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Neue Entwicklung im Ukraine-Krieg: Das ist eine Blamage für Putin

Der russische Präsident sieht eine erhöhte Gefahr eines Atomkrieges. Putins Drohung ist kein Zufall: Russland muss erneut eine Blamage wegstecken.

Es ist erneut eine Drohung auf offener Bühne: Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte in einer Rede am Mittwoch, dass sich die Gefahr eines Atomkrieges erhöht habe. Russland sehe sein Atomwaffenarsenal zwar "nur" als Abschreckung, werde aber das eigene Territorium "mit allen Mitteln" verteidigen, so Putin auf einer Sitzung des Menschenrechtsrats des Kremls.

Ähnliche Äußerungen gab er schon seit Kriegsbeginn von sich, auch wenn er sie nun etwas abschwächt. Sein erneuter Hinweis darauf, dass Moskau aus seiner Sicht die tonangebende Macht im Ukraine-Krieg ist, kommt nicht von ungefähr.

Zuletzt musste der Kremlchef immer wieder militärische Niederlagen hinnehmen. Die Ukraine greift etwa mit Drohnen wichtige militärische Infrastruktur in Russland an. Auch am Donnerstag waren wieder Brände und Rauchwolken in Belgorod nahe der ukrainischen Grenze zu sehen, wie Fotos belegen. Das kann Putin gefährlich werden.

Denn das Bild der eigenen Unverwundbarkeit, das der Kreml seit Kriegsbeginn von sich zeichnet, wird immer brüchiger. Das dürften auch viele russische Soldaten mitbekommen, die sich seit Monaten die Zähne an gut verteidigten Frontabschnitten ausbeißen, ohne voranzukommen. Darunter leidet nicht nur ihre Kampfmoral. Am Ende sind Putins Atomwaffendrohungen womöglich vor allem eines: ein innenpolitisches Signal an die russische Bevölkerung, die immer kriegsmüder wird.

Ukrainische Angriffe auf Russland

Nach neun Monaten Invasion ist Russland militärisch fast überall in der Defensive. Nur im Donbass kommt die russische Armee etwas voran – allerdings unter hohen Verlusten. Die ukrainischen Nadelstiche verstärken diesen Eindruck: Die Angriffe auf das Staatsgebiet Russlands sollen vor allem Kräfte der russischen Armee im eigenen Land binden. Im Gegensatz zum russischen Raketenterror gegen die ukrainische Zivilbevölkerung beschränkt sich die Ukraine bei ihren Angriffen auf militärische Ziele.

Dabei gibt es nicht nur in den an die Ukraine grenzenden russischen Regionen Kursk, Brjansk und Belgorod oder auf der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim immer wieder Explosionen und Einschläge. Die Angriffe reichen inzwischen Hunderte Kilometer weit in russisches Gebiet und bedrohen Luftplätze und strategische Bomber, die Teil der nuklearen Abschreckung Russlands sind.

Die Ukraine räumt diese Angriffe wie so oft nicht ein, sondern deutet allenfalls durch hämische Kommentare eine Beteiligung an. "Lass es brennen", schrieb etwa der Chef des ukrainischen Präsidentenamtes, Andrij Jermak. Für Putin sind sie eine Blamage, die eine doppelte Verwundbarkeit Russlands offenbart:

Sie zeigen einerseits, dass die russische Luftverteidigung – wie schon bei den Drohnenangriffen auf die Krim – Schwachstellen hat, sie sich ausbeuten lassen. Andererseits sind die Angriffe ein Signal an die Bevölkerung: Auch die Menschen in Russland sind in diesem Krieg nicht sicher.

Putin: "Wir sind nicht verrückt geworden"

In der Vergangenheit nutzte der Kreml Nukleardrohungen, um die westlichen Verbündeten zu erpressen, damit diese der Ukraine weniger Waffen lieferten. Nun könnte die russische Führung es anders gemeint haben: als Erinnerung an die Menschen in Russland, dass sie sich unter dem atomaren Schutzschirm des Kremls befinden.

Denn Putins Äußerungen zum Trotz ist der Einsatz von Nuklearwaffen durch Russland in den vergangenen Monaten eher unwahrscheinlicher geworden. Der G20-Gipfel in Indonesien oder auch der Staatsbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Peking haben gezeigt, dass ein Großteil der Welt schon die Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen scharf verurteilt. Selbst China und Indien stellten sich in der Frage deutlich gegen den Kreml.

Die indirekten Atomdrohungen waren für Putin ein Schuss in den Ofen. Mittlerweile ist Russland international noch stärker isoliert als zu Kriegsbeginn. Das weiß auch der russische Präsident. Seine Äußerungen vom Mittwoch sind daher nicht mehr ganz so scharf wie zuvor. Putin bekräftigt die Rolle der russischen Massenvernichtungswaffen als "Mittel der Verteidigung", nicht als Angriffswerkzeuge.