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Mit 47 Jahren Traumjob in der Pflege gefunden

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Bad Kissingen

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Kinderkrankenpflege

Pflegeberufe

Weiterbildungsmöglichkeiten

Ein Schwerpunkt des Tages der offenen Tür im Beruflichen Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (bfz) am vergangenen Freitag in Bad Kissingen waren Informationen über die unterschiedlichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Pflegeberufen . Über entsprechende Angebote der Bad Kissinger bfz-Berufsfachschule informierte zunächst Schulleiter Frank Weißenberger. Anschließend standen unter Leitung von Peter Großmann, bfz-Koordinator in Bad Kissingen , berufsbegleitende Weiterbildungen und Spezialisierungen, die teilweise auch virtuell angeboten werden, sowie staatliche Fördermöglichkeiten im Mittelpunkt der Diskussion.

Dreijährige Ausbildung

Seit September 2020 bietet das bfz Bad Kissingen an seiner staatlich anerkannten Berufsfachschule die dreijährige generalistische Pflegeausbildung „Pflegefachfrau und -fachmann“ an. Darin werden die bisher getrennten Ausbildungen Altenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflege zusammengefasst. Die Auszubildenden werden in den Bereichen der stationären und ambulanten Langzeitpflege, der stationären und ambulanten Akutpflege, der Psychiatrie und der Pädiatrie unterrichtet. Durch die Generalisierung der innerhalb der Europäischen Union anerkannten Pflegeausbildung mit Wechsel zwischen Theorie- und Praxisblöcken werden künftige Pflegefachkräfte auf sämtliche Aufgaben vorbereitet, die im späteren Berufsalltag auf sie zukommen können.

Ausbildung für jedes Alter offen

Um dem akuten Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wurde ausdrücklich betont, dass die Ausbildung für alle Interessenten jedes Alters offen ist. „Im nächsten Schuljahr beginnt eine junge Großmutter gemeinsam mit ihrer Enkelin die Ausbildung“, gab Koordinator Großmann ein eindrucksvolles Beispiel. Quereinsteiger aus anderen Berufen werden von der Agentur für Arbeit unterstützt und bekommen zusätzlich zum Ausbildungslohn ihres Arbeitgebers von der Agentur einen Lohnkostenzuschuss zum annähernden Ausgleich ihres bisherigen Verdienstes.

„Bereits im Berufsleben stehende Bewerber, die in einen neuen Lebensabschnitt starten wollen, dürfen nicht unter finanziellen Druck kommen“, begründete dies Anja Amend-Rauch, Qualifizierungsberaterin der Agentur für Arbeit. Auch bei der Wahl der für den Bewerber geeigneten Fachrichtung im Pflegeberuf ist die Arbeitsagentur behilflich. „Wir bauen einen Weg zum Berufswunsch.“ Alle Schüler werden nach Erhalt des Zwischenzeugnisses zudem mit einer Motivationsprämie von 1000 Euro, nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung mit 1500 Euro belohnt.

"Jetzt bin ich glücklich"

Ein Berufswechsler älteren Jahrgangs ist René Saft, bei der Arbeiterwohlfahrt als Pflegehelfer tätig. Der 47-Jährige ist gelernter Versicherungskaufmann, hat zunächst 16 Jahre bei einer Versicherung, dann neun Jahre im Produktvertrieb für Pflegeeinrichtungen gearbeitet. Schon während seines Zivildienstes in der Schwerbehindertenpflege sei er wohl „infiziert“ worden, glaubt der Umschüler rückblickend. Seine endgültige Entscheidung zum Wechsel in die Pflege fiel erst 2019 im Urlaub: Im Café sei er mit 30 geistig und körperlich Behinderten zusammengekommen, die nur von drei Pflegern begleitet wurden. Ein Behinderter habe vergeblich versucht zu trinken, doch kein Pfleger sei frei gewesen, weshalb Urlauber Saft ihm geholfen habe. Momentan steht der 47-Jährige kurz vor seiner Abschlussprüfung zum Pflegefachmann. „Jetzt bin ich glücklich.“

Wie dringend angesichts der demografischen Entwicklung Pflege und Hilfe im Alter benötigt wird, zeigte René Saft am Tag der offenen Tür seiner Besucherin Rebekka Häußler mit Hilfe eines Alterssimulationsanzugs. Bepackt mit Gewichtsweste, Bewegungshemmern an Händen und Füßen, einer festen Halskrause, geräuschhemmenden Kopfhörern und einer das Blickfeld einengenden Spezialbrille versuchte die erst 24-Jährige, selbstständig die Treppen hinabzusteigen. „Ich fühle mich wie eine 80-Jährige“, erkannte die junge Frau, als sie sich krampfhaft am Geländer festhielt. Wie gut, dass AWO-Pflegehelfer Saft zu ihrer Sicherheit danebenstand.

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