Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Mund zu voll genommen?: Zehn-Sekunden-Zahnbürste ausprobiert

Die Y-Brush soll die Zähne in zehn Sekunden blitzeblank putzen können. ntv.de hat ausprobiert, ob das tatsächlich möglich ist oder ob der Hersteller mit seinem Werbeversprechen den Mund etwas zu voll genommen hat.

Man kann dabei Musik hören, fernsehen oder sich selbst im Spiegel betrachten - Zähneputzen bleibt trotzdem langweilig, zwei Minuten werden zu einer kleinen Ewigkeit. Wie verlockend ist da das Versprechen des französischen Herstellers Fasteesh, mit seiner Y-Brush eine gründliche, schonende Reinigung in nur zehn Sekunden hinzubekommen. Ist das wirklich möglich? ntv.de hat es ausprobiert.

Einfaches Prinzip

Das Prinzip der Y-Brush leuchtet ein: Statt wie üblich mit einem kleinen Bürstenkopf die Zähne nach und nach von allen Seiten zu putzen, reinigt sie alle Bereiche auf einmal. Dazu nutzt die elektrische Zahnbürste einen Bürstenkopf, der an die Formen erinnert, die Zahnärzte verwenden, um Abdrücke vom Gebiss zu machen. In seinem Inneren befinden sich 35.000 Nylonborsten, die angetrieben von einem Ultraschall-Motor im Griff mit bis zu 20.000 Schwingungen pro Minute vibrieren.

Y-Brush Test (1 von 5).jpg
Y-Brush Test (1 von 5).jpg

Der Lieferumfang der NylonBlack-Variante.

(Foto: kwe)

Dabei soll die Y-Brush laut Hersteller sogar mehr Plaque entfernen als eine herkömmliche Zahnbürste, ohne dabei das Zahnfleisch zu schädigen. Das soll daran liegen, dass die Borsten in einem 45-Grad-Winkel zu den Zähnen positioniert sind. Dies werde von Zahnärzten empfohlen, schreibt der Hersteller.

ntv.de hat für den Test von Fasteesh die NylonBlack-Variante der Y-Brush erhalten, die rund 130 Euro kostet. Sie putzt wahlweise in vier verschiedenen Intensitäten (5, 10, 15 Sekunden, unbeschränkt). Zum Lieferumfang gehört außerdem ein aufsteckbarer Zahnpasta-Dosierer.

Schön geht anders

NylonBlack hört sich schick an, aber man kann es nicht anders sagen: Die Y-Brush sieht nicht nur seltsam aus, sie ist eine ausgesprochen hässliche E-Zahnbürste. Der Bürstenkopf aus medizinischem Kunststoff grinst einen in nüchterner Funktionalität an. Er sieht aus wie ein Prototyp aus dem 3D-Drucker. Nichts wird verschleiert, man sieht deutlich, wo die Borsten eingesetzt und verschweißt wurden, auf Farbe wurde komplett verzichtet.

Y-Brush Test neu 02 (1 von 1).jpg
Y-Brush Test neu 02 (1 von 1).jpg

Hier sieht man gut die Anordnung der Nylonborsten.

(Foto: kwe)

Für das Gebotene scheint der Preis von 35 Euro ziemlich gepfeffert zu sein. Allerdings soll man den Bürstenkopf nur alle sechs Monate wechseln müssen. Insofern halten sich die jährlichen Kosten doch in akzeptablen Grenzen.

Der Griff ist auch kein Design-Wunder und wirkt eher grob verarbeitet. Aber er ist solide, vor Spritzwasser geschützt und liegt durch eine rutschfeste Gummierung sicher in der Hand. Auch hier gilt kompromisslos: Design folgt Funktion.

Auf der linken Seite sitzt unter einer Abdeckung ein Micro-USB-Anschluss, um den Akku zu laden. Entsprechend der kurzen Anwendungsdauer muss man dies nur alle paar Wochen machen. Auf der Vorderseite befindet sich ein Ein-/Ausschalter, über den auch die Dauer der Vibration eingestellt wird. Ein weißer Ring, der ihn umgibt, zeigt mit drei Leuchtfeldern an, welcher Modus eingestellt ist.

