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Lanz fragt Esken nach Job als Innenministerin

Saskia Esken hat sich bei "Markus Lanz" die Option auf das Innenministerium offengehalten. Einen Seitenhieb auf Horst Seehofer (CSU) brachte sie dabei auch unter.

Saskia Esken wünscht Parteifreundin Nancy Faeser von ganzem Herzen den Wahlsieg in Hessen, so die SPD-Parteichefin bei "Markus Lanz". "Aus persönlichen Gründen. Völlig selbstlos", schmunzelte der Moderator am Dienstagabend, als Esken beteuerte, sie werde alles daran setzen, dass Faeser Ministerpräsidentin wird. Faeaser, aktuell noch Bundesinnenministerin, hatte bekannt gegeben, in Hessen als Spitzenkandidatin bei der Wahl im Oktober anzutreten.

"Diese Innenministerin hat im ersten Jahr ihrer Amtszeit mehr geleistet als Horst Seehofer in vier Jahren", fing Esken den Wahlkampf schon mal an. Da drängte sich für Lanz natürlich die Frage auf: Will die SPD-Vorsitzende nun Innenministerin werden oder nicht?

"Ich bin sehr gerne Vorsitzende der SPD", hob Esken an. "Ich mag diese Aufgabe wirklich sehr, sehr gerne. Und es bleibt auch dabei." Als die oberste Sozialdemokratin auf Nachfrage von Lanz erneut betonte, wie gerne sie ihren aktuellen Job ausübt, schlug der Moderator vor: "Machen Sie doch einfach beides". Da klang Eskens Zukunftsplanung schon ein wenig anders. "Ich beschäftigte mich mit solchen Fragen, wenn sie anstehen", sagte sie.

Lanz hatte die Frage nach der Personalie erst am Ende seiner ZDF-Talkshow gestellt. So blieb ihm am Ende keine Zeit mehr, um über mögliche Reserven an Spitzenpersonal innerhalb der SPD unter Kanzler Olaf Scholz zu sprechen. Zum Abschied verwies er zum wiederholten Male darauf, dass Esken in den drei Jahren zuvor Einladungen in seine Sendung nicht gefolgt war. "In drei Monaten sehen wir uns wieder", prognostizierte er mit Blick auf die hessischen Landtagswahlen am 8. Oktober 2023.

Medick: Glaubwürdigkeit beschädigt

Dass Faeser als Bundesinnenministerin Spitzenkandidatin in ihrem Heimatbundesland ist, hielt "Spiegel"-Redakteur Veit Medick grundsätzlich für kein Problem. "Das ist nicht unproblematisch", widersprach Lanz. Medick sah aber Faesers Glaubwürdigkeit dadurch beschädigt, dass sie im Falle einer Wahlniederlage in Berlin bleiben will. Damit sende sie das Signal an die Wähler, dass sie sich zu schade für Opposition sei. Der Journalist rechnete auch aus diesem Grund eher mit einer Niederlage der hessischen SPD-Chefin.

Diplomat zu China-Ballon: Da braut sich was zusammen

Lanz hatte zu Beginn den Abschuss eines von China vermutlich zur Spionage eingesetzten Ballons über den USA thematisiert. "Das ist schon ein alarmierendes Ereignis", urteilte der Diplomat Christoph Heusgen. "Da braut sich was zusammen." Der ehemalige deutsche Botschafter bei den Vereinten Nationen warnte davor, sich auf "den Westen" zu konzentrieren und dabei die sich verschiebenden globalen Machtverhältnisse entlang der Achse Brasilien, Südafrika, Indien, Russland und China zu unterschätzen. Hier müsse Deutschland mit einer klaren Führungsrolle Verantwortung übernehmen, forderte er.

Dabei geht es laut dem Chef der Münchner Sicherheitskonferenz auch darum, dem russischen Aggressor Wladimir Putin eine Lektion zu erteilen. "Putin glaubt, dass wir Weicheier sind, dass er militärisch erfolgreich sein wird", sagte Heusgen. "Wir müssen die Ukrainer unterstützen, wir können uns nicht immer auf die Amerikaner verlassen." Die USA würden sich zudem immer stärker auf China als Feindbild konzentrieren.

"Eines will ein amerikanischer Präsident nicht: als schwach gegenüber China dastehen", sagte Medick. Er sah den Abschuss des chinesischen Ballons auch als Machtdemonstration von US-Präsident Joe Biden gegenüber den Republikanern. Schließlich, darauf wies Lanz hin, waren während der Amtszeit von Donald Trump bereits ebenfalls chinesische Ballons über den USA gesichtet, aber nicht vom Himmel geholt worden. "Das ist ein Systemkonflikt, der sich schon seit Langem andeutet. Jetzt stehen wir möglicherweise vor einem turbulenten Jahrzehnt", warnte der "Spiegel"-Journalist.

Lanz: Putin als kleiner Vasall?

"Wir erleben eine neue Formierung der Weltordnung", meinte auch Politologe Wolfgang Merkel. Er kam angesichts der Machtverhältnisse zu dem Schluss: "Russland bleibt gar nichts anderes, als der kleine Vasall von den Chinesen zu werden." Die wiederholten Forderungen des Unterzeichners des offenen Briefes an Scholz nach Verhandlungen mit Putin stießen in der Runde unisono auf Widerspruch. "Putin ist nicht zu Gesprächen bereit", stellte Esken klar. Sie warnte: "Putin ist nicht irrational, er ist überrational." Ziel bei der Unterstützung der Ukraine müsse es sein, dass der Kremlchef einsieht, dass er bei der erhofften Spaltung der westlichen Welt eine Niederlage erlitten hat, meinte die SPD-Chefin.