Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Millionen lachen bloß darüber - Der MIR-DOCH-EGAL Streik

Von: Jan W. Schäfer und Felix Rupprecht

Es war der größte Warnstreik seit mehr als 30 Jahren. Und die Deutschen? Haben den Streik einfach bestreikt!

Was war nicht alles befürchtet worden: Mega-Staus auf Autobahnen, Chaos an Bahnhöfen und Flughäfen. Keine Züge und S-Bahnen, weil 30 000 Eisenbahner streiken.

Kaum Flüge in Köln, Düsseldorf und Hamburg, keine Starts und Landungen in München, Stuttgart und Frankfurt, weil auch ver.di mitmacht. 10,5 Prozent mehr Lohn waren gefordert. Dafür sollte das Land stillstehen.

Rechtsreferendar Jan Eisele (28) aus Frankfurt: „Normalerweise fahre ich mit der U-Bahn, heute wegen des Streiks mit dem Bus. Jetzt bin ich zu früh da, weil es unerwartet ruhig ist. Der Bus war nicht zu überfüllt. Das Recht zu streiken ist ein wichtiges Recht“

Foto: Fredrik von Erichsen

NA UND? Die Deutschen zuckten mit den Schultern, organisierten sich – und ließen fast alles wie am Schnürchen laufen: In NRW, wo sich die Autos an Montagen sonst Hunderte Kilometer stauen: 21 Kilometer stockender Verkehr um 9 Uhr früh. Am Flughafen Frankfurt: kaum ein Reisender, wenig Stress. Am Berliner Hauptbahnhof: gähnende Leere sogar im Reisezentrum der Bahn.

Nur wenige traf es so hart wie Rentner Peter Reinhard (65) am Frankfurter Flughafen: „Ich war mit meiner Frau im Urlaub auf Sansibar. Der Streik hat uns total überrascht.“ Sonntagabend fuhr kein Zug mehr heim nach Warstein (NRW), den ganzen Montag auch nicht. „Jetzt müssen wir noch eine Nacht im Hotel verbringen.“

Trotzdem ärgerte er sich kaum: „Ich verstehe die Streikenden und hoffe, dass ihnen die Arbeitgeber bald entgegenkommen.“

Melinda Kanalasch (28, l.) und Helena Markovic (28) hatten an ihrem Backwaren-Stand am Stuttgarter Bahnhof wenig zu tun: „Normalerweise sind wie zu viert, haben zwei lange Schlangen. Heute kommt ein Kunde pro Stunde“

Foto: Michael Hahn

Krankenpfleger Andres Lopez (19), gestrandet am Bahnhof in Stuttgart, freute sich: „Jetzt bleibe ich eine Nacht länger bei meiner Freundin. Das ist völlig in Ordnung für mich.“

„Wir gehen davon aus, dass sich viele Pendler auf den Streiktag eingestellt und die Homeoffice-Regelungen genutzt haben, die bereits aus der Corona-Pandemie bekannt sind“, so ein ADAC-Sprecher zu BILD. „Wenn sich alle, die sonst Bahn fahren, in ein Auto gesetzt hätten, wäre es tatsächlich chaotisch geworden.“

8 Uhr, Straßenbahn-Depot in Köln-Merheim. Alle Straßenbahnen stehen still

Foto: Patric Fouad

Ist es aber nicht! Denn die Deutschen sind widerstandsfähig und flexibel geworden: Droht Stau, arbeiten sie von zu Hause. Fährt keine Bahn, nehmen sie den Vorabendzug. Fallen Flüge aus, verschieben sie Termine auf Dienstag.

So schnell sind wir nicht mehr zu schocken ...