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Mutige Studenten gegen die Iran-Mullahs - „Sie schießen einfach auf jeden“

Sie haben genug von Unterdrückung und Tugendterror!

Seit fast drei Wochen demonstrieren Iraner gegen das Regime der Islamischen Republik – und jetzt gehen auch die Schüler und Studenten auf die Straße. In der Nacht zum Montag waren Sicherheitskräfte in Teheran an der Universität Scharif – wie zuvor an anderen Orten – mit massiver Gewalt gegen Studenten vorgegangen.

Anlass der Proteste: die Tötung einer jungen Frau durch Polizisten. Jina (Masah Amini) geriet wegen ihres angeblich zu locker sitzenden Kopftuchs ins Visier der Regime-Schergen. Seitdem wird im gesamten Land, vor allem im kurdisch dominierten West-Iran, gegen die Herrschaft der Mullahs demonstriert.

Offizielle Bilanz bislang: mindestens 133 Tote und unzählige Festnahmen!

Mit BILD zu sprechen, bedeutet für die jungen Studenten Lebensgefahr: Sie könnten dafür von den Sicherheitskräften des Regimes gefoltert oder getötet werden. BILD hat deshalb ihre Namen geändert.

Armin (23) schloss sich dem Protest für gefangene Mit-Studenten an. Niemand sollte am Unterricht teilnehmen, bis die inhaftierten Studenten freigelassen wurden. Doch plötzlich konnten sie die Uni nicht verlassen, die Sicherheitskräfte hatten das Gebäude umzingelt.

„Wir kamen schließlich beim Parkhaus an. Da stellten wir fest, dass der Sicherheitsbeamte und die Polizisten unter einer Decke stecken. Von der anderen Seite des Parkhauses hörten wir nur laute Schreie. Sie wollten einen der Studenten abführen“, sagt Arnim.

„Dort sahen wir, wie ein Polizist auf die Studenten schoss. Als ich das sah, lief ich nur weg. Auf dem Weg hatte ich die Schreie und das Weinen der Mädchen in meinem Ohr. Bis zu meinem Tod werde ich diese Schreie nie vergessen“.

Chaos in Teheran: Verwandte und Freunde warten vor der Scharif-Universität auf Studenten, die von den Sicherheitskräften umzingelt wurden

Foto: @iran_journal/Twitter

In der Nacht zu Montag umzingelten Polizisten und Milizen den Campus der renommierten Scharif-Universität nach Protesten und einem Streik der Studenten. Mehrere Professoren und Studenten der Elite-Universität sollen verprügelt worden sein.

Als sich die Nachricht von der Geiselnahme verbreitet, ziehen Tausende Demonstranten vor die Universität.

„Wenn das Volk uns nicht zur Hilfe gekommen wäre, wäre ein erneutes Massaker entstanden. Denkt nur an die Studentenproteste 1999. Für die islamische Republik ist es egal, ob es Studenten, Arbeiter, Angestellter sind“, sagt Armin.

„Sie schießen einfach auf jeden. Es geht nur darum, eine Revolution zu verhindern. Wir Studenten und Dozenten werden an keiner Vorlesung mehr teilnehmen. Dieser Streik wird so lange anhalten, bis jeder einzelne Student freigelassen wird“.

Medizinstudierende in der Provinz Gilan, am Dienstag, 05. Oktober

Foto: Twitter

Armins Nachricht an die Bundesregierung:

„Professoren, die an der Tragödie beteiligt sind und zum Regime stehen, sollten keine Bühne oder Aufmerksamkeit bekommen. Sie sollen an keinen wissenschaftlichen Projekten und Zusammenarbeit beteiligt werden. Sie sollen auch keinen Gastauftritt haben. Diese Dozenten haben den Tod vieler unschuldiger Studenten auf dem Gewissen. Dieses Regime ist nicht reformierbar. Dieses Regime muss fallen!“

Wie viele Iraner auch, weiß Armin um die deutschen Befindlichkeiten:

