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"Putinfreundlicher Kuschelkurs": Melnyk empört sich über Altkanzlerin Merkel

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Hat ein Huhn mit Merkel zu rupfen: Andrij Melnyk.

(Foto: picture alliance/dpa)

In einer Lobesrede für Helmut Kohl würdigt Angela Merkel dessen Weitsicht, "nie den Tag danach" aus dem Blick zu verlieren - und bezieht das auch auf mögliche Beziehungen zu Russland nach dem Krieg. Damit bringt die Altkanzlerin nun den ukrainischen Botschafter gegen sich auf.

Der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat sich empört über Äußerungen von Altkanzlerin Angela Merkel bei einer Veranstaltung der Kohl-Stiftung am Dienstagabend geäußert. Merkel hatte erklärt, Kohl hätte angesichts des Russland-Krieges "parallel immer auch das im Moment so Undenkbare" mitgedacht - und meinte damit die Wiederentwicklung der Beziehungen zu Russland.

Melnyk warf ihr vor, "schamlos" über diese Frage zu philosophieren, während sie "mit ihrem jahrelangen putinfreundlichen Kuschelkurs Moskaus Aggression gegen die Ukrainer" erst möglich gemacht habe. "Kaum zu fassen", schrieb Melnyk bei Twitter - und garnierte seinen Tweet mit einem "Facepalm"-Emoji. Kurze Zeit später löschte er den Eintrag wieder. 

Merkel hatte in einer Rede anlässlich des 40. Jahrestags der Wahl Kohls zum Kanzler "drei Prinzipien politischer Staatskunst" hervorgehoben, die ihn ausgezeichnet hätten: "die Bedeutung des Persönlichen in der Politik, den unbedingten Willen zum Gestalten und das Denken in geschichtlichen Zusammenhängen". Dies sei auch in der aktuellen Lage bedenkenswert. So glaube sie, dass Kohl heute alles daran setzen würde, "die Souveränität und die Integrität der Ukraine zu schützen und wiederherzustellen".

Würdigung für Kohl

Zugleich habe der CDU-Politiker in Fragen derartiger Tragweite nie "den Tag danach" aus dem Blick verloren, so Merkel weiter. Auf heute übertragen würde Kohl "parallel immer auch das im Moment so Undenkbare, schier Unvorstellbare mitdenken - nämlich wie so etwas wie Beziehungen zu und mit Russland wieder entwickelt werden können", sagte die Altkanzlerin. "Beides würde er natürlich niemals in einem deutschen Alleingang angehen."

Melnyk ist bekannt dafür, in nicht immer diplomatischer Art und Weise die deutsche Debatte um den Angriffskrieg Russlands auf sein Heimatland zu kommentieren. Als Botschafter war Melnyk deshalb umstritten. Inzwischen steht seine Abberufung fest, er wird im Oktober in Kiew einen neuen Posten im ukrainischen Außenministerium übernehmen.