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Musikbranche: Rammstein: Das Millionen-Business hinter der Band

Der Kult um die Band Rammstein scheint trotz Misshandlungsvorwürfen gegen Sänger Till Lindemann ungebrochen. Über die Jahre hat die Band ein kompliziertes Firmengeflecht aufgebaut – und mehrere hundert Millionen Euro erwirtschaftet

In einer alten Fabrikhalle hängen Kapuzenpullis, T-Shirts und Lederjacken, fein aufgereiht, die meisten dunkel und etwas weiter geschnitten. Zwischen den Kleidungsstücken finden sich Rucksäcke, Kennzeichenhalter oder Poster. Es könnte einer der vielen hippen Fashionstores in Berlin sein – wäre da nicht ein besonderes Detail: Auf allen Produkten prangt das Logo der Band Rammstein.

Die Fabrikhalle im Berliner Stadtteil Pankow hat nur alle paar Wochen geöffnet, das nächste Mal im Juli, und dann auch nur für vier Stunden. Dann aber ist der Andrang regelmäßig groß, ein Ausdruck davon, wie stark die Anziehungskraft der Band und wie lukrativ das Produkt Rammstein ist. Keine andere deutsche Band dürfte in Summe kommerziell so erfolgreich gewesen sein wie Rammstein seit der Gründung 1994. Die Musikgruppe verdient Geld in Dimensionen eines kleineren Mittelständlers, laut Schätzungen nahm sie allein durch Konzerte in den vergangenen drei Jahren mehr als 200 Mio. US-Dollar ein. Legt man darauf Multiplikatoren an, könnte Rammstein eine Milliardenmarke sein. Der wirtschaftliche Erfolg dürfte daher einer der Gründe dafür sein, warum die Band gerade so eng zusammensteht – obwohl sie nach den massiven Vorwürfen gegen Frontmann Till Lindemann in der größten Krise seit ihrer Gründung steckt.

Vieles rund um die Band ist undurchsichtig, das Geschäftliche gehört dazu. Wie viel und wie genau Rammstein Geld mit seiner Musik verdient, lässt sich daher nicht genau sagen. Mithilfe von Indizien und Schätzungen lassen sich aber viele Hinweise zusammentragen.

Mindestens fünf Firmen

So gibt es im Handelsregister Hinweise auf mindestens fünf Firmen, die mit Frontmann Lindemann direkt oder indirekt in Verbindung stehen. Die wichtigste Gesellschaft ist die Rammstein GbR mit Sitz in Berlin. Dort sind alle sechs Bandmitglieder auch Gesellschafter. Das Gleiche gilt für die Rammstein Merchandising OHG und die Rundumschlag Management & Merchandising OHG, die an derselben Adresse in Berlin-Wilhelmsruh gemeldet sind. Beide haben sich auf den Handel mit Merchandise spezialisiert. Daneben gibt es noch die Konzertagentur Rammstein Konzert GmbH und den Musikzubehörhändler RZK Audio UG – ebenfalls gemeldet in Wilhelmsruh. Im gleichen Haus sitzt noch die Agentur Ease, die neben Rammstein weitere Künstler wie Helene Fischer oder Robin Schulz vermarktet. Offiziell verbunden sind Ease und Rammstein allerdings nicht.

Der letzte offizielle Geschäftsbericht eines dieser Unternehmen, der Rammstein Konzert GmbH, stammt aus dem Jahr 2007 – und weist nahezu ein Nullsummenspiel aus. Einnahmen und Ausgaben glichen sich ungefähr aus – offenbar auch, weil Rammstein das Jahr hauptsächlich im Studio verbrachte.

Was danach passierte, basiert im Wesentlichen auf Schätzungen. Laut verschiedener Medienberichte dürften die Gesamteinnahmen zwischen 400 Millionen und 1 Mrd. Euro gelegen haben. In der Branche gilt Rammstein damit als unangefochtener Topverdiener im deutschen Showbusiness, und das bis heute. Selbst global sollen aktuell nur fünf weitere Bands einen höheren Umsatz erwirtschaften, darunter Superstars wie Elton John oder Coldplay. Die höchsten Gewinne fährt Rammstein dabei laut Branchenexperten mit Konzerten ein. Doch im Gegensatz zu vielen jüngeren Künstlern spielen bei Rammstein auch Alben noch eine relevante Rolle. Das liegt am tendenziell älteren Zielpublikum, das sich die Platten noch tatsächlich kauft und nicht nur digital streamt. Dazu kommen noch zahlreiche Solo-Aktivitäten der einzelnen Musiker.

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Bekannt ist, dass mehrere Band-Mitglieder Immobilien in Berlin besitzen. Frontmann Till Lindemann warf vor fünf Jahren zum Beispiel das beliebte Café Niesen aus einem seiner Häuser im Berliner Gleimviertel. Linke Aktivisten warfen ihm daraufhin vor, die Gentrifizierung in der Stadt voranzutreiben. Einige Bandmitglieder sollen auch in ihren eigenen Immobilien in Berlin-Pankow leben.

Partner springen der Reihe nach ab

Lindemann hat außerdem zahlreiche Gedichtbände publiziert, die im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen sind, und nun wegen der Vorwürfe gegen den Sänger vom Markt genommen werden sollen. Auch sonst könnten die Einnahmen in naher Zukunft sinken. Die Drogeriekette Rossmann hat die von Rammstein gebrandeten Parfüms mit den Namen „Kokain“, „Sex“ und „Pussy“ bereits aus dem Sortiment genommen. Die Pokerplattform GGPoker hat eine siebenstellige Kampagne nach zwei Monaten eingestellt. Und eine Solotour von Lindemann im Herbst, die bereits zu großen Teilen ausverkauft war, steht offenbar auf der Kippe.

Fraglich ist aber, ob die Fans sich tatsächlich von Rammstein abwenden. Beim ersten Deutschlandkonzert in München schien die Stimmung am Mittwochabend unter den Fans gut zu sein. Viele verteidigten Lindemann, ohnehin solle man nicht vorschnell urteilen, hieß es. Eine Demonstrantengruppe vor dem Münchener Olympiastadion wurde belächelt und beschimpft. „Es wirkt fast, als seien manche der Fans für Vergewaltigungen, nur um gegen die Demonstranten zu sein“, sagte ein Zuschauer gegenüber dem Stern. Das könnte wiederum Rammstein in die Karten spielen. Trotz war schließlich schon immer ein guter Umsatztreiber.

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