Traunstein – Für den Gift-Mord an ihrem eigenen Papa soll Altenpflegerin Andrea K. (55) aus Töging nach dem Willen der Staatsanwaltschaft mit lebenslanger Haft bestraft werden, ihre Tochter Nadine S. (30) wegen versuchten Mordes mit sieben Jahren.
In seinem Plädoyer vor dem Landgericht Traunstein sah es Staatsanwalt Markus Andrä als erwiesen an, dass K. ihrem Vater Alois (†75) drei Beruhigungsmittel in sein Lieblingsessen „Saure Lüngerl“ mischte, weil er ihre Tochter und deren Mann aus dem Haus werfen wollte.
Er sprach von einem „fast perfekten Mord“; nur das Gutachten der Rechtsmedizin nach der Exhumierung der Leiche und das Geständnis der Tochter belasteten Andrea K.
Die Verteidiger der 55-Jährigen forderten dagegen einen Freispruch, die Anklage sei voller Spekulationen. Für die leicht beeinflussbare Andrea S. seien sechs Monate auf Bewährung wegen unterlassener Hilfeleistung ausreichend. Die Schwurgerichtskammer will ihr Urteil am Mittwoch um 16 Uhr verkünden.
Es sind schlimme Vorwürfe gegen Andrea K. und Nadine S.! Sie sollen dem Senioren aus Töging (Bayern) einen Medikamenten-Cocktail ins „Saure Lüngerl“ , einem Gericht aus Innereien, gemischt haben. Das Motiv laut Staatsanwalt: Angst ums Erbe!
Wurde dem Großvater das Lieblingsessen zum Verhängnis? Im Prozess bestreiten die zwei Frauen die Tat. Aber Zeugen aus der eigenen Familie belasten sie schwer. So rief Altenpflegerin Andrea K. erst einen Tag nach dem Tod ihres Vaters einen Arzt. Der trug „Herzinfarkt“ in den Totenschein ein.
Nadine S. (30) im Landgericht Traunstein
Foto: Joerg Voelkerling
Danach soll sie auf eine schnelle Feuer-Bestattung gedrängt haben – doch Angehörige wurden misstrauisch. Bei einem Familientreffen soll Nadine S. dann gebeichtet haben: „Mama hat den Opa umgebracht. Sie hat ihm Medikamente ins Essen getan.“
Schließlich doch keine Feuer-Bestattung: Die Leiche wurde exhumiert, in der Rechtsmedizin in München wird hochdosiertes Schmerzmittel nachgewiesen ...
Alois’ Lieblingsgericht: „Saure Lüngerl“
Foto: StockFood / Major, Tanja
Sein Testament soll Alois K.’s Todesurteil gewesen sein. Denn: Darin hatte er seinen zweiten Enkel Dominik (33) als Erben für sein Haus eingesetzt. „Damit die Hexen nichts kriegen“, soll er einmal einer Freundin gesagt haben. Seine Tochter habe er verachtet, seine im selben Haus lebende Enkelin Nadine sogar um Hundefutter anbetteln müssen.
Um dieses Haus ging es im Testament
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Nachbar Manfred K. (52) als Zeuge: „Du hast ständig Streitereien gehört. Alois sagte: ‚Die Jüngeren müssen raus aus dem Haus.‘“
Beamte führen Andrea K. (55) zum Gerichtssaal
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Die Angeklagte Nadine S. wehrt sich nun im Prozess gegen den Eindruck, sie habe ihren Opa vernachlässigt, geschlagen und sein Konto leer geräumt.
Alois K. (†75)
Das Gran des Opfers
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Stattdessen belastete sie ihre Mutter schwer: „Sie hatte gekocht für Opa, was sie sonst nicht tat. Um 16 Uhr kam sie mit einem Teller hoch, den ich abspülen sollte. Als ich später runter bin, saß Opa leblos auf der Couch.
Als ich einen Arzt rufen wollte, sagte sie: ,Der kommt heute nicht mehr.‘ Sie habe ihm Medikamente gegeben.“ Später habe sie ihm noch ein Tuch auf Mund und Nase gedrückt und dann gesagt: „Jetzt is’ vorbei.“