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Notlandung in Angola: Pilot super, Lufthansa geht so

Mit nur einem laufenden Triebwerk ist ein Airbus der Lufthansa außerplanmäßig in Angolas Hauptstadt Luanda gelandet. Zuvor hatte der Pilot das andere Triebwerk der A350-900 abgeschaltet, weil technische Unregelmäßigkeiten angezeigt worden waren, wie das Unternehmen am Montag berichtet. Der Zwischenfall hatte sich bereits am Samstag auf dem Flug LH575 von Kapstadt nach München ereignet, bei dem 271 Passagiere an Bord waren. Ein Sprecher wies Berichte zurück, dass das Triebwerk gebrannt habe. Aktuell sei ein Techniker-Team Vorort, um das Flugzeug zu überprüfen. Die Sicherheit an Bord sei zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt gewesen. Die Passagiere seien sämtlich umgebucht oder in Hotels untergebracht worden. Ärgerlich, dass die Lufthansa ihre Kommunikation gegenüber den Passagieren und Angehörigen nicht nur nicht aufs Nötigste, sondern auf gar nichts beschränkt hatte. ntv.de spricht mit Marie O. aus Deutschland, die sich für ein Austauschjahr in einer südafrikanischen Schule befindet und für die Ferien über Weihnachten nach Hause fliegen wollte. Nach den Ferien kommt sie in die 11. Klasse. Endlich – nach einem halben Jahr – fliegt sie wieder nach Hause, um Freunde und Familie zu treffen. Das Wiedersehen zögert sich jedoch noch etwas hinaus.

ntv.de: Sie sind am Samstagmorgen in einen Airbus 350 der Lufthansa von Kapstadt nach München gestiegen, um die Weihnachtsferien in Deutschland zu verbringen. Was ist dann passiert?

Marie O.: Es ging damit los, dass der Flug verspätet abflog. Aber das ist ja nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich war allerdings, dass es auf den Bordtoiletten kein Licht gab, wie andere Passagiere erzählt haben. Ich habe in der Richtung nichts bemerkt.

Wie ging es dann im Flugzeug weiter?

Der Pilot informierte uns – da befanden wir uns wohl bereits im angolanischen Luftraum –, dass wir wegen eines Defekts in einem der Triebwerke in Luanda landen würden, und dass dieses Triebwerk vorsorglich ausgeschaltet werden würde.

War das beängstigend?

Es ging eigentlich, niemand war panisch oder so. Wir trudelten allerdings eher gen Boden als dass wir flogen. Die Landung kam mir jedoch sehr sicher und professionell vor, wir kreisten eine Weile über dem Flughafen, weil wir wohl Kerosin verbrauchen mussten, um weniger Gesamtgewicht zu haben und die Landung sicherer zu gestalten. Das habe ich aber erst hinterher erfahren.

Was hat Sie am meisten geärgert?

Dass ich meine Überraschungsparty am Samstagabend verpasst habe (lacht).

Was passierte, als Sie gelandet waren?

Wir mussten lange im Flugzeug sitzenbleiben und warten. Zwischenzeitlich hieß es, dass wir weiterfliegen können. Meine Eltern haben die Nachricht erhalten, allerdings nur auf drängende Nachfragen bei der Lufthansa-Service-Hotline, dass das Flugzeug sich bereits wieder in der Luft befände, ich also auf dem Weg nach München bin. Sie waren dann sehr geschockt, als ich nach vier oder fünf Stunden anrief und ihnen sagen musste, dass ich noch immer in Angola bin.

Sie haben dann die Maschine irgendwann verlassen …

Ja, und wir mussten unsere Pässe abgeben. Weil wir natürlich keine Einreise-Visa für Angola hatten. Wir sollen die Pässe dann wiederbekommen, wenn wir weiterfliegen.

Wann soll das sein?

Für mich und meine Mitbewohnerin – wir haben uns im Flugzeug kennengelernt, weil ich sie angesprochen habe, weil ich ja noch Schülerin bin und allein reise – soll es heute Abend losgehen. Hoffentlich!

Die Versorgung im Hotel ist okay?

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Können die Passagiere nun von ihrer Bucket-Liste streichen: Aeroporto Internacional Quatro de Fevereiro in Luanda, Angola.

(Foto: privat)

Das Hotel ist gut, die Versorgung ebenso, aber meine Eltern sind sehr unglücklich mit dem nicht vorhandenen Krisenmanagement, was die Kommunikation angeht. Sie haben richtig viel rumtelefoniert, was Sache sein könnte, vor allem als sie dachten, dass ich schon längst wieder fliege und dann plötzlich vom Radar verschwunden war. Das war sehr beängstigend in einer Entfernung von 7000 Kilometern, haben sie gesagt. Eine Info auf der Lufthansa-Seite oder eine Mail an diejenigen, die die Flüge gebucht haben, wäre äußerst hilfreich gewesen. Wir wussten selbst im Hotel nicht, was wirklich los war, bis wir es online in den Nachrichten gelesen haben.

Dann erstmal eine hoffentlich problemlos gute Weiterreise!

Danke.

Mit Marie O. sprach Tilman Aretz