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Proteste in Lubmin: Tausende fordern Öffnung von Nord Stream 2

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Bei der Demonstration waren auch Schilder mit Aufschriften wie "Unsere Regierung muss weg" zu sehen.

(Foto: REUTERS)

Der harte Kurs der Bundesregierung gegen Russland stößt bei vielen Menschen auf Unverständnis. Im vorpommerschen Lubmin machen rund 3000 Demonstranten ihrem Ärger Luft. Sie verlangen die Öffnung von Nord Stream 2, bezahlbare Energie und die Aufhebung der Sanktionen gegen Moskau.

Für die Öffnung der deutsch-russischen Gaspipeline Nord Stream 2 und für bezahlbare Energie haben rund 3000 Menschen im vorpommerschen Lubmin demonstriert. Die Veranstalter hatten rund 5000 Leute erwartet. Die Kundgebung verlief bis zum späten Nachmittag friedlich, wie ein Polizeisprecher sagte. Nach Berichten des NDR kam es beinahe zu Handgreiflichten, als sich vier Menschen mit Ukraine-Flaggen und Plakaten mit der Aufschrift "Russia Is A Terrorist State" ("Russland ist ein Terrorstaat") vor der Bühne aufstellten. Demnach seien die Pro-Ukraine-Aktivistinnen schließlich zurückgedrängt worden, worauf sich die Stimmung entspannte.

Nord Stream 2 führt von Russland nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Gaspipeline ist fertiggebaut, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte die Bundesregierung aber die Inbetriebnahme ausgeschlossen. Russland schickt über die weitgehend parallel verlaufende Leitung Nord Stream 1 derzeit kein Gas mehr nach Deutschland und verweist auf technische Gründe. Die Bundesregierung hält diese Begründung für vorgeschoben.

Bei der Demonstration unter dem Motto "Damit unsere Heimat eine Zukunft hat - Nord Stream 2 endlich öffnen" forderten Redner auch, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben sowie den Rücktritt der Bundesregierung, wie der NDR berichtete. Auf Bildern war zu sehen, wie Teilnehmer Russland-Fahnen schwenkten und Plakate mit der Aufschrift "Wir sind das Volk" trugen. Auch Schilder mit der Aufschrift "Unsere Regierung muss weg" und "Rot-Gelb-Grün an die Ostfront" waren zu sehen.

Politologe: Forderung ist populistisch

Hinter den zunehmenden Protesten in der aktuellen Energiekrise steckten berechtigte Ängste, sagte der Rostocker Politologe Wolfgang Muno am Wochenende. So fürchteten etwa Unternehmern um ihre Betriebe. Die Ängste vermengten sich allerdings mit aus seiner Sicht unmöglichen Forderungen - etwa nach einem Ende der Sanktionen gegen Russland oder der Öffnung von Nord Stream 2. Mit Blick auf die Proteste sagte Muno: "Ob das jetzt eine Massenbewegung wird? Das ist schwierig zu sagen. Das sehe ich jetzt aber noch nicht."

Die Forderung etwa von Kommunalpolitikern im Nordosten, Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen, sei "im Grunde genommen billiger Populismus". Mit solchen nach seiner Ansicht unrealistischen Forderungen fische man am "trüben rechten Rand", sagte der Wissenschaftler. Warum solle durch Nord Stream 2 Gas fließen, während Russland nicht einmal mehr durch Nord Stream 1 liefere, fragte Muno. "Russland dreht uns ja gerade den Gashahn ab und zeigt ja, dass es einfach überhaupt kein verlässlicher Handelspartner mehr ist." Die Abkopplung von russischen Abhängigkeiten sei "alternativlos" geworden.