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Provoziert Neuer den Rauswurf?: Die Tage bis zum Showdown mit Nagelsmann sind gezählt

Provoziert Neuer den Rauswurf? Die Tage bis zum Showdown mit Nagelsmann sind gezählt

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Lustig war gestern: Manuel Neuer und Julian Nagelsmann

(Foto: IMAGO/ActionPictures)

Das Rätsel um das denkwürdige Interview von Manuel Neuer ist immer noch nicht gelöst. Was genau wollte der Kapitän des FC Bayern München mit seinem offenherzigen Worten wohl bezwecken? Doch egal, was es auch ist: Eine Zusammenarbeit mit Trainer Nagelsmann scheint ausgeschlossen!

"Das ist so, ja." Es ist jetzt knapp sechs Jahre her, dass diese vier Wörter in einem Interview in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" dem damaligen BVB-Trainer Thomas Tuchel das Ende seiner Zeit bei Borussia Dortmund via Medien verkündeten. BVB-Geschäftsführer Aki Watzke hatte diesen Satz, der mit einer ungeheuren Sprengkraft daherkam, in einem Interview auf die Frage, ob es einen Dissens zwischen ihm und Tuchel gebe, geantwortet.

Die offenherzigen Worte von Watzke waren ihm damals nicht einfach so rausgerutscht. Ganz im Gegenteil. Der erfahrene BVB-Geschäftsführer hatte die Brücke für die spätestens ab jetzt nicht mehr zu verhindernde Freistellung von Thomas Tuchel gebaut. Das Tischtuch zwischen dem damaligen Trainer und der Dortmunder Vereinsführung war zerschnitten - nun sollte es auch die Öffentlichkeit erfahren. Keinen anderen Sinn und Zweck hatte dieses Interview, das der heutige Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk damals mit Watzke führte.

Der Bruch als strategisches Ziel?

In seinem Newsletter "Fever Pit'ch" hat eben dieser Pit Gottschalk heute Morgen noch einmal die alles entscheidende Frage ("Was bezweckte Manuel Neuer mit seinem Interview?") aufgeworfen - doch vor einem Hintergrund, der den allermeisten Lesern auf den ersten Blick vermutlich nicht so geläufig sein mag. Denn auch dieses Gespräch mit den beiden Journalisten Raphael Honigstein ("The Athletic") und Philipp Selldorf ("Süddeutsche Zeitung") dient einzig und allein einem bestimmten Zweck und wurde, davon kann und muss man ausgehen, vom Neuer-Lager bewusst inszeniert. Sprich: Geplant und ausgeführt mit einer konkreten Idee, was dieses Interview am Ende auslösen und bezwecken soll. Nun darf allerdings erst einmal fleißig gerätselt werden, was denn dieser Plan tatsächlich enthielt - und ob zwischen der eigentlichen Idee und dem Erreichen des Ziels womöglich noch ein paar Meter liegen.

Pit Gottschalk vermutet, Manuel Neuer könnte es auf den "endgültigen Bruch" mit der Führungsriege der Bayern angelegt haben. Ein naheliegender Verdacht, denn anders als vor dreizehn Jahren, als Philipp Lahm in einem denkwürdigen Interview die Spitze des FC Bayern München insbesondere für ihre Transferpolitik attackierte und er damit seine neu gewonnene Führungsrolle in der Nationalmannschaft und bei den Bayern untermauerte, handelt Manuel Neuer, genau wie es Oliver Kahn unmissverständlich und direkt feststellte, nicht im Sinne der "gemeinsamen Ziele" des Vereins.

Ob Manuel Neuer allerdings mit seinem Interview tatsächlich den endgültigen Bruch, sprich seinen Rauswurf, provozieren wollte, darf bezweifelt werden. Denn Neuer hat mit der Europameisterschaft im nächsten Jahr im eigenen Land noch ein großes sportliches Ziel - und wird dieses mit einem möglichen Ausscheiden beim Rekordmeister sicherlich nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen. Denn die Frage, die sich natürlich auch das Neuer-Lager vor diesem Gespräch gestellt haben wird: Wohin könnte der Kapitän des FC Bayern nach einem Rauswurf denn wechseln?

Es wird Konsequenzen geben

Vermutlich ist es eher so, dass der langjährige Torwart der Münchener mit seinem freizügigen Interview die Bühne freigibt für einen echten Showdown zwischen ihm und dem Trainer des FC Bayern, Julian Nagelsmann. Der sicherlich in Mannschaftskreisen nicht gänzlich unumstrittene Nagelsmann hat Manuel Neuer mit der Entlassung seines Freundes und Torwarttrainers Toni Tapalovic schließlich das "Herz rausgerissen". Eine emotionale Aussage, die in Zeiten von mehrfach klinisch reingewaschenen Interviews, aufhorchen lässt - und eine Ebene der Auseinandersetzung andeutet, die weit weg zu sein scheint von einer rein sachlichen Abwägung kommender Karriereschritte.

Im Augenblick kann Manuel Neuer verletzungsbedingt nur mit Worten für Schlagzeilen sorgen. Umso bedeutender ist dieses Interview einzuordnen. Der Keil, den der Keeper mit diesem schlagzeilenträchtigen Gespräch gesetzt hat, wird Folgen haben. Eine (erfolgreiche) Rückkehr unter dem Trainer Julian Nagelsmann scheint in jedem Fall ausgeschlossen. Für den FC Bayern bedeutet dies, dass die Führungsriege sich in den kommenden Wochen und Monaten wird entscheiden müssen. Neuer oder Nagelsmann?

Aber vielleicht wird den Bayern diese Entscheidung auch auf dem Platz abgenommen. Nach den beiden Spielen in der Champions League gegen Paris Saint-Germain wird man wohl schon mehr wissen. Und damit wären wir wieder beim Anfang dieses Textes. Thomas Tuchel hat mit dem BVB sicherlich noch eine Rechnung offen. Und mit welchem anderen Verein als dem FC Bayern München kann man diese wohl am besten begleichen?