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Ökonomenbeirat rechnet vor: Beiträge für Sozialkassen bald unbezahlbar

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Wer bezahlt für die Pflege der Babyboomer: Sie selbst oder die jüngere Generation?

(Foto: picture alliance / Fotostand)

Immer mehr pflegebedürftige Alte werden die Sozialkassen in wenigen Jahren in die Knie zwingen. Ohne Reform drohen der jüngeren Generation Beitragssätze von mehr als 50 Prozent ihres Bruttoverdienstes, prognostiziert der Ökonomenbeirat des Wirtschaftsministeriums und schlägt einen Ausweg vor.

Weil die Kosten für die Altenpflege steigen und der Anteil pflegebedürftiger Menschen wächst, gerät die Sozialversicherung bald an die Grenzen ihrer Finanzierbarkeit. Zu diesem Ergebnis kommt der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium in einem neuen Gutachten zur "Nachhaltigen Finanzierung von Pflegeleistungen", aus dem die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitiert.

Der Beitragssatz zur Pflegeversicherung müsste dem Gutachten zufolge bis zum Jahr 2040 allein durch die steigende Zahl an Leistungsbeziehern in der Generation der sogenannten Babyboomer von derzeit 3,05 Prozent auf rund 5 Prozent des Bruttolohns steigen. Pläne der Ampelkoalition, die finanzielle Last für Pflegebedürftige über höhere Sozialkassenleistungen zu dämpfen, seien darin noch gar nicht berücksichtigt, schreibt das Blatt.

Durch den zugleich absehbaren Anstieg der Renten- und Krankenkassenbeiträge sei schon auf dieser Grundlage mit einem Gesamtbeitragssatz von 49 bis 53 Prozent des Bruttolohns zu rechnen, führt das Gutachten laut dem Bericht aus und warnt: "Es ist zu bezweifeln, dass die Beitragszahlenden des Jahres 2040 bereit sein werden, einen so großen Anteil ihres Arbeitseinkommens abzutreten." Dies bringe die Finanzierbarkeit der Sozialversicherung "insgesamt in Gefahr". Bisher liegt der Gesamtbeitragssatz bei 40 Prozent. Ein Anstieg auf 49 Prozent würde die Beitragszahler um mindestens 140 Milliarden Euro mehr im Jahr belasten.

Statt Beitragsexplosion: Pflicht zur Privatversicherung

Der Beirat, ein traditionsreiches Beratungsgremium, dem derzeit 41 Ökonomen und Juristen angehören, rät laut FAZ in dem Gutachten klar von einem Ausbau beitragsfinanzierter Pflegeleistungen ab. Stattdessen empfiehlt er, eine Pflicht zum Abschluss ergänzender Privatversicherungen gegen das Pflegerisiko einzuführen. Für eine solche kapitalgedeckte Vorsorge spreche, dass damit auch noch die Angehörigen der geburtenstarken Jahrgänge 1957 bis 1969 an der Finanzierung der hohen Pflegeausgaben für ihre Generation beteiligt werden könnten.

Mit einem weiteren Ausbau der Sozialversicherung hingegen würden diese Mehrausgaben erst später über höhere Beitragssätze spürbar, was dann die nachfolgende Zahlergeneration umso stärker belaste, zitiert die Zeitung aus dem Gutachten. Ein Ausbau beitragsfinanzierter Leistungen in der Pflege "würde zu einer erheblichen Umverteilung von den jüngeren zu den älteren Generationen führen und innerhalb der älteren vor allem die Vermögenden begünstigen", warnte laut FAZ der Vorsitzende des Beirats, Klaus Schmidt, der Ökonomieprofessor der Ludwig-Maximilians-Universität in München ist.