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Massiver Druckabfall – Pipeline Nord Stream 2 offenbar teilweise zerstört

Ersten Meldungen zufolge blubbern bei der dänischen Insel Bornholm Methanblasen aus dem Meer. Polizei und Marine sollen nach Angaben der Betreiberfirma Nord Stream 2 bereits eine Fünf-Meilen-Sperrzone eingerichtet haben, auch der Flugverkehr unter 1000 Meter wurde bereits untersagt.

Der Grund: Die Ostsee-Pipeline, die nie in Betrieb genommen wurde, scheint an dieser Stelle zerstört zu sein. Ein Sprecher der dänischen Schifffahrtsbehörde (Danish Maritime Authority) bestätigte gegenüber WELT, dass es einen Vorfall an der Pipeline gegeben habe.

Aufgefallen ist das Leck erstmals in der Nacht zum Montag. Eine Sprecherin des Gasnetzbetreibers Gascade bestätigte WELT, dass die Sensoren einen massiven Druckabfall in der Pipeline registriert und Alarm geschlagen haben. Laut den Nord-Stream-2-Betreibern fiel der Druck von 105 Bar auf nur noch sieben Bar ab.

Zu den Ursachen gibt es bislang noch keine Informationen. Die Pipeline des russischen Gazprom-Konzerns war im Juni 2021 nach Baukosten von mehr als acht Milliarden Euro vollendet worden. Die Röhre zwischen den Hafen Ust-Luga und dem deutschen Lubmin wurde zwar von Russland her mit Gas gefüllt, doch sie ging nie in Betrieb.

Nach dem bekannt geworden war, dass Russland einen Angriffskrieg auf die Ukraine vorbereitet, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das Genehmigungsverfahren für das Projekt gestoppt. Ob ein Unfall hinter dem Pipeline-Bruch steckt oder Sabotage ist vorerst unklar. Ein Unfall bei der hochmodernen Leitung ist allerdings unwahrscheinlich.

Der Zeitpunkt der Havarie, mitten in einer westeuropäischen Versorgungskrise und nach ernsten Rückschlägen für Russland im Ukraine-Krieg, lässt auf Sabotage schließen. Zuletzt hatten sich AfD und Linkspartei dafür stark gemacht, die Pipeline zu öffnen, um die Gaspreiskrise in Deutschland abzumildern.

Russland kann das Gas nicht mehr entnehmen

Die Bundesregierung hat dies stets kategorisch ausgeschlossen. Russische Propaganda versucht hingegen, Druck auf Deutschland auszuüben, indem suggeriert wurde, man würde über Nord Stream 2 Gas liefern, während es bei der zweiten Pipeline Nord Stream 1 technische Probleme gäbe.

Die Bundesregierung hält die technischen Probleme jedoch für vorgeschoben, eine Belieferung durch Nord Stream 1 wäre möglich. Am Anlandepunkt von Nord Stream 2 bei Lubmin gab es kürzlich prorussische Protesten, bei denen ebenfalls die Öffnung der Pipeline gefordert wurde.

Nachdem mehrere Vertreter der Bundesregierung schon früh deutlich gemacht hatten, dass Nord Stream 2 nie in Betrieb gehen wird, gab es Spekulationen, Gazprom könnte das werthaltige Gas von russischer Seite wieder entnehmen.

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Mitarbeiter der Betreibergesellschaft in der Schweiz erklärten auch Nachfrage von WELT jedoch, es sei für Russland technisch nicht möglich, das Gas wieder zu entnehmen. Auch auf deutscher Seite gab es Spekulationen, man könne in einer Notlage im Winter zumindest das bereits eingespeiste Gas aus Nord Stream 2 noch entnehmen.

Diese Möglichkeit besteht nun durch die Zerstörung der Pipeline offenbar endgültig nicht mehr. Russland könnte daher durchaus ein Interesse an einem Schaden an der Pipeline haben, um Deutschland auch diese Rückfalloption zu nehmen.

Weil die im schweizerischen Zug residierende Betreibergesellschaft der Pipeline wegen der Russlandsanktionen praktisch aufgelöst wurde, gibt es dort keine Organisationsstruktur mehr, obwohl dem Vernehmen nach noch rund 40 Mitarbeiter vor Ort sind.

Bundeswirtschaftsministerium versucht Vorfall zu klären

„Wir sind heute von Netzbetreiber Gascade darüber informiert worden, dass es in der Pipeline Nord Stream 2 einen starken Druckabfall gegeben hat“, bestätigte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Wir sind aktuell im Austausch mit den betroffenen Behörden, um den Sachverhalt aufzuklären. Noch haben wir keine Klarheit über die Ursachen und den genauen Sachverhalt.“

Man versuche zu klären, ob der Vorfall sich in deutschen Hoheitsgewässern ereignet habe. Unter anderem sei man mit dem Netzbetreiber, der Bundesnetzagentur, der Bundespolizei sowie der Ministerien und Behörden in Mecklenburg-Vorpommern in Kontakt.

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