viel Beinfreiheit und eine hervorragende Kopffreiheit. Außerdem verfügt der 6er über einen komplett ebenen Boden und die optionale Viersitzer-Version über eine durchgehende Mittelkonsole. Vor allem der Innenraum freut sich über die teilweise aus recyceltem Kunststoff bestehende Oberfläche und vermittelt durch das aufgeräumte Cockpit und die umlaufende Beleuchtung eine warme und wohnliche Atmosphäre.

Und es gibt einige modische Akzente wie ein durchscheinendes Panel, das an einen iMac der ersten Generation erinnert. Eine weitere Besonderheit sind die vier Leuchtelemente in der Lenkradmitte. Sie geben visuelles Feedback von der Spracherkennung und geben auch Auskunft über den Ladezustand. Dank des 6-Pixel-Displays an der Fahrzeugfront können auch Außenstehende den Ladevorgang verfolgen.

Und als modernes E-Auto verfügt das Cockpit über zwei Optionen für einen kamerabasierten Außenspiegel bietet einen Monitor mit zwei 12-Zoll-Displays auf dem Armaturenbrett. Das Lenkrad hinten links zeigt hauptsächlich fahrrelevante Informationen an, der Touchscreen rechts ist für fast alles andere zuständig.

Über die Technik des Ioniq 6, der voraussichtlich zum Jahreswechsel auf den Markt kommen soll, hat Hyundai vorerst noch nicht viel gesprochen. Bei der 800-Volt-Technologie setzt die E-GMP-Architektur jedoch strenge Antriebs-, Leistungs- und Batteriegrenzen. In dieser Hinsicht ist 6 Ioniq 5 sehr ähnlich. Gleiches dürfte für den Preis gelten, der sogar etwas unter dem Ioniq 5 mit vergleichbarem Motor liegen kann.