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Nach dem WM-Aus zertrümmert Lukaku die Ersatzbank

Die Wut saß tief. Romelu Lukaku hatte im Spiel gegen Kroatien auch die besten Chancen ausgelassen. Er scheiterte entweder am starken Torwart Dominik Livakovic oder an seiner eigenen Unfähigkeit. Nach dem Abpfiff entlud sich der ganze Frust des Stürmers. Er stampfte in Richtung Ersatzbank und schlug mit seiner Faust auf eine Plexiglasscheibe ein. Diese fiel ob des heftigen Einschlags aus der Verankerung, Lukaku verließ sauer den Rasen. Es war sein letzter Auftritt bei der Weltmeisterschaft. . Das als Titelfavorit gehandelte Team belegt hinter dem überraschenden Gruppensieger Marokko und Kroatien nur den dritten Platz.

Mit Belgien verlässt auch Kevin de Bruyne die Weltmeisterschaft. Der Superstar von Manchester City schien vor der WM eine Ahnung gehabt zu haben. Möglicherweise wollte er nur ein bisschen warnen, als er in einem vor Beginn der Weltmeisterschaft geführten und nach dem ersten Spiel der Belgier veröffentlichten Interview das grundsätzliche Problem seiner Mannschaft ansprach. „Unsere Chance war 2018“, erklärte der Spielmacher. „Unser Team wird immer älter. Jetzt sind wir nur Außenseiter.“

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Sätze, die De Bruyne und Co. nun während der globalen Titelkämpfe in Katar täglich begleiten. Denn sie künden vom Ende der Goldenen Generation, die die Branche bei großen Turnieren seit zehn Jahren in schöner Regelmäßigkeit erfreut hat – und die nun wohl titellos zu Ende gehen wird. Der Glanz jedenfalls ist ab.

Streitigkeiten in der Mannschaft

Zu vernehmen war das nach dem mühsamen Auftaktsieg der Belgier über Kanada (1:0). Ein schmeichelhafter Erfolg, in dessen Folge auch noch de Bruyne als bester Spieler ausgezeichnet wurde – was dieser aber sehr seltsam fand und entsprechend ehrlich kommentierte: „Es wundert mich, dass ich hier sitze. Ich habe schlecht gespielt und mich dem Niveau der gesamten Mannschaft angepasst.“

Es war der Auftakt einiger Scharmützel, die vom Binnenleben einer Mannschaft künden, die keine Mannschaft mehr zu sein scheint. Nach dem 0:2 im zweiten Gruppenspiel gegen Marokko war der Frust in der Kabine so groß, dass sich Stürmer Eden Hazard und Abwehrspieler Jan Vertonghen derart die Meinung geigten, dass sie am Ende Nase an Nase standen und kurz vor einer Prügelei waren. Torwart Thibaut Courtois musste die Streithähne trennen. Hinterher versuchte Hazard den Konflikt herunterzuspielen mit den Worten, er würde sich mit dem „größeren Vertonghen“ doch niemals anlegen. Hazard misst 1,75 Meter, der Abwehrchef 1,89.

Trainer Roberto Martinez (l.) tröstet Kevin De Bruyne

Trainer Roberto Martinez (l.) tröstet Kevin De Bruyne

Quelle: Getty Images/Laurence Griffiths

Dass die Vorfälle binnen 24 Stunden in den Medien landeten, wirft gleichsam kein gutes Licht auf Belgiens Auswahl im Winter 2022. Weshalb sie einen „Maulwurf“ im Kader vermuteten. Courtois schimpfte jedenfalls ganz heftig über „Unwahrheiten“, die über Social Media verbreitet worden seien, drohte dann aber doch recht verdächtig dem mutmaßlichen Informanten: „Wenn wir wissen, wer es war, war es sein letzter Tag bei den Rode Duivels“.

