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Peking weist Vorwürfe zurück: Zweiter Ballon über Lateinamerika gesichtet

Ein mutmaßlicher chinesischer Spionageballon im US-amerikanischen Luftraum sorgt für Irritationen. Die Führung in Peking behauptet, der Ballon sei durch "höhere Gewalt" vom Kurs abgekommen. Unterdessen taucht ein zweites Flugobjekt über Lateinamerika auf.

Ein über den USA gesichteter mutmaßlicher Spionage-Ballon Chinas hat den Bemühungen um bessere Beziehungen der beiden Großmächte einen Dämpfer versetzt. Eine unmittelbar bevorstehende Reise von US-Außenminister Antony Blinken in die Volksrepublik wurde verschoben. Das Pekinger Außenministerium erklärte, es handele sich um einen zivilen Forschungsballon unter anderem für meteorologische Zwecke. China bedaure, dass er in den US-Luftraum abgetrieben sei. Man akzeptiere keine "grundlosen Spekulationen und Stimmungsmache".

Laut dem US-Verteidigungsministerium änderte der Ballon zuletzt allerdings seinen Kurs, was Zweifel an der chinesischen Darstellung schürte. Der Ballon sei manövrierfähig, erklärte das US-Militär.

Blinken sollte bereits am Freitag zu der Reise nach China aufbrechen, die im November zwischen US-Präsident Joe Biden und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping vereinbart worden war. US-Präsidialamtssprecherin Karine Jean-Pierre teilte mit, in der Washingtoner Regierung herrsche Konsens, dass eine Reise zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht angemessen sei. Der letzte Besuch eines US-Außenministers in China war 2017.

Unterdessen teilte das Pentagon mit, dass ein weiterer chinesischer Ballon über Lateinamerika beobachtet wurde, ohne jedoch zu sagen, wo genau. "Wir sehen Berichte über einen Ballon, der Lateinamerika überquert. Wir schätzen, dass es sich um einen weiteren chinesischen Überwachungsballon handelt", sagte Pentagon-Sprecher Brigadegeneral Patrick Ryder.

Trump fordert Abschuss

Ex-Präsident Donald Trump, der 2024 wieder ins Rennen ums Weiße Haus einsteigen will, forderte auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social den Abschuss des Ballons. US-Militärs hatten dies Regierungskreisen zufolge tatsächlich in Erwägung gezogen. Schließlich habe Biden aber anders entschieden, um Gefahren durch herabfallende Trümmer zu vermeiden.

Im Laufe des Freitags änderte der Ballon laut dem US-Verteidigungsministerium seinen Kurs und bewegte sich nun auf einer Höhe von rund 18 Kilometern in östliche Richtung. Pentagon-Sprecher Patrick Ryder wollte sich auf einer Pressekonferenz nicht dazu äußern, wie genau der Ballon gesteuert werden und wer in China die Kontrolle darüber haben könnte. Berichte, dass der Ballon gesichtet wurde, gab es zuletzt aus den Bundesstaaten Kansas und Missouri. Das US-Militär ging davon aus, dass der Flugkörper noch einige Tage über den USA schweben dürfte.

Ryder wollte nichts über die weiteren Pläne der Regierung sagen. Es wurde spekuliert, ob Biden doch noch anordnen könnte, den Ballon abzuschießen oder unter amerikanische Kontrolle zu bringen. Die Pekinger Führung versuchte, die Lage zu beruhigen. "China hat nicht die Absicht, das Territorium oder den Luftraum irgendeines souveränen Staates zu verletzen", sagte ein Regierungssprecher. Die Volksrepublik setze ihre Gespräche mit den USA fort, um die "unerwartete Situation" zu bewältigen.

Dämpfer für Diplomatie

US-Präsidialamtssprecherin Jean-Pierre sagte, das Bedauern der chinesischen Seite sei zur Kenntnis genommen worden. Aber die Anwesenheit des Ballons sei eine klare Verletzung der US-Souveränität sowie des Völkerrechts und nicht hinnehmbar. Im vergangenen Sommer war es zu Spannungen zwischen beiden Ländern nach dem Taiwan-Besuch der damaligen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, gekommen. Seitdem bemühen sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt um eine bessere Kommunikation. Allerdings hat der Chef des US-Geheimdienstes CIA, William Burns, erst am Donnerstag davor gewarnt, die Taiwan-Ambitionen von Präsident Xi zu unterschätzen.

Im Westen wird befürchtet, China könne militärisch gegen das demokratisch regierte Taiwan vorgehen, ähnlich wie es Russland mit der Ukraine getan hat. China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz. Die eigentliche, von dem Ballon ausgehende Gefahr mit Blick auf Geheimdiensterkenntnisse wird in den USA offenbar gering eingeschätzt. Der Flugkörper sei in dieser Hinsicht nur von begrenztem Wert, sagte ein Vertreter der US-Regierung. Der China-Experte der Stiftung zur Verteidigung von Demokratien, Craig Singleton, sagte Reuters, dieser Typ Ballon sei während des Kalten Krieges häufig von der Sowjetunion und den USA eingesetzt worden. Es sei eine vergleichsweise kostengünstige Form der Spionage.