Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Medizin-Engpass - Apothekerin bepöbelt, weil Medikamente fehlen

Essen (NRW) – Manchmal ist Benehmen leider nur in homöopathischen Dosen vorrätig …

Diese Erfahrung musste jetzt Apothekerin Janet Olgemöller (45) aus Essen machen. Im Notdienst wurde sie von einem Kunden so übel beschimpft, dass sie sich nach dem Dienst per Internet-Video bei Plattform „TikTok“ Luft machte.

Eigentlich, so die Apothekerin, seien die Kunden freundlich und dankbar, bei ihr noch Fiebersäfte für Kinder und Antibiotika zu bekommen. Aber nicht alle ...

Sie in dem Video: „Einen (Kunden) musste ich abweisen. Der war ziemlich ungehalten, beschimpfte mich aufs Schlimmste, als Du alte Hure und ich weiß nicht was. Bei meinen Erklärungsversuchen sagte er, ich solle endlich die Fresse halten, ich alte Schlampe.“

Das Video schlug im Netz hohe Wellen. BILD traf Janet Olgemöller in ihrer Apotheke in Essen. Sie erzählt: „Der Mann wollte einen Fiebersaft für sein Kind. Aber Fiebersäfte sind im Moment Mangelware. Wir haben zwar selbst hergestellte Säfte. Schwierig ist es aber, wenn die Ärzte auf einem Rezept mehrere Medikamente verordnen. Dann kann ich den selbst hergestellten Saft nicht abrechnen. Dann muss ich entscheiden, ob jetzt beispielsweise das Antibiotikum wichtiger ist oder der Saft. Er war nicht bereit, den Saft selbst zu bezahlen. So ist es eskaliert.“

Vor allem Grippe-Mittelchen wie Fiebersäfte und Ibuprofen sind momentan deutschlandweit Mangelware

Foto: Stefano Laura

Die Nerven liegen blank! Die Apothekerin weiter: „Wir versuchen jeden Tag, alles zu bekommen. Fiebersäfte sind aber momentan so selten wie pures Gold.“

Laut Apothekerverband ist in NRW bereits jedes zweite Rezept vom Engpass betroffen. BILD hakte beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller nach. Woher kommt der Engpass?

Statistik: Anzahl der Apotheken in Deutschland – Infografik

Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Cranz zu BILD: „Schon seit geraumer Zeit werden die Arzneimittel-Hersteller durch die gestiegenen Kosten für Energie belastet. Anders als in anderen Branchen können die Hersteller nicht einfach die Preise erhöhen. Die Arzneimittelproduktion gerät betriebswirtschaftlich erheblich unter Druck, Hersteller ziehen sich vom Markt zurück.“

Deshalb sollten auch verzweifelte Kunden bedenken: Apotheker und Apothekerinnen wie Janet Olgemöller tragen am wenigsten Schuld an der aktuellen Mangel-Lage.