Wie kleingeistige, zerstrittene und nicht wie die wahren, bekannten, roten Teufel kommen sie dieser Tage daher in Katar. Dabei sind sie ja noch alle dabei, die Ansammlung von Weltklassespielern: Courtois, De Bruyne, Hazard, Lukaku. Doch gemeinschaftliche Geschlossenheit, stets ein großes Plus im Ensemble von Trainer Roberto Martinez, sucht man vergebens. „Wir gehen durch eine schwierige Zeit“, sagte Kapitän Hazard vor dem Spiel gegen Kroatien. „Vielleicht die härteste, die ich bei den Rode Duivels kenne.“

Lukaku trifft das leere Tor nicht

Die Voraussetzungen, dafür dass nun ausgerechnet gegen den am schwierigsten einzuschätzenden Gruppengegner rasche Besserung eintreten würde, waren eher gering vor dem Duell am Donnerstag im Ahmad-Bin-Ali-Stadion von Doha. Um nicht erstmals seit 1998 in einer WM-Vorrunde zu scheitern, benötigte Belgien einen Sieg. Oder einen Punkt und eine hohe Niederlage Marokkos im Parallelspiel gegen Kanada.

Die Unordnung in Belgiens Team wurde dann unmittelbar nach dem Anpfiff sichtbar. Nach neun Sekunden feuerte Ivan Perisic einen gefährlichen Ball aufs Tor, der nur knapp vorbeiging. Belgien versuchte in der Folge Ruhe ins Spiel zu bringen: Axel Witsel fungierte als Taktgeber im defensiven Mittelfeld, De Bruyne davor. Der Mann von Manchester City war es dann auch, der den besten Angriff seines Teams in der ersten Hälfte initiierte. Er spielte Dries Mertens frei, der aber dann deutlich über den Kasten der Kroaten schoss (13.). Zwei Minuten danach verhängte Schiedsrichter Anthony Taylor einen Foulelfmeter (Yannick Carrasco an Andrej Kramaric), nahm diesen aber zurück, weil bei der Flanke zuvor Kroatiens Dejan Lovren im Abseits gestanden hatte. Torlos ging es in die Pause.

Lukako ließ gegen Kroatien auch die besten Chancen ungenutzt

Lukako ließ gegen Kroatien auch die besten Chancen ungenutzt

Quelle: REUTERS

Bei den Belgiern kam dann zur zweiten Hälfte Lukaku für Mertens, und allein die Anwesenheit des Mittelstürmers, der lange mit Muskelverletzungen hatte aussetzen müssen, war gewinnbringend. Lukaku war es dann auch, der nach einer Stunde die beste Chance des gesamten Spiels vergab. Nachdem Carrasco in der Abwehr der Kroaten hängen geblieben war, kam der Ball zum Mann von Inter Mailand, der aber nur den Innenpfosten traf. Pech! Wie auch in der 87. Minute, als Lukaku knapp vorbeischoss. Oder in der 90., als er eine Flanke nur auf die Brust bekam und das Kunststück fertigbrachte, den Ball aus wenigen Metern nicht im Tor unterzubringen. Eine nahezu unfassbare Aktion.

Ansonsten wirkte Belgien vor 43.984 Zuschauern aber zwischendurch seltsam gehemmt. Fast so, als seien sie nach den ganzen Scharmützeln nicht böse, dass diese WM nun endet. Denn am Ende gab es nur ein 0:0. Zu wenig, weil im Parallelspiel Marokko 2:1 gegen Kanada gewann. Und so bleibt die bittere Erkenntnis für das Weltklasseteam, dass am Ende der glanzvollen Zeit einzig der dritte Platz bei der WM 2018 heraussprang – viel zu wenig bei dem Potenzial der Mannschaft.

Die erste Konsequenz gab es noch am Abend. Trainer Martinez erklärte umgehend seinen Rücktritt, gab aber an, dass er dies ohnehin vorgehabt habe. „Das war heute mein letztes Spiel als Nationaltrainer. Das ist natürlich sehr emotional“, sagte der Spanier. Der 49-Jährige erklärte weiter, bereits vor der WM die Entscheidung getroffen zu haben, nach dem Turnier aufzuhören: „Sie können sich vorstellen, dass ich nach dem dritten Platz 2018 viele Angebote hatte, aber ich wollte loyal sein und meinen Vertrag erfüllen. Jetzt ist unsere Reise vorbei. Meine Entscheidung hat aber nichts mit dem Ausscheiden in der Vorrunde zu tun.“