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News zum Russland-Ukraine-Krieg: Das geschah in der Nacht zu Montag (27. März)

Zerstörung in Awdijiwka (Aufnahme vom 17. März)

Zerstörung in Awdijiwka (Aufnahme vom 17. März)

Foto: Evgeniy Maloletka / dpa

Was in den vergangenen Stunden geschah

Der Chef der ukrainischen Militärverwaltung in Awdijiwka hat die Bewohner der Stadt zur Evakuierung aufgerufen. »Ihr müsst gehen, ihr müsst eure Sachen packen, vor allem mit euren Kindern«, schrieb der Leiter der Militärverwaltung der Stadt, Witali Barabasch, auf Telegram. »Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Awdijiwka gleicht immer mehr einem Ort aus postapokalyptischen Filmen.«

Die Evakuierung der noch in der Stadt verbliebenen Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen habe begonnen und der Mobilfunkempfang werde bald abgeschaltet, »weil es in der Stadt Spitzel der russischen Besatzer gibt.« Auf Anweisung der ukrainischen Armee müssen zudem die Mitarbeiter aller kommunalen Dienste Awdijiwka verlassen.

Am Sonntag beschoss Russland laut ukrainischen Angaben zwei Hochhäuser in Awdijiwka. Offiziellen Angaben zufolge leben noch etwa 2000 Zivilisten in Awdijiwka in der Stadt, vor dem Krieg waren es mehr als 30.000 Einwohner gewesen.

Die Kleinstadt liegt nur wenige Kilometer nördlich der von Russen kontrollierten Großstadt Donezk. Seit einigen Tagen ist es im Mittelpunkt schwerer russischer Angriffe. Nach den erfolglosen Angriffen bei Bachmut haben dir russischen Militärs nach ukrainischer Darstellung nunmehr ihren Angriffsschwerpunkt nach Awdijiwka verlegt.

Das sagt Kiew

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bevölkerung zu mehr Unterstützung der Soldaten im Krieg gegen Russland aufgerufen. »Die Situation an der Front steht immer im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit«, sagte Selenskyj am Sonntagabend in einer Videoansprache. »Es ist falsch und ungerecht, wenn unsere Soldaten, die von der Front zurückkommen, das Gefühl haben, dass für viele im Hinterland der Krieg schon vorbei ist.« Gemeint seien vor allem Menschen, die weit entfernt von den Kampfzonen lebten, »und die geistig weit weg sind von den Schützengräben«.

»Heute wie vor einem Jahr kann man sich gedanklich nicht weit vom Krieg entfernen – auch wenn die tatsächlichen Kämpfe dank unserer Soldaten für viele Menschen geografisch weit weg sind«, sagte Selenskyj. Dann appellierte er an seine Landsleute: »Liebe Ukrainerinnen und Ukrainer, bitte unterstützen Sie unsere Soldaten, wann immer Sie können.« Die zurückkehrenden Soldaten brauchten jede nur mögliche Hilfe der Bevölkerung.

Russland Atompläne für Belarus

Mit der Stationierung taktischer Atomwaffen im Nachbarland Belarus will Russlands Präsident Wladimir Putin nach Ansicht eines Experten den Westen abschrecken und von Fehlern ablenken. »Sie sollen den Westen einschüchtern, seine Waffenlieferungen für die ukrainischen Offensiven 2023 weiterzuführen«, sagte der Politologe Maximilian Terhalle der Nachrichtenagentur dpa. »In erster Linie aber soll die Ankündigung davon ablenken, dass Putin zum Beispiel in Bachmut nicht den Fortschritt macht, den er zwingend braucht.«

Der Geopolitik-Experte, der am King's College in London gelehrt hat, warnte den Westen davor, aus Angst vor einem Atomschlag die Unterstützung für die Ukraine zu kürzen. »Das Muster einer taktischen Nukleardrohung bei konventionellem Nicht-Erfolg ist bereits bekannt vom letzten Oktober«, sagte Terhalle. »Es ist ein gutes Zeichen, dass die russische Armee und Wagner-Truppen nicht in der Lage sind, die Ukrainer zu brechen.« Die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine ist seit Monaten schwer umkämpft und heute praktisch zerstört.

Der EU-Außenbeauftragte Borrell schrieb am Sonntag auf Twitter, eine Stationierung russischer Nuklearwaffen in Belarus würde »eine unverantwortliche Eskalation und eine Bedrohung der europäischen Sicherheit bedeuten«. Die belarussische Regierung könne dies »immer noch verhindern, es ist ihre Entscheidung«, fügte Borrell an. Die EU sei indes »bereit, mit Sanktionen zu reagieren«, falls Russland tatsächlich Atomwaffen im Nachbarland stationieren sollte.

Nato-Sprecherin Oana Lungescu erklärte, Russlands »nukleare Rhetorik« sei »gefährlich und unverantwortlich«. Es seien aber noch keine Veränderungen in Russlands Atomstrategie zu beobachten, »die uns veranlassen würden, unsere eigene anzupassen«. Auch der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, sieht nach eigenen Angaben bisher keinen Grund für erhöhte Alarmbereitschaft. Es gebe »keine Anzeichen« dafür, dass Putin »irgendwelche Atomwaffen bewegt hat«, sagte Kirby dem TV-Sender CBS.

Wladimir Putin (l.) und Alexander Lukaschenko (2019)

Foto: Sergei Chirikov / dpa

Aus Kreisen des Auswärtigen Amts in Berlin hieß es, Putins Ankündigung sei »ein weiterer Versuch der nuklearen Einschüchterung durch Russland«, durch den sich Deutschland nicht beirren lasse. Die Sprecherin des französischen Außenministeriums erklärte, Russlands Ankündigung sei »ein weiteres Element der Erosion der internationalen Architektur der Rüstungskontrolle und der strategischen Stabilität in Europa« durch Moskau.

Angesichts von Russlands Plänen verlangt Litauen eine Verschärfung der Sanktionen gegen beide Länder. Ein neues Sanktionspaket, über das bereits in Brüssel verhandelt werde, solle erweitert werden, erklärte das litauische Außenministerium. Belarus verliere zunehmend seine Souveränität und werde immer stärker in Russlands Militärpläne eingebunden, was ein zusätzliches Risiko für die Ostseeregion darstelle.

Litauen grenzt sowohl an Belarus als auch an die russische Exklave Kaliningrad, in der nach Angaben westlicher Staaten bereits Atomwaffen stationiert sind.

Was heute passiert