Aller Anfang ist schwer

So einfach das Prinzip der Y-Brush erscheint - die völlig andere Art, Zähne zu putzen, muss man lernen und üben. Der Hersteller empfiehlt ein bis zwei Wochen Eingewöhnungszeit. Bei der DynamicBlack-Variante helfen dabei die Modi, beim Standard-Modell muss man die Sekunden selbst zählen.

Y-Brush Test (5 von 5).jpg
Y-Brush Test (5 von 5).jpg

Die Dosierhilfe sieht auch etwas seltsam aus.

(Foto: kwe)

In der ersten Woche soll man so lange putzen, bis man das Gefühl hat, alle Zähne gereinigt zu haben. Mehr als 30 Sekunden sollten es aber nicht sein. Die Y-Brush erinnert nach 15 Sekunden durch kurze Unterbrechungen an einen Wechsel der Zahnreihe. Dabei gilt immer, dass man den Bürstenkopf fünfmal auf einer Zahnreihe hin- und herdreht, während man zehn Kaubewegungen macht.

In der zweiten Woche putzt man 15 Sekunden pro Zahnreihe, danach kann man den normalen Modus wählen, bei dem die Y-Brush zehn Sekunden vibriert, insgesamt also 20 Sekunden. Der 5-Sekunden-Modus soll die Ausnahme sein, wenn man es besonders eilig hat. Die Zehn-Sekunden-Zahnbürste ist also eher eine 20-Sekunden-Zahnbürste.

Hoher Zahnpasta-Verbrauch

Noch etwas muss man erst lernen: Der Verbrauch an Zahncreme ist mit der Y-Brush höher, denn man muss sie über die gesamte Breite des Bürstenkopfs verteilen. Der - auch nicht sehr hübsche - Dosierer soll dabei helfen, man kriegt es aber auch problemlos ohne hin.

Y-Brush Test (3 von 5).jpg
Y-Brush Test (3 von 5).jpg

Passt der Bürstenkopf nicht gut genug, können die Enden unangenehm drücken.

(Foto: kwe)

Insgesamt ist der Gebrauch der Y-Brush ziemlich kompliziert, vor allem das Zusammenspiel zwischen Dreh- und Kaubewegung hinzubekommen ist nicht einfach. Folgt man akribisch der Anleitung, hat man es aber nach einer Weile einigermaßen verinnerlicht.

Manchmal passt es einfach nicht

Ein dauerhafteres Problem kann sein, wenn der Bürstenkopf nicht passt. Theoretisch können die Zähne zu lang sein und die Bürsten reichen nicht bis zum Zahnfleischrand. Häufiger - auch im Fall von ntv.de - ist, dass die Form nicht richtig passt. Obwohl der Bürstenkopf elastisch ist und sich anpasst, können dann seine Kanten im hinteren Bereich unangenehm drücken. Möglicherweise erreichen auch die Borsten die hinteren Backenzähne nicht.

Ändern kann man daran wenig, es gibt nur die Wahl zwischen Kinder- und Erwachsenen-Größe. Das Drücken muss man aushalten, und unter Umständen ist es nötig, die hinteren Backenzähne mit einer herkömmlichen Bürste nachzureinigen. Die Zeitersparnis ist dann allerdings mehr oder weniger dahin.

Es klappt, aber gesundes Misstrauen schadet nicht

Trotz eines nicht perfekten Sitzes an der oberen Zahnreihe blieb das ntv.de erspart. Und so sind die Ergebnisse der schnellen Reinigungen inzwischen erfreulich. Die Zähne fühlen sich mit der Zunge angenehm sauber und glatt an. Und ein gereiztes Zahnfleisch, wie es durch hektisches Putzen mit einer normalen Zahnbürste unter Zeitdruck immer wieder mal passiert, ist Geschichte.

Was einem aber auch die Y-Brush nicht erspart, ist eine regelmäßige Reinigung der Zahn-Zwischenräume und der Zunge mit alternativen Instrumenten. Außerdem wird man so schnell das Misstrauen nicht los, dass die seltsame Zahnbürste doch nicht so gut putzt. Eine Absprache mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt ist wohl keine schlechte Idee. ntv.de hat für sich einen eigenen Kompromiss gefunden: Morgens, wenn es eilt, kommt die Y-Brush zum Einsatz, abends, wenn es auf Gründlichkeit ankommt, die herkömmliche E-Zahnbürste.