„Ich weiß, dass Deutschland und die EU in einer miserablen aktuellen Energiekrise stecken. Ich weiß, dass dort ein harter Winter bevorsteht. Aber das ist kein Grund, die Augen vor so einem schweren Verbrechen zu verschließen und mit diesem Regime zu verhandeln. Dieses Regime muss stärker sanktioniert werden!“

Das Regime selbst versucht derweil, die Proteste herunterzuspielen: In den Staatsmedien wird berichtet, die Lage im Land sei ruhig, Berichte über Proteste seien Lügen aus dem Ausland. Der iranische „Revolutionsführer“ Ali Khamenei beschuldigt die USA und Israel, hinter den Protesten zu stecken – als hätten die Menschen im Iran keinen eigenen Willen, gegen dieses Regime vorzugehen.

Die berühmte iranisch-amerikanische Aktivistin Masih Alinejad (46) erklärt BILD, was hinter den Aussagen des Ayatollahs steckt: „Ali Khamenei weiß, dass der obligatorische Hidschab die Achillesferse der Islamischen Republik ist. Seit Jahren vergleiche ich die Hidschab-Pflicht mit der Berliner Mauer. Als die Mauer fiel, fiel auch der Kommunismus. Khamenei weiß das, und deshalb ist er bereit, unschuldige iranische Frauen zu töten, um an der Macht zu bleiben“.

Ihre Haarpracht ist ihr Markenzeichen, denn sie ist allein schon ein politisches Statement: die berühmte Exil-Iranerin Masih Alinejad

Foto: ROSELLE CHEN/REUTERS

Auch Studentin Shirin (22) von der Allameh-Tabataba'i-Universität wurde Zeugin der grausamen Gewalt des Regimes gegen die Protestierenden.

Studentin Shirin (22)

Foto: privat

„Wenn man einfache Freiheitsrechte will, wird man brutal misshandelt. Diese Menschen sind einfach krank. Sie schlagen, vergewaltigen und misshandeln uns. Mahsa Amini war nicht die einzige und letzte, die hier misshandelt wurde. Wir haben es so satt“, sagte Shirin zu BILD.

Kampf gegen das Kopftuch Iranische Mädchen schlagen Schulleiter in die Flucht

„Einige meiner Freunde studieren an der freien Uni im Norden von Teheran. Dort hatte der Uni-Leiter Dr. Khaledi den Zutritt für Regime-Anhängern und deren Schlägertrupps verboten“, sagt Shirin.

„Er wurde dann seines Amts enthoben. Junge Leute wie ich haben die Geduld verloren. Die ganze Welt sieht unseren Protest, hört unsere Schreie“, sagt Shirin.

„Wir sind auf uns allein gestellt, deshalb brauchen wir die Solidarität der EU, Deutschlands, der USA, der ganzen Welt.“

Und: Auch Schüler schließen sich dem Protest an. In mehreren Klassenzimmern nahmen junge Schülerinnen ihre Kopftücher ab und riefen „Tod dem Diktator“ – gemeint ist „Revolutionsführer“ Ali Khamenei.

An einer Schule in Karadsch westlich von Teheran warfen die Schülerinnen unter Buhrufen den regimetreuen Direktor der Schule hinaus. Auf einem Video ist zu sehen, wie die Schülerinnen „Schande über dich!“ rufen und den Direktor mit scheinbar leeren Wasserflaschen bewerfen, bis er sich durch ein Tor zurückzieht.

In einem anderen Video aus Karadsch schreien Schülerinnen: „Wenn wir uns nicht vereinigen, werden sie uns einen nach dem anderen umbringen“.

In der südlichen Stadt Shiraz blockierten am Montag Dutzende von Schülerinnen den Verkehr auf einer Hauptstraße, während sie mit ihren Kopftüchern in der Luft schwenkten und „Tod dem Diktator!“ riefen. Weitere Proteste von Schulmädchen wurden am Dienstag aus Teheran und den nordwestlichen Städten Saqez und Sanandaj gemeldet.