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Nach Angriff auf Ex-DFL-Boss: Hoeneß erklärt sich zum Retter der Diskussionskultur

Nach Angriff auf Ex-DFL-Boss Hoeneß erklärt sich zum Retter der Diskussionskultur

Der ehemalige Bayern-Funktionär Uli Hoeneß lässt sich in eine TV-Sendung schalten. Dort greift er einen Kritiker der WM in Katar an. Die Öffentlichkeit reagiert und Hoeneß sonnt sich in der Aufmerksamkeit. In der "Bild" feiert er sich jetzt als Retter der Diskussionskultur.

Uli Hoeneß findet die Diskussionen über seinen öffentlichen Disput mit dem ehemaligen DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig in Bezug auf WM-Gastgeber Katar gut. "Das ist doch genau das, was wir brauchen. Dank des Fußballs ist der Fokus auf Katar gerichtet, das bringt Veränderungen", sagte der Ehrenpräsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München der "Bild"-Zeitung und betonte erneut: "Ich habe dort selbst vernünftige Gespräche mit Verantwortlichen geführt."

Hoeneß hatte sich am Sonntag während der Diskussion um die umstrittene Menschenrechtslage in dem Emirat beim "Doppelpass" von Sport1 spontan telefonisch durchstellen lassen und Rettig, der die WM am liebsten zum "größten PR-Desaster" werden lassen will, als "König der Scheinheiligen" bezeichnet. "Die WM und das Engagement des FC Bayern und andere Sportaktivitäten in der Golfregion werden dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter dort besser werden und nicht schlechter. Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen", polterte Hoeneß.

Er glaube "natürlich", dass der Sport die Menschenrechtslage verbessern könne, dafür gab der 70-Jährige auch ein Beispiel: "Die Frauen-Mannschaft des FC Bayern hat vor einigen Jahren als erstes Frauen-Team in Katar mit kurzen Hosen gespielt. Das war eine Sensation und ein Durchbruch für den Frauenfußball."

Umstrittenes Katar-Sponsoring

Der FC Bayern München plant für den Januar wieder ein Trainingslager in Katar. Nach zwei Jahren Corona-Pause kehrt der Rekordmeister zurück in das Land, das er seit 2011 bereist. Über ein weiteres Trainingslager der Frauen wurde zunächst nichts bekannt.

Der Klub unterhält ebenfalls Geschäftsbeziehungen zu der Staatsfluglinie Qatar Airways. Das für den Verein lukrative Sponsoring sorgt bei den Mitgliedern für Unruhe und führte die letzte Mitgliederversammlung ins Chaos. Über eine Verlängerung des Vertrags soll Ende des Jahres entschieden werden.

Hoeneß bestritt in der "Bild", dass sein Anruf mit einer möglichen Verlängerung des Sponsorings zu tun hatte. Das sei nicht sein Thema, sagte er. "Mir geht es darum, dass wir vor unserer eigenen Haustür kehren sollten, anstatt scheinheilige Diskussionen zu führen", sagte er. Seine Entscheidung, ob er zur WM reist oder nicht, macht Hoeneß von sportlichen Dingen abhänig. Wenn er nach der Vorrunde das Gefühl habe, "bei unserer Nationalmannschaft läuft es gut, da steckt was drin - dann fliege ich hin".

Hoeneß sei seit Jahren verbunden mit dem Herrscherhaus in Katar, hatte sich Rettig in der TV-Sendung geäußert: "Das überrascht mich nicht, dass Sie so argumentieren, Herr Hoeneß, als Botschafter von Katar." Katars Sportwashing, durch das Investieren in Sport das Image aufzubessern, habe Wirkung gezeigt, meinte der frühere Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga.

Was Amnesty über Katar sagt

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Anfang Juli erklärt, dass sich die katarische Regierung in der Vergangenheit zwar zu weitreichenden Reformen im Bereich der Arbeitsgesetzgebung durchgerungen habe, es aber 2021 zu einem "Nachlassen des Reformfortschrittes" gekommen.

Teilweise seien "durch Untätigkeit der katarischen Regierung sogar bereits erreichte Fortschritte rückgängig gemacht" worden, heißt es in einer Stellungnahme von Amnesty International vor einer öffentlichen Anhörung des Sportausschusses des Bundestages zur Fußball-WM. "Innerhalb der katarischen Wirtschaft formiert sich zunehmend Widerstand gegen die Reformen, aus Sorge Einfluss und Profitmöglichkeiten zu verlieren", heißt es weiter.

Zuletzt sagte Abdulla Mohammed al Thani, Botschafter Katars in Deutschland, bei einem Kongress des Deutschen Fußball-Bundes zur Menschenrechtslage in seiner Heimat: Die Situation sei "noch nicht perfekt", der Wandel brauche Zeit. "Es ist nicht bei 100 Prozent, es ist eine Reise."