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Pornografie-Nachfrage explodiert: Menschenhändler missbrauchen ukrainische Geflüchtete als Sex-Sklaven

Nach der russischen Invasion kommt für viele Ukrainer die Flucht. Statt Schutz erfahren etliche ukrainische Frauen jedoch sexuelle Ausbeutung. Schuld ist nicht zuletzt eine stark gestiegene Nachfrage an Pornografie mit vermeintlich Geflüchteten.

Millionen von Ukrainern fliehen seit Kriegsbeginn vor Tod, Zerstörung und Missbrauch durch russische Truppen. 90 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Was sie auf ihrer Flucht finden, ist aber nicht immer die Sicherheit, die sie sich erhofft haben. Vor allem ukrainische Frauen und Mädchen werden in Europa zunehmend Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung, wie Studien zeigen.

"Es gibt eine Menge Männer, deren erste Reaktion auf den Krieg die Frage war, wie sie an diese Frauen sexuell herankommen", sagt Valiant Richey, Sonderbeauftrager der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Im Netz hätten sich Suchanfragen wie "Ukrainische Escorts" oder "Ukrainischer Flüchtlings-Porno" nach Kriegsbeginn verhundertfacht. Forscher analysierten dafür Internet-Suchtrends weltweit. Die erhöhte Nachfrage könne schnell zu realer Ausbeutung führen, da Menschenhändler und Betreiber von Sex-Webseiten versuchten, damit Geld zu machen.

Die Aufrufe von pornografischen Videos, in denen angeblich ukrainische Geflüchtete zu sehen sind, sei in den letzten sechs Monaten sprunghaft angestiegen. Allein im Januar wurden 13 solcher Videos rund 275.000 Mal angeschaut, heißt es. Der Suchbegriff "Ukrainischer Flüchtlings-Porno" sei im März 2022 global um 300 Prozent gestiegen. In Spanien stiegen die Suchanfragen demnach gar um 600 Prozent, in Polen um 130 Prozent. Der Begriff "Ukrainische Escorts" stieg in Großbritannien im Vergleich zum Zeitpunkt sechs Monate vor Kriegsausbruch um 200 Prozent. Auch in Österreich, Tschechien, Dänemark, Frankreich und der Schweiz wurde vermehrt nach diesen Begriffen gesucht.

Berlin zählt fünfmal so viele ukrainische Prostituierte

"Die hohe Nachfrage von Männern nach sexuellem Zugang zu ukrainischen Frauen und Mädchen schafft einen enormen Anreiz für Menschenhändler, schutzbedürftige Menschen zu rekrutieren, um diese Nachfrage zu befriedigen und davon zu profitieren", sagt Richey. "Wir haben direkte Beweise für Rekrutierungsversuche in von Ukrainern genutzten Chats und eine Zunahme der Online-Werbung von Ukrainern gefunden."

Auch in Berlin, wo vergangenes Jahr Hunderttausende Ukrainerinnen am Hauptbahnhof ankamen, gibt es einen alarmierenden Anstieg von ukrainischer Prostitution. Kurz vor Ausbruch des Krieges, Anfang Februar 2022, waren entsprechend dem Prostituiertenschutzgesetz 24 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Berlin gemeldet. Inzwischen ist die Zahl auf 139 Personen (Stand 3. Februar 2023) angestiegen, belegen Zahlen der offiziellen Berliner Meldestelle.

Dabei handele es sich allerdings nur um die angemeldeten Prostituierten, die Dunkelzahl sei wie so oft weitaus höher, sagt der Vorsitzende des Bündnisses Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V., Frank Heinrich, gegenüber ntv.de. "Wir wissen auch von vielen anderen Städten, dass die Zahl der nicht angemeldeten Frauen sehr viel höher liegt." Es lasse sich deshalb auch nicht nachprüfen, ob die Frauen der Prostitution freiwillig nachgehen. "Wir wissen aber von sehr vielen, die in der Ukraine ganz anderen Berufen nachgegangen sind. Dort waren sie Friseurinnen, Hotelfachfrauen oder ähnliches." Hier sind Sie dann Prostituierte, was darauf schließen lasse, dass viele das nicht freiwillig machen. "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering." Aus Scham würden die meisten Frauen das allerdings kaum zugeben.

