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Putin lässt Top-Leute nicht mehr ins Ausland reisen

Vor dem Krieg sind russische Beamte regelmäßig zum Urlaub ins Ausland gereist. Jetzt fürchtet sich der Kreml wohl zu sehr vor Überläufern.

Hunderttausende Russen haben seit dem Überfall auf die Ukraine ihr Heimatland verlassen, aber für die Eliten in Staat und Gesellschaft ist der Weg ins Ausland so gut wie versperrt. Seit Kriegsbeginn hat der Kreml ein striktes System zur Kontrolle von Reisen wichtiger Beamter und Wirtschaftsbosse eingerichtet, wie eine Recherche der unabhängigen "Moscow Times" zeigt.

"Ohne individuelle Erlaubnis kann niemand irgendwo hingehen", sagte ein hoher russischer Beamter der Zeitung anonym. Auch Urlaubsfahrten und Reisen aus privaten Gründen seien für Funktionsträger inzwischen so gut wie verboten. Die Reisebeschränkungen seien der Versuch, "Beamte am Überlaufen" zu hindern, sagte der frühere KGB-Agent Gennady Gudkow. Um das System wasserdicht zu machen, hat sich der Kreml verschiedene Kontrollen ausgedacht.

"Es nervt einfach nur"

Schon vor dem Krieg mussten Beamte Auslandsreisen von ihren direkten Vorgesetzten absegnen lassen. Jetzt muss obendrein der nächst höhere Beamte die Reise ebenfalls genehmigen. "Trotz des Krieges muss Putin manchmal persönlich diese Listen durchgehen und schauen, wer aus welchem Grund wo hinreisen will", berichtet ein langjähriger Vertrauter Putins der "Moscow Times" anonym. "Die Entscheidung für dieses Vorgehen wurde ganz oben im Kreml getroffen."

Doch selbst wer Putins Erlaubnis bekommt, ist noch nicht außer Landes. Auch der Inlandsgeheimdienst FSB entscheidet, ob jemand verreisen darf oder nicht. Hohen Beamten und wichtigen Funktionsträgern nimmt der FSB schon im Vorhinein die Reisepässe ab, wie eine anonyme Quelle im Kreml der Zeitung verriet. Darüber führt der FSB eine Datenbank mit wichtigen Personen. Unter jedem Eintrag findet sich ein Kästchen, das abgehakt sein muss, damit die Person überhaupt verreisen kann.

So berichtet ein Beamter der Zeitung, wie er vor vier Monaten von einem Moskauer Flughafen aus eine Urlaubsreise ins Ausland antreten wollte, wie in den Vorjahren schon viele Male zuvor. Der Zollbeamte sei dann eine Stunde lang mit seinem Reisepass verschwunden. Dann habe man ihm gesagt, dass er nicht verreisen dürfe: "Kehren Sie bitte zu Pflichten zurück", habe der Beamte gesagt. Unter den verwöhnten russischen Eliten löst die Ausreisesperre Unmut aus: "Es nervt einfach nur."