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Memminger Freiheitspreis 1525: Memminger Innenstadt wird zum „Markt der Möglichkeiten“

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Memminger Freiheitspreis 1525: Markt der Möglichkeiten Nachbau Gutenberg-Presse
Am Stand der Kirchengemeinde St. Martin konnte man am Nachbau einer Gutenberg-Presse die 12 Bauernartikel selbst auf Papier drucken. © Becker

Memmingen - Der vergangene Samstag (21.5.2022) stand in der Memminger Innenstadt ganz unter dem Zeichen des Memminger Freiheitspreises 1525. Diesen bekam Prof. Dr. Heribert Prantl in der Martinskirche von Bundestagspräsidenten a. D. Prof. Dr. Norbert Lammert verliehen. Da die Platzzahl in der Kirche begrenzt war, wurde am Weinmarkt ab 11 Uhr die Verleihung per Livestream gezeigt. Drumherum gab es ein buntes Bühnenprogramm. Außerdem bot der erste Memminger „Markt der Möglichkeiten“ vom Roßmarkt bis Manghausplatz mit vielen Ständen ein abwechslungsreiches Programm.

Ziel des Marktes war es zu zeigen, wie viele Organisationen und Vereine in und um Memmingen sich mit dem Thema Freiheit auseinandersetzen. Die Besucher sollten durch unterschiedlichste Mitmachangebote angeregt werden, über den Begriff Freiheit nachzudenken. So organisierte beispielsweise der Behinderten- und Seniorenbeirat einen erlebbaren Parcours, um zu verdeutlichen, wie fehlende Barrierefreiheit Freiheit einschränkt. Der Integrationsbeirat hatte seinen Stand mit gehäkelten Fahnen aller Länder dekoriert. Jeder, der Wurzeln in einem anderen Land hat, konnte seinen Namen auf ein Zettelchen schreiben und unter die passende Landesfahne hängen. „Wir wollen vermitteln, dass Memmingen gewillt und bereit ist, zusammenzustehen – egal, woher man kommt“, erklärte Melek Dinc, Mitglied des Integrationsbeirates.

Die Kirchengemeinde St. Martin hatte sich für ihren Stand mit der Wallenstein-Druckergruppe zusammengetan. Mit dem Nachbau einer Gutenberg-Presse, Johannes Gutenberg gilt als Erfinder des modernen Buchdruckes, konnten die „12 Bauernartikel“ gedruckt werden. Die Besucher hatten die Chance, selbst Hand anlegen, Druckfarbe aufzubringen oder die Gewindespindel durchzudrücken. Da die neugedruckten Exemplare trocknen müssen, wurden am Samstag limitierte Vordrucke mit einer Gesamtauflage von 200 Stück verkauft. „Ich finde das eine gute Idee und schöne Erinnerung“, erzählte Bernd Klotz, als er ein Papier kaufte. „Außerdem kann man aus diesen Artikeln für heute noch etwas lernen.“

Auch unterschiedliche Meinungen zum Thema Freiheit waren vertreten. So gab es einen Stand der „ALfA“ (Aktion Lebensrecht für alle) und der Gruppe „Gruppe §218 Stechapfel“. ALfA tritt für das uneingeschränkte Lebensrecht jedes Menschen, ob geboren oder ungeboren, ein. Einer Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen steht die Gruppe kritisch gegenüber – sie sehen sich als Kämpfer für die Freiheit der Ungeborenen. Die „Gruppe § 218 Stechapfel“ betont hingegen die Freiheit jeder schwangeren Person, eine eigene Entscheidung hinsichtlich eines möglichen Schwangerschaftsabbruchs treffen zu dürfen. Beide Stände bekamen Besuch von Interessierten – das war wohl aber nicht immer Ausdruck persönlicher Präferenzen. Bei herrlichem Sonnenschein genossen es viele Gäste, sich einfach treiben zu lassen. So beispielsweise auch Tanja Hansen. Sie erzählte: „Ich freue mich, dass es nach Corona wieder losgeht, dass man wieder zusammenkommen und was erleben kann.“ Für das leibliche Wohl sorgte der Stand der Vesperkirche Memmingen mit Kuchen und Chili.

Mittelpunkt des Marktes war die Bühne am Weinmarkt, direkt gegenüber der Kramerzunft. In dieser fand 1525 die Versammlung der Bauern statt, in der sie ihre 12 Artikel verfassten. An diesem passenden Ort gab es auf der Bühne verschiedene Programme und Auftritte. Neben mehreren Reden, unter anderem zum Thema LGBTIQ, und einem Improtheater traten der Internationale Chor Memmingen, die Gruppe Joy of Voice und die Stadtkapelle Memmingen auf.

Pressefreiheit ist das tägliche Brot für die Demokratie

Höhepunkt war am frühen Nachmittag die Rede von Preisträger Heribert Prantl. Er war gemeinsam mit Norbert Lammert, Oberbürgermeister Manfred Schilder und vielen anderen nach der Preisverleihung von der Martinskirche auf den Weinmarkt gekommen. Prantl betonte die Bedeutung der Stadt Memmingen für die Freiheit. So hätten die Bauern 1525 die erste Revolution Deutschlands gestartet. „Das war ein Großereignis der deutschen und der europäischen Geschichte“, machte er deutlich. Ausführlich ging er auch auf das Thema Pressefreiheit und deren Bedeutung ein. Dabei bedeute Pressefreiheit nicht – gerade auch in Corona-Zeiten – Menschen, die einer anderen Meinung seien und beispielsweise staatliche Maßnahmen kritisch sehen, als Idioten hinzustellen. Aufgabe der Presse sei es vielmehr, Menschen unterschiedlicher Meinung miteinander ins Gespräch zu bringen. Das sei aber nur bei einer freien Presse möglich. „Pressefreiheit ist das tägliche Brot für die Demokratie“, machte Prantl deutlich.

(sig)

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