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Mullah-Regime – Proteste im Iran: Revolutionsgarden könnten nach Macht greifen

Das Mullah-Regime reagiert mit immer brutalerer Gewalt auf die Proteste im Iran. Greifen nun die mächtigen Revolutionsgarden nach der Macht?

Sicherheitskräfte feuern auf offener Straße auf Demonstrierende. Sie morden und foltern im Auftrag der iranischen Führung und stecken immer mehr Menschen in Gefängnisse. Seit Monaten versucht das Mullah-Regime, die systemkritischen Proteste im Land niederzuschlagen – und geht dabei immer brutaler vor. Dennoch kämpfen die Regime-Gegner weiter. Trotz Lebensgefahr lässt sich die Freiheitsbewegung nicht einschüchtern, die Menschen gehen weiter auf die Straßen.

Aber könnten die Proteste tatsächlich zum Sturz des Regimes führen? Die Kölner Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur hält das für möglich. Allerdings anders, als sich die Demonstrierenden dies wohl wünschen: durch einen Militärputsch.

"Es droht im Iran auch die Gefahr, dass einige Revolutionswächter einen Militärputsch wagen", sagte Amirpur, die an der Universität zu Köln Professorin für Islamwissenschaft ist, vor Kurzem dpa. Die Gefahr, dass der Iran hin zu einer Militärdiktatur steuern könnte, ist nicht neu. Denn schon seit vielen Jahren haben die Streitkräfte eine immer wichtigere Position im Staat eingenommen, auch durch die vielen Konflikte mit dem Ausland.

Im Gespräch mit t-online bestätigte Amirpur, dass es sich bei ihren Aussagen um theoretische Überlegungen handelt, dennoch steht fest: Je angeschlagener das Regime ist, desto abhängiger sind die Mullahs von den Revolutionsgarden. Sie werden das gegenwärtige Chaos nutzen, um ihren Einfluss weiter auszubauen.

Kampf für die Revolution, gegen Israel und den kapitalistischen Westen

Denn die Elitetruppen der Mullahs sind schon lange ein Staat im Staat.

Seit der Islamischen Revolution von 1979 gibt es im Iran zwei rivalisierende Parallelarmeen: die Streitkräfte der Islamischen Republik Iran und die Armee der Wächter der Islamischen Revolution, die Revolutionsgarde. Beide Armeen sind strukturell strikt voneinander getrennt. Sie haben unterschiedliche Befehlsketten, jeweils ein eigenes Heer, eine eigene Luftwaffe und eine eigene Marine.

Die komplizierte Sicherheitsstruktur ergibt erst auf den zweiten Blick Sinn: Das Mullah-Regime vertraut den regulären Streitkräften des Iran nicht, weil sie die Nachfolger der Kaiserlich Iranischen Landstreitkräfte waren, die wiederum zum Schah standen. Nach der Revolution schloss die iranische Führung deshalb verbündete Milizen, die am Sturz des Schahs beteiligt waren, zusammen: die Geburtsstunde der Revolutionsgarde.

Ihre Aufgabe ist es vor allem, die religiöse Führung und ihre Ideologie zu schützen. Es ist also eine ideologische Armee mit gigantischer Kraft, die nicht zum Schutz der Bevölkerung existiert, sondern die islamistische Revolution von 1979 verteidigen soll.

Die Revolutionsgarden stehen daher auch nicht an der Seite der aktuell Demonstrierenden, denn sie lehnen einen freiheitlichen Aufbruch des Landes ab. Vielmehr sind die Revolutionsgarden Schwert und Schild der religiösen Führung – im In- und Ausland.

Die Interessen im Ausland soll eine Eliteeinheit innerhalb der Revolutionsgarden schützen – die Quds-Brigade. Sie kämpft in Syrien, im Irak und verübt Anschläge, kidnappt Menschen und führt andere Geheimdienstoperationen durch. Ihr Name – "Al-Quds" ist der arabische Name von Jerusalem – verweist dabei auf das übergeordnete Ziel der Revolutionsgarde: der Kampf gegen Israel und die Eroberung Jerusalems.

Ultimative Macht im Iran

Aktuell stützen die Revolutionsgarden die politische Linie des Religionsführers und Staatsoberhauptes Ajatollah Ali Chamenei. Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Hussein Salami, machte am Donnerstag erneut den Westen für die systemkritischen Proteste im Land verantwortlich. Irans Feinde hätten sich für einen Krieg vorbereitet, sagte er während einer Rede in der Stadt Ghom. "Alle Satane der Welt haben sich versammelt. Amerika, England, Deutschland, Frankreich, Israel, die Saudis und weitere." Es war das erste Mal, dass ein hochrangiges Mitglied der Revolutionsgarde Deutschland öffentlich als "Satan" bezeichnete.