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Leopoldina-Chef in Sorge: Haug fordert Tempo-Schub bei Ökostrom

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Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, warnt vor einer möglichen Auslagerung der Chemieindustrie.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ob es im Jahr 2045 noch eine Chemieindustrie in Deutschland geben wird? Da ist sich Klimaforscher Gerald Haug angesichts der Umwälzungen, die Politik und Wirtschaft wegen des Klimawandels bewältigen müssen, noch unschlüssig. Doch eins sei sicher: In diesem Schneckentempo dürfe es nicht weiter gehen.

Der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und Ausstieg aus der Kohle gefordert. Gerald Haug, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, warnte zudem vor dem Ende der sogenannten Grundstoffindustrie, insbesondere der chemischen Industrie in Deutschland, und kritisiert eine "zunehmende Überregulierung" der EU.

"Wir müssen massiv in Erneuerbare investieren. Das war viel zu langsam", sagte der Klimaforscher. "Wir sind überall am Aussteigen, ohne einzusteigen", stellte der Wissenschaftler fest. "Wenn die Süddächer mit Fotovoltaik bedeckt wären, hätten wir schon mal einen Ausbau um den Faktor vier."

Leopoldina-Präsident: Ganze Industriezweige könnten wegbrechen

"Wir müssen den Kohleausstieg forcieren - auch wenn wir jetzt diesen und nächsten Winter etwas mehr brauchen", sagte Haug mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. "Für unsere Klimaziele ist es wichtig, den Kohleausstieg wirklich bis 2030 zu schaffen. Dafür brauchen wir viel mehr Erneuerbare, aber auch mehr Gas- und Wasserstoffkraftwerke." Die Gaskraftwerke müssten "Wasserstoff-ready" sein.

"Ich mache mir große Sorgen, dass wir, wenn wir jetzt nicht handeln, ganze Industriestränge verlieren - gerade in der Grundstoffindustrie", mahnte der Leopoldina-Präsident. "Das würde eine noch viel höhere Abhängigkeit von Asien und vor allem China bedeuten." Die Chemieindustrie etwa komplett aus Deutschland und Europa auszulagern, hielte er für einen "fundamentalen Fehler" - gerade mit Blick auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Die Überregulierung führe bei der Industrie zu "unglaublichen Unsicherheiten."

Quelle: ntv.de, bek/dpa

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