"Endlich neues Frischfleisch"

In deutschen Freierforen zeichnete sich eine entsprechende Nachfrage bereits im März 2022 deutlich ab. In diesen Foren tauschen Männer ihre Erfahrungen und Wünsche über Prostituierte aus. Dort lassen sich laut GGMH Aussagen finden, wie: "Könnte gut werden. Endlich neues Frischfleisch. Wir haben jetzt jahrelang diese Weiber aus Rumänien und Bulgarien ge*** Langsam reicht es. Und Frauen aus der Ukraine sind viel hübscher und geiler." Oder auch: "Hab mich am Hauptbahnhof umgesehen, wer da ankommt. Teils richtig scharfe Frauen. Da können wir uns freuen, wenn sich bald einige was dazuverdienen möchten."

Aus diesen Chat-Nachrichten werde schnell klar, dass die Männer die Frauen als Ware ansehen. Ein "Stück Fleisch", was ihnen gehöre - denn davon seien die Männer überzeugt, so Heinrich. Vor Konsequenzen müssen sich die Männer ebenfalls nicht fürchten - Sex zu kaufen ist straffrei und selbst Vergewaltigungsfantasien sind, solange sie nicht als Taten nachgewiesen werden können, legal. "Da passiert mehr als noch vor fünf oder acht Jahren. Die Polizei hat dazugelernt, das Internet allerdings auch."

Perfide Taktiken sichern das Geschäft

Um die Frauen sexuell auszubeuten, gehen Menschenhändler mit teils unterschiedlichen Methoden vor. Geflüchteten werden beispielsweise Mietverhältnisse angeboten, bei denen der Preis dann so drastisch erhöht wird, dass sie diese nicht mehr bezahlen können. Die Abzahlung solle dann mit körperlicher Arbeit geleistet werden, erklärt Heinrich. Das werde oft auch Armutsprostitution genannt. "Tatsächlich ist es aber eine Schuldknechtschaft. Es wird eine Schuld produziert, 'Ich nehme dich mal auf, jetzt hast du was abzuleisten'."

Eine andere Taktik ist auch die sogenannte "Loverboy-Methode". Dabei gehen Männer gezielt in Länder wie die Ukraine und fangen Liebschaften mit Frauen an, um diese emotional abhängig von ihnen zu machen, so Heinrich. Später in der Beziehung kommen dann plötzlich Schuldenprobleme, bei denen die Frau helfen soll, schnell Geld einzutreiben. "Oft haben diese Männer mehrere solcher Beziehungen parallel." Die Einwilligung zur Prostitution passiere dann meist aus einer emotionalen Abhängigkeit heraus. Statistisch gesehen sei das die häufigste Form von sexueller Ausbeutung.

Auch über vermeintliche Au-Pair-Programme wurden junge Frauen bereits vor dem Krieg nach Deutschland gelockt, die dann in der Prostitution landen. Viele ukrainische Eltern würden ihre Kinder deshalb nicht mehr als Au Pair nach Deutschland schicken, wie Heinrich weiß. Die meisten Fälle von Prostitution blieben aber unentdeckt, weil auf den Frauen eine solche Scham laste. Oft werde eine kriminelle Situation erzeugt, indem falsche Papiere dazu führen, dass die Frauen nicht zur Polizei gehen. "Es gibt sehr verschiedene Zugänge dazu."

Laxe Gesetzgebungen machen leichtes Spiel

Die Menschenhändler dagegen haben größtenteils leichtes Spiel. "Es ist in Deutschland einfacher, ein Bordell zu betreiben, als eine Tupperparty abzurechnen", sagt Heinrich. Die Gesetzgebung gebe sehr viele Freiheiten. Zwar trat 2017 das sogenannte Prostitutionsschutzgesetz in Kraft, das zumindest verlangt, dass die Frauen als Prostituierte angemeldet werden müssen. Das gilt national, die Handhabung liegt aber bei den jeweiligen Innenministerien der Bundesländer. "Die Kontrolle von Bordellen ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich", so Heinrich.

Es gehe sogar so weit, dass Bürger Angebote von Sex mit ukrainischen Frauen in ihren E-Mail-Postfächern vorfinden würden. Auch von russischen Frauen. Auch das habe im vergangenen Jahr massiv zugenommen.

Helfen könne deshalb nur Aufklärung. In einer TikTok-Kampagne der Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) wurde auf Ukrainisch vor den Tricks der Menschenhändler gewarnt und erklärt, wie die gesetzliche Situation ist. Damit konnten mehrere Hunderttausende Ukrainerinnen erreicht werden. "Die Rückmeldung war überwältigend. Dutzende Frauen haben sich gemeldet und gesagt, dass sie davon nichts wussten und sexueller Ausbeutung gerade noch so entkommen sind."